Hohenlimburg. Für Wilhelm Möller sind Tablet und Smartphone wichtige Hilfsmittel. Unter seinen Mitbewohnern im Seniorenheim in Hohenlimburg fällt er auf
Wilhelm Möller steht nicht gern in der Öffentlichkeit. Dabei hätte der Senior so viel zu erzählen: denn mit 99 Jahren ist Wilhelm Möller nicht nur der älteste Bewohner des Hülsemann-Hauses in Hohenlimburg. Vielmehr beweist er auch, dass es nie zu spät ist, etwas Neues zu lernen und auszuprobieren: „Vor knapp 15 Jahren ist meine Frau verstorben. Ich habe nach ihrem Tod meinen Alltag alleine gemeistert und mir irgendwann überlegt, dass ich mir auch mal ein Tablet kaufen könnte“, berichtet er.
Erste Telefon mit Wählscheibe
Geboren im Jahr 1925, hat Möller den Wandel der Zeit hautnah miterlebt. Er erinnert sich noch genau an das erste Telefon mit Wählscheibe und seinen ersten Fernseher: „Wir hatten damals eine Zimmerantenne, das Kabel führte direkt an der Wand entlang, damit wir einigermaßen Empfang hatten.“
Seit knapp sechs Monaten lebt Möller in der Einrichtung der Diakonischen Altenhilfe Siegerland: „Ich wollte noch gar nicht in ein Heim. Nach einem Krankenhausaufenthalt war ich in der Kurzzeitpflege hier. Ich habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt und mich dann doch für einen Umzug entschieden. Schließlich bekommt man nicht so einfach einen Platz in einer Einrichtung“, berichtet der 99-Jährige.
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Tablet neben dem Bett
Sein Tablet hat er direkt neben seinem Bett auf dem Nachtschränkchen liegen, so kann er morgens sofort lesen, was in der Welt und vor allem in Hagen los ist: „Eine Zeitung habe ich nicht mehr. Ich lese am liebsten Meldungen und Polizeiberichte aus Hagen. Und ein wenig zur Weltpolitik, wobei mich das Thema Politik nie groß interessiert hat, dann schon eher Sport.“
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Seltener Anblick
Bevor er nach Hohenlimburg in die Pflegeeinrichtung umgezogen ist, hat er immer in Wehringhausen gewohnt. Gerne denkt er an die Zeit als Kind zurück und daran, wie er mit seinen beiden älteren Schwestern auf der Straße gespielt hat: „Damals gab es nur wenige Autos und die waren tagsüber nicht da, also konnten wir Kinder einfach auf der Straße spielen.“ Mit 14 begann er die Ausbildung als Werkzeugmacher bei der Varta. „Es war eine sehr gute Ausbildung. Der Schulunterricht fand direkt vor Ort statt, es kam extra ein Berufsschullehrer in die Firma.“
„Ich habe zehn Jahre lang Gedächtnistraining an der Volkshochschule gemacht. Doch aufgrund der Corona-Pandemie pausierte der Kurs lange Zeit und später habe ich nicht wieder angefangen. Stattdessen versuche ich mich jetzt mit meinem Tablet und Smartphone weiter fit zu halten.“
Nach dem Krieg bei Varta
Abitur sei damals für Wilhelm Möller nicht möglich gewesen, ich habe dann drei Semester der sogenannten Ingenieur-Vorschule nach der Ausbildung gemacht, bis der Krieg dazwischenkam und ich eingezogen wurde. Nach Ende des Krieges ging Wilhelm Möller zurück zur Varta und arbeitete dort mehr als 50 Jahre bis er schließlich in Rente gegangen ist.
Im Kopf ist Wilhelm Möller topfit: „Ich habe zehn Jahre lang Gedächtnistraining an der Volkshochschule gemacht. Doch aufgrund der Corona-Pandemie pausierte der Kurs lange Zeit und später habe ich nicht wieder angefangen. Stattdessen versuche ich mich jetzt mit meinem Tablet und Smartphone weiter fit zu halten.“

Ausnahme im Pflegeheim
Dass Menschen sich im Alter für moderne Technik interessieren sei sehr selten, sagt Sifet Sirokanovic, Pflegedienstleitung im Hülsemann-Haus. „Unsere ‚jüngeren‘ Bewohner, also ab 65 Jahre, die haben meistens ein Smartphone oder ein Tablet. Sie nutzen auch Streaming-Dienste. Aber Herr Möller ist da wirklich eine Ausnahme.“ Aufgefallen war sein Technik-Interesse bei der vergangenen Weihnachtsfeier der Einrichtung: „Ich war total überrascht als ich gesehen habe, das Wilhelm Möller Fotos mit seinem Smartphone macht. Ein sehr seltener Anblick“, so der Pflegedienstleiter.
Fotos mit dem Smartphone
„Namen kann ich mir einfach nicht so gut merken, deshalb fotografiere ich die Leute auch immer so gerne, damit ich ein Bild dazu habe“, fügt Wilhelm Möller schmunzelnd hinzu. Im Mai 2025 wird Wilhelm Möller seinen 100. Geburtstag feiern. „Es wird natürlich eine Geburtstagsfeier in unserem Haus für Wilhelm Möller geben. Und auch dann freuen wir uns schon auf viele tolle Fotos“, so Sirokanovic.