Hagen. Seit 45 Jahren arbeitet Gabriele Thomzig für die Stadt Hagen. Warum sie einer überschuldeten Kommune so lange die Treue hält.

Sie zählt zu einem Trio, das die Feuerwehr Hagen leitet: Was Gabriele Thomzig von ihren Mitstreitern Veit Lenke und Simon Bornmann unterscheidet: Sie ist ein Urgestein. Ein echtes. Eines, das weit mehr als ihr halbes Leben für die Stadt Hagen arbeitet. 45 Jahre - um ganz genau zu sein. Und weggezogen hat es die heute 62-Jährige nie.

Städtische Oberverwaltungsrätin ist sie, diese Frau Thomzig, die die Verwaltung der Feuerwehr Hagen mit 54 Menschen leitet. Formal gesprochen: Leiterin der Verwaltung 37/0. Und damit ist sie Teil eines Netzwerks, das angesichts seiner noch überschaubaren Größe eben kein „Molloch ist, in dem man einander nicht mehr kennt“. Im Gegenteil: „Viele, die mittlerweile Amts- und Fachbereichsleiter sind, haben mit oder kurz nach mir ihre Ausbildung begonnen“, sagt sie, „diese Vernetzung ist in einer Verwaltung, die genau die richtige Größe hat, ein Vorteil“.

14 Jubilare bei der Stadt Hagen

Mit einigen der Kollegen hatte sie sich unlängst für das klassische Jubiläumsfoto positioniert. Da standen sie nebeneinander auf der gläsernen Brücke, die den Verwaltungstrakt mit dem Rathaus an der Volme verbindet. Links Oberbürgermeister Erik. O. Schulz, neben ihm 14 Menschen, die wie Gabriele Thomzig im Grunde nahezu ihr Leben lang für die Stadt Hagen arbeiten, seit 45 Jahren. Die 62-Jährige steht kaum zu sehen in Reihe drei.

„Ich fand es schon immer gut, Leuten weiterhelfen zu können. Und wenn es nur darum ging, jemanden an der Rathaustür abzufangen und ihm zu erklären, wo er hin musste.“

Gabriele Thomzig
Leiterin der Verwaltung der Feuerwehr Hagen
Hagen
Oberbürgermeister Erik O. Schulz (links) und Gesamtpersonalratsvorsitzender Stefan Arnold (rechts) mit den Jubilaren der Stadtverwaltung. Gabriele Thomzig steht in dritter Reihe. © Stadt Hagen | Aaron Schlütter

Eine Frau, die die vielen Verwaltungs-Klischees kennt, die - wie sie selbst mit einem Grinsen sagt - aber über Beamtenwitze lachen kann. „Ich weiß doch, wie das bei uns läuft“, sagt sie, „und ich weiß auch, warum eine Verwaltung manchmal so schwerfällig ist. Aber wo es eben geht, versuche ich Verwaltung auch in Schutz zu nehmen“.

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Mit 17 bei der Stadt gestartet

17 Jahre jung war Gabriele Thomzig, als sie begonnen hat, für die Stadt Hagen zu arbeiten. „Ich hatte den Hauptschulabschluss in der Taschen und habe überlegt, wie es weitergehen kann“, sagt sie. Die Fachoberschule für Soziales oder die Kaufmannsschule standen zur Auswahl. Dann aber tut sich die Alternative eines Verwaltungspraktikums auf. „Damals waren wir drei Praktikanten und zwölf Inspektoren.“ Dieses damals war der 1. November 1979.

Ein Leben lang bei der Stadt Hagen; Frau Thomzig arbeitet seit 45 Jahren für die Stadt - Treffen in ihrem Büro
Leitet die Verwaltung der Feuerwehr Hagen: Gabriele Thomzig. © Alex Talash | Alex Talash

Zwei Jahre dauert das bezahlte Praktikum, dann zählt Gabriele Thomzig zu den Ersten, die die Fachoberschule für öffentliche Verwaltung in Hagen besuchen. Abschlussjahrgang 1984. „Für mich persönlich stand schnell fest, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen hatte“, sagt sie rückblickend. „Ich fand es schon immer gut, Leuten weiterhelfen zu können. Und wenn es nur darum ging, jemanden an der Rathaustür abzufangen und ihm zu erklären, wo er hin musste.“

Lange Leiterin der Ausländerbehörde

Das Personalamt, der Bereich Aus- und Fortbildung, der städtische Fuhrpark, die Bußgeldstelle, das Ordnungsamt nebst Ausländerbehörde, die sie lange geleitet hat, das Standesamt und schließlich das Amt für Brand- und Katastrophenschutz, die Feuerwehr - das sind die wichtigsten Stationen der 62-Jährigen, die mindesten noch drei Jahre weiterarbeiten will. „Das habe ich meinem Amtsleiter Veit Lenke damals versprochen“, sagt sie, „und daran fühle ich mich auch gebunden“.

„Ich mag es, wenn ich mir morgens etwas vornehme, um dann abends festzustellen, dass mein Tag völlig anders gelaufen ist.“

Gabriele Thomzig
arbeitet seit 45 Jahren für die Stadt Hagen
Ein Leben lang bei der Stadt Hagen; Frau Thomzig arbeitet seit 45 Jahren für die Stadt - Treffen in ihrem Büro
Das neue Büro an der Stennertstraße in Hohenlimburg ist ihr Arbeitsplatz: Gabriele Thomzig arbeitet seit 45 Jahren für die Stadt Hagen. Fünf weitere können noch hinzukommen. © Alex Talash | Alex Talash

Die häufigen Wechsel haben auch mit dem Fortkommen auf der Karriereleiter zu tun: „Ich habe immer wieder geguckt, wo attraktivere Stellen ausgeschrieben sind und mich dann beworben“, so Gabriele Thomzig, Mitglied im Krisenstab der Stadt. „Im Standesamt habe ich auch Trauungen vollzogen. Aber am Ende war es mir da zu ruhig. Ich brauche eine gewisse Hektik. Ich mag es, wenn ich mir morgens etwas vornehme, um dann abends festzustellen, dass mein Tag völlig anders gelaufen ist.“

Noch fünf Jahre möglich

Wegzugehen, sich einen anderen Arbeitgeber zu suchen - so recht kam das für Gabriele Thomzig nie in Betracht. „Es gab mal nach der Ausbildung eine Phase, als nicht klar war, ob die Stadt uns alle übernehmen würde“, sagt sie. „Aber letztlich konnte ich dann auf einer Zweidrittel-Stelle starten, bin ein Jahre später in ein Beamtenverhältnis übernommen worden. Ich habe es schätzen gelernt, wie sehr hier mit- und nicht gegeneinander gearbeitet wird. Gerade unter den älteren Kollegen spüre ich einen enormen Zusammenhalt.“

Ein Leben lang bei der Stadt Hagen; Frau Thomzig arbeitet seit 45 Jahren für die Stadt - Treffen in ihrem Büro
Ein Feuerwehrauto aus Pappe steht auf der Fensterbank im Büro von Gabriele Thomzig. Sie leitet seit 2021 die Verwaltung der Feuerwehr Hagen. © Alex Talash | Alex Talash

Die Verwaltung im Amt für Brand- und Katastrophenschutz, das gerade aus der Feuerwache Ost an die Stennertstraße gezogen ist, wird ihre Endstation sein. „Vielleicht in drei, vielleicht aber auch erst in fünf Jahren“, sagt Gabriele Thomzig. Dann würde sie ein noch außergewöhnlicheres Jubiläum feiern: 50 Jahre im Dienst der Stadt.