Hagen-Garenfeld. Nach Jahren des Stillstandes bewegt sich wieder was rund um das leerstehende Gymnasium in Garenfeld. Es wird einen neuen Besitzer geben.
Der Stillstand und die Perspektivlosigkeit rund um das leerstehende Gymnasium in Garenfeld hat ein Ende: Der Hagener Rat hat am Donnerstagabend in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen, das knapp 14.000 Quadratmeter große Areal mitsamt den brachliegenden Gebäuden zu kaufen. Der Preis liegt nach Informationen der Stadtredaktion bei 1,65 Millionen Euro inklusive der Grunderwerbsnebenkosten.
Damit eröffnet sich die städtebauliche Chance, in attraktiver Lage an der Schnittstelle zwischen Hagen, Schwerte und Dortmund sowie in unmittelbarer Nähe zur Autobahn ein attraktives Wohngebiet zu entwickeln, das mit der bereits bestehenden Umgebung des Stadtteils harmoniert.
Sinkende Schülerzahlen und damit einhergehende finanzielle Schwierigkeiten hatten die Privatschule an den wirtschaftlichen Abgrund geführt. Der Internatsbetrieb war bereits 2010 eingestellt worden, im Schuljahr 2016/17 wurde die Schule lediglich noch von 121 Jungen und Mädchen besucht, sodass die Verantwortlichen mit Ablauf des Schuljahres die Notbremse zogen und die Privatschule schlossen. Seitdem steht das riesige Gebäude leer. Lediglich die Villa an der Einfahrt wurde von einem Mediziner erworben und ist somit auch nicht Teil des städtischen Kaufpakets. Der entsprechende Vertrag soll zum 31. März 2025 wirksam werden.
Im Fokus der Behörden
Den Komplex mit angrenzendem Sportplatz und Freiflächen verkaufte der langjährige Betreiber der Bildungsstätte, die Hille-Stiftung, dagegen 2021 an den jetzigen Besitzer, der seitdem immer wieder Schlagzeilen im Zusammenhang mit staatsanwaltlichen Ermittlungen zu Steuerhinterziehungsdelikten machte. Dabei ging es unter anderem um den Verdacht, dass der damalige Kaufpreis von gut 900.000 Euro aus Straftaten stamme. Die Staatsanwaltschaft Hagen hatte sogar einen Einziehungs-Antrag für das ehemalige Internat Garenfeld sowie das dazu gehörende Grundstück gestellt. Die Große Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts wies dieses Ansinnen jedoch im Oktober 2023 zurück, weil es der Strafverfolgungsbehörde trotz zahlreicher Verdachts- und Anknüpfungspunkte nicht gelungen war, wasserdichte Beweise zu liefern.
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Hintergrund des Kaufes durch die Stadt Hagen ist das städtebauliche Ziel, die dörflichen Strukturen in Garenfeld zu bewahren. Die vom Käufer angestrebte Idee, in dem Schulgebäude 25 Wohneinheiten entstehen zu lassen, passe nicht ins Bild: „Mit dem Wegfall der schulischen Nutzung wird im Ortsteil Garenfeld kein Bedarf für eine derart massive und sich nicht in die vorhandene Struktur einfügende Bebauung gesehen“, heißt es im nicht-öffentlichen Papier der Bauverwaltung. Aus diesem Grunde werde angestrebt, dieser Fehlentwicklung – es gibt im Umfeld keine vergleichbare Immobilie – entgegenzuwirken.
Reif für den Abriss
Inzwischen befindet sich das leerstehende Gymnasium offenkundig in einem erbarmungswürdigen Zustand. Das Gebäude habe sich in Richtung Problemimmobilie entwickelt, so die Einschätzung der Stadt. Es sei zu erwarten, dass der bisherige Eigentümer keine positive Entwicklung für Garenfeld gewährleiste und sich „dauerhaft ein städtebaulicher Missstand manifestiert“. „Eine objektive Bewertung hat ergeben, dass die Gebäude keine wirtschaftliche Restnutzungsdauer mehr haben und nur noch abgerissen werden können, da die Bauschäden zu gravierend sind“, meint die Stadt. Ein wirtschaftlicher Erwerb der Fläche sei zudem nicht möglich, weil die Abbruchkosten den Wert des Grundstücks bei weitem übersteigen. Dennoch setzt die Politik auf den Kauf, um eine schädliche Entwicklung für Garenfeld zu verhindern.
Noch gibt es angesichts des frühen Zeitpunkts des Garenfeld-Deals noch keine konkrete, mittelfristige Planung, wie die Kommune mit der erworbenen Immobilie und Fläche weiter verfährt. Doch es wäre kaum überraschend, wenn die städtische Entwicklungs- und Erschließungsgesellschaft (HEG) dort zum Zuge kommt, den Abriss des Gymnasiums managt und das Areal dort als Bauland entwickelt. Ein entsprechender Bebauungsplan, der den Abriss der Schule und den Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern vorsieht, liegt ja bereits auf dem Tisch.