Breckerfeld/Hagen. Heftiger Schnee hat dazu geführt, dass die Hagener Straßenbahn den Betrieb eingestellt hat. Früher fuhren Busse auf Schnee bis Breckerfeld.
Diese Bilder liefern den Beweis: Die Straßen in Breckerfeld sind von Schnee bedeckt, und trotzdem hat die Buslinie 11 der Hagener Straßenbahn keine großen Probleme, die Hansestadt zu erreichen. Die Fotos stammen aus dem Archiv Rudat/Göbel. Entstanden sind sie in einer Zeit, als die Winter noch richtige Winter waren und niemand über den Klimawandel diskutierte. In den 60er und 70er Jahren.
Die Bilder aus diesem Winter zeigen hingegen ein anderes Bild. Da stehen Busse an Haltestellen und fahren keinen Meter mehr. Am Donnerstag, als es in Hagen und Breckerfeld besonders heftig schneite, sah sich die Hagener Straßenbahn gezwungen, den Verkehr einzustellen. Und zwar nicht nur auf der Linie 512, die heute die Selbecke hoch bis Breckerfeld fährt, sondern gleich auf allen Linien. Über einige Stunden hinweg ging nichts mehr.
Busse fuhren selbst auf nicht geräumter Straße
„Das hat verschieden Gründe“, sagt Jörg Rudat der gemeinsam mit seinem Freund Dirk Göbel die Facebookseite „Bitte einsteigen - Straßenbahnmomente aus Hagen“ betreibt und Autor diverser Fachbücher ist, die sich mit der Historie des öffentlichen Personennahverkehrs in und um Hagen auseinandersetzen. „Die markanten eineinhalbstöckigen Busse kamen im Winter durch und haben Breckerfeld schon erreicht, bevor die Straßen überhaupt geräumt wurden.“
Das wiederum habe mit einer technischen Besonderheit zu tun: mit einer sogenannten Schleppachsenentlüftung. „Die hat dazu geführt, dass nahezu das volle Gewicht bei diesen dreiachsigen Fahrzeugen auf der Antriebsachse lag“, so Jörg Rudat. „Soweit ich das weiß, hat es diese technischen Besonderheit nur in den Bussen der Hagener Straßenbahn gegeben.“
„Die Antriebsachse wurde damals im Winter mit besonderen Stollenreifen ausgestattet Auch das hat dazu beigetragen, dass die Räder nicht auf Schnee sofort durchgedreht sind.“
Stollenreifen auf Antriebsachse
Hinzu kommt: „Die Antriebsachse wurde damals im Winter mit besonderen Stollenreifen ausgestattet“, so Jörg Rudat, „auch das hat dazu beigetragen, dass die Räder nicht auf Schnee sofort durchgedreht sind.“
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Wenn es dann doch einmal Probleme gab, waren in den Bussen auch die Fahrgäste gefordert. „Sie wurden dann gebeten, sich alle in den hinteren Teil des Busses zu begeben, um mehr Gewicht auf die Antriebsachse zu bekommen“, so Jörg Rudat.
Fahrer mit viel Erfahrung
Hinzu käme, so Rudat weiter, dass zu jener Zeit bei der Hagener Straßenbahn ausschließlich Berufskraftfahrer eingesetzt worden seien. „Häufig wurden dann auf den kritischen Linien Fahrer eingesetzt, die besonders viel Erfahrung hatten“, so der Experte.
„Damals fuhren die Busse über die Route nur zurück ins Depot. Die Linie selbst kam von Haspe, über Voerde und Oberbauer.“
In jenen Jahren wurde Breckerfeld von der Hagener Straßenbahn noch nicht über die steile Selbecke erschlossen, wo ja heute auch Autos und Busse nicht durchkommen, weil sich an der Steigung zwischen der Kartbahn und Zurstraße auch immer wieder Lastwagen festfahren, die eine Alternative zur gesperrten Autobahn 45 suchen. „Damals fuhren die Busse über die Route nur zurück ins Depot“, so Rudat. „Die Linie selbst kam von Haspe, über Voerde und Oberbauer.“
Neue Busse mit Schwächen
Die Abschaffung dieser besonderen Fahrzeuge sei bei der Hagener Straßenbahn dann auch umstritten gewesen. „An einigen wenigen Eineinhalbdeckern hat man extra festgehalten“, so Rudat, „man hat dann Busse von MAN mit Antrieb auf der Hinterachse gekauft. Aber am Ende haben die nicht das gehalten, was man sich von den Fahrzeugen versprochen hatte.“