Hagen. Doch kein eigener Ausbau, Kündigungen, Unmut bei den Kunden: Giganetz beantwortet Fragen zum Glasfaserausbau in Breckerfeld.

Der Ärger um den Glasfaserausbau in Breckerfeld reißt einfach nicht ab. Das Unternehmen hatte zuletzt angekündigt, keinen eigenen Ausbau durchzuführen. Giganetz hatte dazu wörtlich mitgeteilt: „Die Deutsche Giganetz hätte den Ausbau in Breckerfeld gern wie vorgesehen im Rahmen der bestehenden Kooperationsvereinbarung realisiert. Da jedoch ein Wettbewerber vor Ort tätig ist, richten wir uns konsequent nach unseren Grundsätzen und verzichten auf einen Überbau“.

Daraufhin hatten mehrere Kunden eine Kündigung eingereicht - ohne Erfolg. Sie wurden vom Unternehmen, das im Juni 2023 das Projekt groß in der Stadt vorgestellt hatte, nicht akzeptiert. Vielmehr wurde telefonisch die Auskunft erteilt, dass der Ausbau und Anschluss in Breckerfeld schon bald erfolgen würde. Die Redaktion hat daher noch einmal bei dem Unternehmen nachgefragt, wie der aktuelle Stand ist und was das für die Kundinnen und Kunden bedeutet, die einen Vertrag mit dem Unternehmen abgeschlossen haben. Doch einen Zeitplan für den Ausbau (nach Informationen der Redaktion wurden bislang keine Anträge dazu eingereicht) oder einen möglichen Anschluss kann das Unternehmen nach wie vor nicht nennen.

1. Warum werden Kündigungen nicht akzeptiert, obwohl Sie angekündigt haben, doch nicht in Breckerfeld auszubauen?

„Im Rahmen unserer Vermarktung in Breckerfeld haben uns viele Bürgerinnen und Bürger ihr Vertrauen geschenkt, indem Sie ein entsprechendes Vertragsverhältnis mit uns eingegangen sind. Durch eine neu zu bewertende Wettbewerbssituation vor Ort geht der Ausbau nicht so schnell wie ursprünglich geplant voran. Wir halten an unserem Liefer- und Leistungsversprechen fest und gehen davon aus, dass wir in jedem Fall, unabhängig des ausbauenden Unternehmens, unsere Dienste erbringen und unsere Kundinnen und Kunden ihren kostenlosen Glasfaseranschluss inklusive des abgeschlossenen Vertrags unter den vereinbarten Konditionen erhalten werden“, teilt das Unternehmen dazu mit.

2. Wenn kein Überbau bzw. eigener Ausbau erfolgt – wie sollen die Kunden dann trotzdem über Sie an das schnelle Netz angeschlossen werden, wie vertraglich vereinbart?

„Sollte kein eigener Ausbau durch unser Unternehmen erfolgen, können wir unsere Kundinnen und Kunden dennoch gemäß unserem Liefer- und Leistungsversprechen an das Glasfasernetz anschließen - vorausgesetzt, es besteht ein Wholebuy-Vertrag mit dem ausbauenden Telekommunikationsunternehmen.“

3. Wann wird es Anschlussmöglichkeiten geben? Und wie und wann werden die Kunden darüber informiert?

„Die Anschlussmöglichkeiten werden zur Verfügung stehen, sobald das derzeit im Ausbau befindliche Telekommunikationsunternehmen seine Arbeiten abgeschlossen hat und eine entsprechende Vereinbarung getroffen wurde. Einen konkreten Zeitplan können wir zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht nennen. Selbstverständlich werden wir unsere Kundinnen und Kunden rechtzeitig und umfassend informieren.“

Es sieht also danach aus, als wäre das Unternehmen nun doch auf eine Kooperation mit der bereits ausbauenden Telekom-Tochter „Glasfaserplus“ aus.

M. Kleinrensing WP Hagen
Während Giganetz-Kunden seit vielen Monaten auf den Start der Arbeiten warten, hat Telekom-Tochter Glasfaserplus längst mit den Arbeiten begonnen. © WP | Michael Kleinrensing

Das sagt die Verbraucherzentrale

Die Redaktion hatte dazu auch bei der Verbraucherzentrale nachgefragt: Dort betonte man, dass Verzögerungen kein Einzelfall seien. Zunächst müsste man klären, was der Grund für die Verzögerung sei. „Zumindest eine grobe Einschätzung sollte durch den Anbieter möglich sein“, hieß es mit Blick auf einen Anschlusstermin. Grundsätzlich gelte, dass von einem Vertrag zurückgetreten werden könne, wenn die Leistung nicht erbracht wird.

„Dafür muss allerdings eine angemessene Frist gesetzt werden, um dem Anbieter die Möglichkeit der Leistungserbringung zu geben“. Es sei beispielsweise relevant, ob im Vertrag ein konkretes Datum für den Anschluss genannt wird oder der Anbieter schon einmal den Ausbau verschoben hat. Laufe die gesetzte Frist ohne Erfolg ab, könnten Betroffene vom Vertrag zurücktreten. Betroffene könnten sich gerne zur Klärung an die Beratungsstellen der Verbraucherzentrale wenden.

„Zumindest eine grobe Einschätzung sollte durch den Anbieter möglich sein.“

Verbraucherzentrale
mit Blick auf einen Anschlusstermin für Glasfaser

Das sagt die Stadt Breckerfeld

Die Stadt Breckerfeld war zuletzt von der Kooperationsvereinbarung (die Vereinbarung beinhaltete beispielsweise, dass Unternehmen und Stadt sich gegenseitig unterstützen, zum Beispiel bei Grundstücksfragen oder Werbemaßnahmen) zurückgetreten. Bereits seit dem Sommer hat es keinen Kontakt mehr zur Stadtverwaltung gegeben. Dementsprechend ist auch in der Verwaltung das Thema ein großes: „Es gibt zahlreiche Anrufe und Nachfragen“, so Bürgermeister André Dahlhaus, der im gleichen Zug betont: „Ich bin wirklich enttäuscht vom Unternehmen. Statt klare Aussagen zu treffen, werfen sie den Kunden nur Knüppel zwischen die Beine. Dafür habe ich absolut kein Verständnis.“