Hagen. Die Hagenerin Jana Fischer schreibt Witze für Comedy- und Satireshows im Fernsehen. Nicht immer eine leichte Aufgabe, wie sie erzählt.
Wenn freitags die ZDF-Satiresendung „Heute Show“ über die Fernseher flimmert, sind dort auch Witze von Jana Fischer zu hören. Die Berchumerin schreibt als Autorin für verschiedene Satire- und Comedysendungen im Fernsehen und im Radio. Im Gespräch führt die 34-Jährige, die in Hohenlimburg zur Schule ging, hinter die Kulissen.
Frau Fischer: Sie haben früher als Freie Mitarbeiterin für diese Zeitung, die Westfälische Rundschau, gearbeitet. Heute sind sie Autorin für Satiresendungen. War Ihnen die Lokalzeitung nicht witzig genug? (zwinkert mit dem Auge)
(lacht) Ich habe Journalistik studiert und konnte beim WDR ein Volontariat machen. Hierbei durfte ich unter anderem in der Unterhaltungsredaktion von WDR 5 arbeiten. Dort habe ich gemerkt, dass ich Geld dafür bekommen kann, wenn ich Witze mache - und fand das super. So bin ich langsam von der journalistischen Ausbildung über freie Mitarbeit in die lustige Aufbereitung der Themen gerutscht.
Dabei haben Sie eine sehr bequeme Position. Sie schreiben die Gags, performen aber nicht vor der Kamera und kriegen deshalb auch keine Kritik ab.
Beim Radio spreche ich Beiträge selbst und da wird mein Name genannt. Da kommt es vor, das Hörerinnen und Hörer sich beschweren. Aber bei den Fernsehformaten bin ich aus der Schusslinie raus, das stimmt.
Lesen Moderatoren wie Oliver Welke bei der „Heute Show“ oder die Komikerin Carolin Kebekus, für die sie auch arbeiten, ihre Gags nur ab?
Nein, sie lesen nicht nur ab. Profis wie Oliver Welke oder Carolin Kebekus können die Witze sehr gut performen - viel besser als ich - und bekommen für die Performance auch mehr Lacher. Bei der „Heute Show“ beispielsweise schreibt Olli auch viel selbst. Wir sind acht Kolleginnen und Kollegen pro Sendung und die Anzahl der Witze, die von mir stammen, ist eher bescheiden. Es ist aber je nach Sendungsformat im Alltag unterschiedlich. Manchmal liegen montags die Themen vor und wir schreiben alle Witze, die uns dazu einfallen. Bei Carolin Kebekus beispielsweise sucht sich dann ein Head-Autor die Favoriten aus.
Sie und ihre Kollegen liefern also viele Witze, aber davon wird nur eine kleine Auswahl genommen?
Genau. Ein US-Late-Night-Autor hat mal gesagt: „Für Late-Night-Comedy zu schreiben, das ist wie Schreiben für einen Papierschredder“.
Wie ist das bei der „Heute Show“?
Bei der „Heute Show“ arbeiten wir immer in Zweier- oder Dreier-Teams. Der Montag ist wie die Referatsvergabe früher in der Schule. Da kommt Olli und verteilt die Themen: „Wir machen diese Woche Ampel-Aus, Ukraine und Krankenhausreform. Jana, willst du mit einem Kollegen Ukraine machen? - Muss ich? - Ja, weil du letzte Woche Kiffen machen durftest, das war das lustige Thema.“
Der Krieg in der Ukraine tobt seit bald drei Jahren. Kann man über dieses Thema überhaupt Witze machen?
Eben, es ist ein sehr ernstes Thema und schon oft drüber gesprochen worden. Es gibt aber auch Themen wie die Streitereien in der Ampel-Regierung im Herbst. Die waren lustig, wenngleich auch alle ähnlich.
Berühmt ist die „Heute Show“ für ihre Einspieler, in denen Reporter wie Lutz van der Horst und Fabian Köster bekannte Politiker schlagfertig in Wortwechsel verwickeln. Haben die Reporter vorher die Witze von Autoren wie Ihnen bekommen?
Es gibt extra einen Kollegen, der fragt, was Fabian und Lutz auf solchen Terminen machen könnten, aber der Großteil kommt von Fabian und Lutz spontan. Sie überlegen vorher, was sie die Leute fragen, und viel entsteht dann aus der Reaktion heraus.
In der Woche von Trump-Wahlsieg und Ampel-Aus hatte die „Heute Show“ die erfolgreichsten Quoten seit Jahren. Braucht es angesichts von Krisen und Unsicherheit in der Weltlage einfach das Lachen?
Lachen braucht es immer. In politisch turbulenten Wochen ist auch die Neugier besonders groß, was eine „Heute Show“ oder ein Satiriker wie Jan Böhmermann daraus machen. Ich habe aber das Gefühl, derzeit herrscht nicht nur das Bedürfnis, in so einer Woche die Nachrichten satirisch verarbeitet zu sehen. Die Leute wollen auch lockeren, eskapistischen Humor. Am Morgen nach dem Wahlsieg von Donald Trump war ich zwiegespalten. Ich hatte erst keine Lust, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen, konnte es aber für die Sendung nicht ignorieren. Ich schrieb die ersten Gags runter und dann ging es mir besser. Es war erleichternd, dass man gezwungen war, sich damit auseinanderzusetzen.
Witze schreiben ist für Sie also auch eine Art „Selbstreinigung“...
Eine erzwungene Selbstreinigung, ja.