Hagen. Eine Grippe-Welle rollt über Hagen hinweg: Nur in einer Stadt in NRW ist die Inzidenz höher. So ist die aktuelle Situation.
Eine Grippewelle hat Hagen fest im Griff. Nirgendwo liegt die Inzidenz in Nordrhein-Westfalen höher als in der Volmestadt. Das Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen in Bochum verzeichnet in der aktuellen Kalenderwoche 282 Fälle. Die Inzidenz für Hagen liegt bei 350,12 und ist im Vergleich zur Vorwoche noch einmal erheblich gestiegen. Der NRW-Schnitt liegt bei 135,33.
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Die rasante Entwicklung wird besonders deutlich, wenn man die Zahlen der Erkrankten in den vier Wochen vor der aktuellen Woche betrachtet: Da nämlich lag die Zahl der Influenza-Fälle in Hagen in Summe bei „nur“ 686 Fällen.
Hohe Fallzahlen in Praxen
„Wir haben in den Hausarztpraxen gerade jeden Menge Fälle“, bestätigt auch Dr. Rolf Kinzius, Sprecher der Hausärzte in Hagen und selbst Inhaber einer Gemeinschaftspraxis auf Emst. „Auch junge Menschen erkranken und zeigen schwere Symptome. Ich habe den Eindruck, dass sich die eher geringe Impfbereitschaft gerade rächt.“

Kinzius weist darauf hin, dass es sich bei einer Influenza um eine schwerwiegende Erkrankung handelt. „Es gibt deutliche Unterschiede zu einer herkömmlichen Erkältung“, so der Mediziner.
Hohe Nachfrage nach Grippe-Medikamenten
Die aktuelle Grippewelle spüren auch die Hagener Apotheken: „Die Nachfrage nach Medikamenten und Kombi-Tests steigt“, sagt Katharina Klaas, Sprecherin der Hagener Apotheken, die selbst in der Einhorn-J-Apotheke in Eilpe arbeitet. Nachdem es vor zwei Jahren einen Engpass gegeben habe, könne davon aktuell nicht die Rede sein. „Klassisch helfen Paracetamol oder Ibuprofen, um Symptome zu lindern.“

„Fällt dieser Test positiv aus, wissen die Betroffenen genau, mit welchem Feind sie es zu tun haben.“
Bei der Diagnose helfen Kombi-Test, mit denen sowohl der Nachweis von Influenza in den Typen A und B, aber auch der einer RSV-Infektion oder Corona-Erkrankung möglich ist. „Fällt dieser Test positiv aus, wissen die Betroffenen genau, mit welchem Feind sie es zu tun haben“, so Katharina Klaas.
Auch Apotheken können impfen
Mittlerweile böten neben Hausarztpraxen auch einige Apotheken Schutzimpfungen gegen Influenza an. „Wenngleich das noch mit einem nicht unerheblichen bürokratischen Aufwand verbunden ist“, so Katharina Klaas, „im Grunde aber ist es ein gutes, niederschwelliges Angebot, dass auch von den Hausärzten in Hagen positiv gesehen und nicht als Konkurrenz betrachtet wird.“
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Dass den aktuellen Zahlen eine vermutlich hohe Dunkelziffer gegenübersteht - darauf verwies die Stadt Hagen in einer Mitteilung in der letzten Woche. Wörtlich hieß es: „Während bei COVID-19 der Krankheitsverdacht, die klinische Diagnose und der Tod meldepflichtig sind, greift die Meldepflicht bei Influenza und RSV bei einem positiven Testnachweis durch Fachpersonal. Meist kämen aber Schnelltests zum Einsatz, die als Kombi-Test alle drei Erreger abdecken und in Apotheken sowie Drogeriemärkten erhältlich sind. Die Meldepflicht liege alleinig beim Fachpersonal, weshalb das Gesundheitsamt entsprechend von einer hohen Dunkelziffer ausgeht.
Drei Erreger - ähnliche Symptome
Die aktuelle Lage beurteilt Stadtsprecherin Franziska Michels: „Influenza ist anders als beispielsweise COVID-19 ein saisonales Geschehen der Wintermonate. Ähnlich wie in den Jahren zuvor, sind auch in diesem Jahr erste Fälle im Dezember aufgetreten. Seit der dritten Kalenderwoche 2025 sieht das Gesundheitsamt einen exponentiellen Anstieg im Sinne einer sogenannten Grippewelle, die ihren Höhepunkt scheinbar noch nicht erreicht hat.“
Alle drei Erreger, so die Stadt, führten zu Erkältungs- oder Grippe-Symptomen, unterscheiden sich jedoch in der Inkubationszeit und deren Ausprägung. Bei COVID-19 und Influenza sind ältere oder vorerkrankte Personen besonders gefährdet, sich zu infizieren, wogegen beim RS-Virus auch Säuglinge zur Risikogruppe zählen.
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Für alle drei Erreger stünden, so die Stadt, Impfungen zur Verfügung, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für bestimmte Personengruppen empfohlen würden. Im Fall von RSV wird zudem seit dieser Saison erstmalig für alle Säuglinge eine Prophylaxe mit Antikörpern nahegelegt, die Schutz für eine Saison bietet.
Umsichtiges Verhalten hilft
Auch ohne Impfung könne die Verbreitung von Viren durch umsichtiges Verhalten gemindert werden. Es gelten die bekannten Vorsichtsmaßnahmen wie Abstand halten, regelmäßiges und gründliches Händewaschen und das Tragen einer (FFP2-)Maske im unvermeidbaren Nahfeldkontakt mit anderen Personen.