Hagen. Ingo Adam isst gern Pommes Frites. Nun hat der Hagener Goldschmied eine Pommesgabel aus Gold gefertigt und an eine ganz besondere Kundin verkauft
Verrückte Welt . . . Er gibt ohne Umschweife zu, dass er manchmal einen Spleen hat. Und dass er für sein Leben gern Pommes Frites isst. Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Ingo Adam lacht: „Nun ja, ich konnte es nicht lassen und habe eine ganz besondere Pommesgabel hergestellt.“
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Edles Stück aus 750er-Gold
Das edle Stück, das der bekannte Hagener Goldschmiedemeister geschaffen hat, ist aus 750er-Gold und mit einem Rubin sowie einem Brillanten versehen, also mit einem roten sowie einem klaren (weißen) Stein. „Die Farben stehen für Pommes Rot-Weiß, also Pommes-Schranke“, schmunzelt der 65-Jährige, „und das Unikat aus Gold ist etwa zehn Zentimeter lang, sprich, etwa so lang wie eine normale Pommesgabel.“
Mit dem Unterschied, dass ein gewöhnliches Fast-Food-Besteck aus Plastik oder Holz besteht und nicht aus Edelmetall und Edelsteinen. Und um es vorwegzunehmen: Das „gute Stück“ hat Ingo Adam vor wenigen Tagen verkauft - für 2200 Euro. Aber der Reihe nach. . .
Pommes müssen schön kross sein
Vor vier Jahren hatte der Pommes-Frites-Liebhaber (Ingo Adam: „Ich esse Pommes einfach unheimlich gern, ob in Hagen, Holland, Belgien oder sonst wo auf der Welt. Sie müssen aber schön kross sein.“) die „zugegebenermaßen leicht verrückte Idee“, besagte Pommesgabel aus Gold zu fertigen. „Ich habe bei einem Dekorations-Spezialisten Deko-Pommes bestellt, sie auf einem Drehteller platziert und das Ganze zusammen samt Edel-Pommesgabel in unserem Weihnachtsschaufenster präsentiert.“ Die Leute hätten sich am Fenster der Goldschmiede Adam beinahe die Nasen platt gedrückt und das schräge Ensemble in der Auslage mit dem Smartphone fotografiert oder gefilmt.
Ingo Adam hat das Mega-Interesse an seiner Handwerksarbeit der besonderen Art natürlich gefreut, doch als Weihnachten vorbei war, wurde sämtliche Deko zurückgeräumt; auch die Gabel wanderte ins Lager.
Dann - merkwürdig, wie der Schmuckexperte selbst urteilt - sei das Thema Pommesgabel wieder aufgeploppt. „Vor einiger Zeit kam eine Kundin in unser Geschäft und fragte, ob ich ihr eine ähnliche Gabel für den tatsächlichen Gebrauch in Silber fertigen könnte“, erzählt Ingo Adam. Das sei nicht möglich, habe er ihr erklärt, „Silber in Kombination mit Mayo schmeckt nach Schwefel“.
Ehemann steuert gern Pommes-Bude im Ruhrgebiet an
Eine weitere Kundin habe nachgefragt, ob man die Gabel mit einer Öse versehen könnte, um sie an einer Halskette zu befestigen. „Natürlich sei das machbar, habe ich ihr versichert“, so der Juwelier, doch die Frau habe sich dann nicht wieder blicken lassen. Und wenig später, vor gut einer Woche, sei eine ältere Dame zu ihnen in den Laden gekommen. Ihr Mann hätte sich an die ausgefallene Schaufensterdeko von damals erinnert, erzählte die Frau und berichtete, dass ihr Mann ein totaler Pommes-Fan sei und häufig sogar zu einer Pommes-Bude im Ruhrgebiet fahren würde, wo es die seiner Meinung nach weltbesten Fritten gäbe.
Weihnachtsgeschenk für den Gatten
„Kurzum“, sagt Ingo Adam, „die Dame hat die goldene Gabel als Weihnachtsgeschenk für ihren Mann gekauft. Für 2200 Euro, der Goldpreis ist momentan eben sehr hoch“.
Eine Sache liegt dem 65-Jährigen am Herzen: „Ich kenne besagtes Ehepaar schon lange. Die beiden sind keine abgedrehten Snobs, keine blasierten Auf-den-Putz-Hauer, sondern ganz normale Leute mit einem besonderen Faible.“
„Ich kenne besagtes Ehepaar schon lange. Die beiden sind keine abgedrehten Snobs, keine blasierten Auf-den-Putz-Hauer, sondern ganz normale Leute mit einem besonderem Faible.“ “
Schon Vater Oskar Adam hatte Faible für Verrücktes
Apropos Faible: „Unser Vater hatte auch ein besonderes Faible für Verrücktes oder sagen wir ruhig einen Spleen“, sagt Burkhard Adam. Ingo Adams Bruder - die beiden führen gemeinsam die Goldschmiede Adam im Sparkassen-Karree - marschiert in die Werkstatt und kommt mit einem Miniatur-Eierbecher aus 900er-Gold zurück. „Den hat unser Vater Oskar aus einer Laune heraus vor 43 Jahren gefertigt und ihn - mit Perlen dekoriert - damals ebenfalls ins Schaufenster gestellt. Ein Mann hat ihn gekauft, für 2500 Mark; und er hat daraus Schnaps getrunken“, weiß der 62-Jährige aus Erzählungen seines Vaters zu berichten.
„Vor drei Jahren - also 40 Jahre später - hat der Sohn des Kunden von einst uns den goldenen Schnaps- bzw. Eierbecher zurückgebracht. Wir sollten ihn einschmelzen. Doch wir haben dem Sohn den Goldpreis - 2500 Euro - bezahlt.“ Burkhard Adam blickt lächelnd auf die glänzende Miniatur in seiner Hand: „Das Erinnerungsstück wird nicht eingeschmolzen, es hat in unserer kleinen Privatsammlung einen Ehrenplatz.“