Breckerfeld. Claudia Kuhnig freut sich auf ihre erste große Ausstellung. Im Ibach-Haus in Schwelm zeigt die Malerin aus Breckerfeld eine Auswahl ihrer Werke.
Manchmal holt er seine Gitarre raus, und sie sitzt vor ihrer Staffelei. Er musiziert so vor sich hin, und sie, sie kommt runter, sie entspannt, und sie beginnt, ihre Bilder zu malen. Es sind Momente der Ruhe, Momente der Harmonie in einem beruflichen und familiären Alltag, der immer wieder von Turbulenzen geprägt ist und war.
Auch interessant
Werke, bei denen sie ihr Lebensgefährte Thomas Arelt musikalisch begleitet hat, zeigt Claudia Kuhnig jetzt erstmals in einer eigenen großen Ausstellung im Leo-Theater im Ibach-Haus in Schwelm. „Querbeet“ heißt die Schau, die am Samstag, 11. Januar, um 17 Uhr an der Wilhelmstraße 41 eröffnet wird und in den kommenden acht Wochen immer während der Veranstaltungen zu sehen ist.
Friseurmeisterin, Geschäftsfrau und Künstlerin
Claudia Kuhnig, Mutter eines mittlerweile 25-jährigen Sohnes, der behindert ist und der bis zu einer Leber-Transplantation vor acht Jahren in höchster Lebensgefahr schwebte, Friseurmeisterin, Geschäftsfrau: „Manchmal“, sagt sie, „wundere ich mich selbst, wann ich noch die Zeit finde, kreativ zu sein.“
Sie findet dieses Zeit – oft an den Abenden, manchmal auch bis tief in die Nacht. Zuletzt vor dieser ersten großen Ausstellung immer häufiger. „Die Vorbereitung“, sagt Claudia Kuhnig, „war sehr intensiv.“ Und weiter: „Ich bin froh, dass ich jemanden an meiner Seite habe, der das alles mitmacht, der mir Kraft gibt, mich unterstützt. Ich denke, dass ich es nirgendwo schaffe, so nah bei mir selbst zu sein, wie bei der Malerei.“
Das Leben inspiriert die Künstlerin
Sie malt in ihrer Wohnung, meist aber in ihrem Atelier. Und weil das Leben die Künstlerin immer wieder inspiriert, sind darunter auch immer häufiger Bilder, die Gitarren zeigen. „Ich denke schon, dass ich mich in den letzten Jahren stark entwickelt habe“, sagt Claudia Kuhnig, die 2006 mit dem Malen begonnen hat. „Wenn ich darauf heute zurückblicke, dann wirken diese Bilder schon fast kindlich naiv.“
Es ist die eigene Arbeit, aber es ist auch der Austausch mit anderen, der die Künstlerin voranbringt. „Ich weiß noch, wie mir eine Kundin gut zugeredet hat, mich doch den Kunstfreunden Breckerfeld anzuschließen“, sagt Claudia Kuhnig. Die Bürgerstiftung Breckerfeld hatte damals Kunst schaffende Breckerfelder zu einem Treffen geladen. Der Vereinigung, die sich aus diesem erstem Treffen heraus gegründet hat, gehören heute noch acht Künstler an. „Ich bin Mitglied der ersten Stunde. Wir treffen uns einmal im Monat, geben gemeinsam Kurse, gestalten das Kunstschaufenster an der Frankfurter Straße regelmäßig neu. Viele Ausstellungen haben wir zusammen auf die Beine gestellt.“
Neue Techniken und Materialien
Hinzu kommen Kurse bei Brigitte Skerra und Elvira Gessner, die Claudia Kuhnig besucht. „Neue Techniken zu erlernen, mit neuen Materialien zu arbeiten – das war und ist mir wichtig. Früher hätte ich mich nicht getraut, Acryl, Kreise und Ölfarben zu kombinieren. Heute wage ich mich an so etwas heran.“
Museumsnacht im Salon
Claudia Kuhnig lebt und arbeitet seit mehr als 30 Jahren in Breckerfeld.
Sie hat 2006 das Malen für sich entdeckt. Drei Jahre lang hat sie eine Malschule in Hohenlimburg besucht.
Seit 2010 gehört sie den Kunstfreunden Breckerfeld an.
Seit 2013 beteiligt sich Claudia Kuhnig mit ihrem Salon an der Museumsnacht.
Es entstehen immer neue Bilder – mal gegenständlich, mal abstrakt, mal sehr modern. Und so wurde es höchste Zeit für diese erste eigene Ausstellung. „Ich habe mich nach passenden Räumen umgesehen und war sofort begeistert vom Ambiente, als ich bei einer Veranstaltung im Leo-Theater war. Das ist für meine erste Ausstellung ein sehr passender Rahmen“, sagt Claudia Kuhnig, „diese Schau ist auch Ausdruck meiner Vielfältigkeit.“
Gemeinsam mit ihrem behinderten Sohn kreativ
Nach der Eröffnung will Claudia Kuhnig dann wieder mehr Zeit finden, um gemeinsam mit ihrem Sohn Justin zu malen. „Das macht er total gerne. Aber er möchte dann auch, dass ich sehr intensiv für ihn da bin“, sagt Claudia Kuhnig, „Justin arbeitet in einer Kreativwerkstatt an der Dödterstraße. Wenn er nicht behindert wäre – dann wäre er bestimmt Künstler geworden.“
So wie die Mama.