Hagen. Zwei Polizisten aus Rumänien sind auf dem Weihnachtsmarkt in Hagen auf Streife. Was sie erleben und mit wem sie es zu tun bekommen.
Es dudelt, und es duftet. Aus den Boxen und aus den Buden. Sorin Giurgiuca (34) lässt den Blick schweifen. Hier, an einem Ort, der Besinnlichkeit ausstrahlen soll, an dem viele Menschen zusammenkommen und an dem es in den vergangenen Jahren immer wieder Probleme mit Diebes-Banden gegeben hat. Da schien sie plötzlich so fern - die Besinnlichkeit.
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Kinder und Jugendliche südosteuropäischer Herkunft, die unbemerkt in Taschen gelangt und Handys und Portemonnaies heimlich herausgezogen hatten, zählten zu jenen, die immer wieder die Polizei auf den Plan riefen. In diesem Jahr aber scheint das anders.
Auf Streife im weihnachtlichen Herzen der Stadt
Weihnachtsmarkt Hagen: Politia steht in großen Lettern hinten auf Giurgiucas Uniform: „Ich bin irgendwie auch froh, dass ich nicht ständig mit Landsleuten zu tun habe“, sagt er und streift über den Ärmel seiner dunkelblauen Jacke. Er, der Polizist aus Rumänien, der äußerlich kaum von seinen deutschen Kollegen zu unterscheiden ist und sich hier auf Streife befindet. Im weihnachtlichen Herzen jener Stadt, in der die Anzahl der Einwanderer aus Rumänien im Vergleich zur Gesamtbevölkerung so hoch sein dürfte wie nur in wenigen anderen Städten im Ruhrgebiet.
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Sorin Giurgiuca ist nicht alleine in Hagen. Auch Lorena Marin nimmt an dem internationalen Austausch-Programm teil, das über das Landeskriminalamt koordiniert wird. „Wir haben Bedarf angemeldet und freuen uns, dass wir den Zuschlag bekommen haben“, sagt Tim Sendler, Sprecher der Polizei Hagen.
In Hagen und anderen Städten
Die rumänischen Kollegen seien an mehreren Tagen in der Vorweihnachtszeit in Hagen unterwegs, würden aber auch in anderen Städten eingesetzt. „Bei uns sind sie mit unserem Schwerpunktdienst auf Streife“, so Sendler.
Das wiederum bringe viele Vorteile mit sich. „Besonders bei dynamischen Lagen, wenn es beispielsweise darum geht, schnell eine Beschreibung zu bekommen, um einen Täter zu fassen“, so Tim Sendler, „im Normalfall müssen wir in solchen Situationen erst einen Dolmetscher kommen lassen. Jetzt können wir schneller agieren.“
Prävention macht es Dieben schwerer
Von Vorteil ist der Einsatz der Kollegen aus Rumänien auch beim Thema Prävention. „Wir beobachten immer wieder, dass Menschen mit geöffneten Taschen oder Rucksäcken unterwegs sind und es so möglichen Dieben einfach machen“, erklärt Lorena Marin. „Wenn die Betroffenen aus Rumänien stammen, sind wir es, die sie ansprechen und darauf aufmerksam machen.“
Am Ende - so sagt sie - gehe es ja immer darum, für die Sicherheit der Bürger zu sorgen. „Da ist es ganz egal, ob es sich um Deutsche, um Rumänen oder Menschen mit anderer Staatsbürgerschaft handelt“, so Lorena Marin. „Ich glaube, dass wir zu unseren Landsleuten einen anderen Zugang haben. Wir machen ihnen auch klar, dass es wichtig ist, mit der Polizei in einen Austausch zu kommen.“
Polizisten sammeln Erfahrungen
Weihnachtsmärkte - die es übrigens auch in rumänischen Städten gebe - zögen die Massen eben an. „Wir sind froh, dass wir die deutschen Kollegen unterstützen können“, so Lorena Marin weiter. Dabei - so sagen die beiden Polizisten - sei die Kriminalität auf den rumänischen Weihnachtsmärkten nicht so hoch wie in Hagen. „Die Präsenz von Polizei und Ordnungsdienst ist dort hoch“, sagt Sorin Giurgiuca, der 2019 schon einmal an einem solchen Austausch teilgenommen hat.
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Für Lorena Marin geht es in der Vorweihnachtszeit in Deutschland auch darum, die eigenen Kenntnisse zu vertiefen. „Ich will mit Kollegen arbeiten, die ich sonst nicht treffen kann“, sagt die Polizistin, die in Rumänien für kriminelle Jugendliche zuständig und auch in Schulen unterwegs ist. „Es geht mir auch darum, Erfahrungen zu sammeln und neue Arbeitsweisen kennenzulernen.“
Bleibt noch die Frage, wie die Polizisten aus Rumänien das eigene Weihnachtsfest feiern? „Daheim, klassisch, mit der Familie“, sagt Sorin Giurgiuca. „Wir singen gemeinsam Weihnachtslieder.“