Breckerfeld. Claudia Kuhnig hat vor 25 Jahre den Salon in Breckerfeld übernommen. Sie sei der Familien-Friseur im Ort - sagt sie. Was den Salon ausmacht.
Vielleicht hat sie auf diese Frage gewartet. So ein Friseursalon im Herzen von Breckerfeld ist für eine Tageszeitung ja „Konkurrenz“. Eine echte Nachrichtenbörse. Ein Ort, an dem sich Menschen begegnen. An dem sie sich austauschen. An dem sie einander Geheimnisse anvertrauen. Und mittendrin eine Frau, die diesen Salon vor 25 Jahren von ihrem Vater übernommen hat. Wer also sollte besser Bescheid wissen über das, was die Breckerfelder gerade bewegt, als Claudia Kuhnig. Also: Worüber spricht sie, diese Stadt?
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Claudia Kuhnig lächelt und schweigt für einen längeren Moment. Dann sagt sie: „Ja. Manchmal sind Friseure auch kleine Psychologen. Manche Kunden kommen mit traurigem Gesicht rein und gehen mit einem Lächeln. Aber das, was uns die Menschen erzählen, ist bei uns auch gut aufgehoben. Wir tratschen das ganz bestimmt nicht rum.“
Der Familien-Friseur im Ort
Claudia Kuhnig und ihre vier Mitarbeiterinnen verbringen viel Zeit mit den verschiedensten Menschen. Selbst ein klassischer Herrenhaarschnitt ohne Waschen braucht einige Minuten, die man mit einem guten Gespräch überbrücken kann. Diese Begegnungen mit Breckerfeldern aller Generationen, mit Kindern, Eltern, Großeltern und Urgroßeltern - das ist es, was ihren Beruf, ihren Alltag ausmacht.
„Dass so viele so lange zusammenarbeiten - das erfüllt mich schon stolz.“
„Einige Kunden kommen schon seit meiner Ausbildung. Wir sind ein echter Familien-Friseur im Ort“, sagt Claudia Kuhnig, selbst Mutter eines erwachsenen Sohnes. „Väter, die schon auf dem Motorrad im Salon gesessen haben, erscheinen heute mit ihren Kindern und heben die auf den Sitz.“ Dieses Motorrad ist Kult - besonders bei den kleinen Kunden, die eben nicht im Drehstuhl Platz nehmen, sondern auf der Maschine, die natürlich keine echte ist.

In gewisser Weise Kult sind auch die Mitarbeiter, die in diesem Salon schneiden. „Christl Dangl zum Beispiel ist schon seit mehr als 50 Jahren hier“, sagt Claudia Kuhnig, „Nathalie Weber war vor 25 Jahren meine erste Auszubildende. Und Anja Winkelkämper und ich haben im letzten Jahr Silberhochzeit gefeiert. Dass so viele so lange zusammenarbeiten - das erfüllt mich schon mit Stolz.“
„Meine Eltern waren Friseure, meine Tante war Friseurin - dieser Beruf ist mir in die Wiege gelegt worden.“
Beruf in die Wiege gelegt
Auch Claudia Kuhnig steht schon wesentlich länger als 25 Jahre in dem Salon an der Schulstraße. „Meine Eltern waren Friseure, meine Tante war Friseurin - dieser Beruf ist mir in die Wiege gelegt worden“, sagt jene Frau, die sich auch als Künstlerin in Breckerfeld einen Namen gemacht hat und die 1977 ihre Ausbildung im Betrieb des Vaters begonnen hat. „Ende Januar 2000 ist er verstorben. Da stand ich vor der Entscheidung, den Salon zu übernehmen.“

Eine, die sie bis heute nicht bereut habe. „In der Anfangszeit hatte ich mal das Angebot, als Farbberaterin zu arbeiten“, sagt Claudia Kuhnig, die durch ihre durchaus erfolgreiche Teilnahme an Wettbewerben - unter anderem war sie NRW-Meisterin - beste Kontakte in der Szene geknüpft hatte. „Das ging damals leider aber nicht. Ich wäre vor allem an Wochenenden unterwegs gewesen. Irgendwie war ich damals auch enttäuscht. Aber wenn ich heute zurückblicke, ist alles gut, so wie es ist.“
50-jähriges Salon-Jubiläum ist das nächste Ziel
So wie es ist, soll es auch weiter bleiben. Während immer mehr Salons in der Umgebung zuletzt die Segel gestrichen haben, denkt Claudia Kuhnig nicht ans Aufhören. „Dass so viele so lange zusammenarbeiten - das erfüllt mich schon stolz“, sagt sie, „ich habe mir selbst zwar vorgenommen, ein bisschen kürzerzutreten. Aber in zwei Jahren ist es 50 Jahre her, dass mein Vater hier angefangen hat. Das ist mein nächstes Ziel.“
Bis dahin gehen sie und ihr Team weiter mit Trends und Moden. „Die Dauerwelle kommt zurück - bei jungen Männern. Hier waren schon 15-Jährige im Salon und haben sich eine Dauerwelle machen lassen“, sagt sie. Der Granny-Look (Frauen, die bewusst graue Haare zeigen und sich sogar grau färben) sei hingegen out. Stattdessen lägen seichte Farbübergänge bis hin zum Violett im Trend.