Hagen. Laura und Daniel heiraten bald - und haben ihre eigenen Eheringe entworfen und geschmiedet. Ein Besuch in der Goldschmiede von Jens Walther:

Sie wollten nichts von der Stange. Nichts, was man einfach so im Internet oder im Laden kaufen kann. Sie wollten etwas Besonderes. Sie wollten Eheringe, mit denen sie auch echte und reale Erinnerungen verbinden. „Man kann sich für alles Geld der Welt etwas kaufen, aber solche Momente vergisst man nicht. Und ich finde es besonders schön, wenn ich dieses eigene Erinnerungsstück vielleicht einmal weitervererben kann“, sagt Laura Rajzynier (29) und lächelt.

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Goldschmied Jens Walther mit Laura Rajzynier und Daniel Dreesen: Sie schmieden gemeinsam die Eheringe für die Hochzeit des Paares - aus altem, eingeschmolzenem Familienschmuck. © WP | Michael Kleinrensing

Laura Rajzynier und Daniel Dreesen (37) stehen hier in Wehringhausen, in der Goldschmiede von Jens Walther. Sie sind für diesen besonderen Termin extra den Weg aus Unna hergekommen, um gemeinsam mit dem erfahrenen Goldschmied ihre Eheringe zu schmieden. „Dabei entstehen Ringe, die sonst wirklich niemand hat. Auch das fanden wir an der Idee so schön“, sagt die 29-Jährige.

Jens Walther ist schon seit vielen Jahren selbstständig - und bietet genauso lange bereits Ganztagskurse oder Trauringworkshops für angehende Ehepaare, die etwas Besonderes suchen. „Die Ringe werden zum Beispiel aus mitgebrachten Gold- oder Silberstücken gefertigt, bei Bedarf mit zusätzlichem Material von mir. Das Angebot ist sehr gefragt“, sagt Walther und zeigt auf den vollen Terminkalender an der Wand, auf dem bereits etliche Termine von Brautpaaren vorgemerkt sind. Laura Rajzynier und Daniel Dreesen sind bei einem gemeinsamen Familienausflug ins Hagener Freilichtmuseum auf ihn aufmerksam geworden. „Uns war sofort klar: Wir wollen das mit Jens machen. Wir fanden seine Arbeit toll“, sagen beide.

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Laura Rajzynier und Daniel Dreesen mit dem vorgefertigten Modell und dem eingeschmolzenem Gold (rechts), aus dem der Ehering für Laura Rajzynier entstehen soll. © WP | Michael Kleinrensing

Es geht hinaus ins Leben

Also haben sie ein erstes Treffen vereinbart, die Ideen besprochen und Ringgrößen ausgemessen. Jens Walther hat daraufhin Modelle nach den Wünschen des Paares angefertigt. Aber heute müssen sie selbst an der Werkbank ran, während Jens Walther mit wachem Auge und Tipps über jeden Arbeitsschritt wacht. Zunächst werden das Gold bzw. Silber eingeschmolzen. Erst dann beginnt der wirkliche handwerkliche Prozess.

Es wird gewalzt, gebogen, gesägt, geschweißt, zusammengelötet, geschliffen, poliert. „Drei Stunden circa dauert der gesamte Prozess - je nachdem, was das Paar sich vorstellt. Man muss auf jeden Fall Vertrauen haben. Fast bis zum Ende denken sich viele Paare: Und das sollen jetzt unsere Ringe sein?“, sagt Walther und lacht. Erst mit den allerletzten Schritten würde dann das wirkliche Ergebnis sichtbar.

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Drei Stunden dauert der gesamte Prozess, bis die Ringe final fertig sind. © WP | Michael Kleinrensing

Für den Goldschmied sind diese Termine immer besonders schön: „Es geht für die Paare hinaus ins Leben, die Termine sind immer bestimmt von Positivität, guter Laune und Freude. Da steckt einfach so viel Persönliches drin“, sagt der Goldschmied. Und das nicht nur aus dem Grund, dass die Paare oft eigene Erinnerungsstücke mitbringen, die für die neuen Ringe eingeschmolzen werden - wie in diesem Fall Goldschmuck aus der Familie der 29-Jährigen. Der Ring für ihren Bald-Ehemann wird Silber, ganz schlicht. „Denn eigentlich trage ich keinen Schmuck“; sagt Daniel Dreesen.

Walther hat seine Werkstatt schon seit vielen Jahren in Wehringhausen. Vorher betrieb er ein kleines Atelier in Haspe. „Ich war schon immer ein kreativer Geist - und ich bin total gerne hier im Viertel. Trotz aller Ambivalenzen, die es vielleicht gibt“, blickt er auf Wehringhausen und die vielen Vorurteile, die es gegenüber dem Stadtteil gibt.

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Daniel Dreesen an der Werkbank: Das eingeschmolzene Gold muss noch zurechtgesägt werden. © WP | Michael Kleinrensing
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Jens Walther zeigt an einem Modellring, wie die Arbeitsschritte funktionieren. © WP | Michael Kleinrensing
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Sägen, schleifen, polieren: Bis die Eheringe sich sehen lassen können, braucht es mehrere Arbeitsschritte © WP | Michael Kleinrensing
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Goldschmied Jens Walther ist bereits seit vielen Jahren selbstständig - er bietet unter anderem die Workshops und Kurse bei sich an. © WP | Michael Kleinrensing
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Modellring - und das Material, aus dem später die richtigen Ringe gefertigt werden. © WP | Michael Kleinrensing