Dresden. Von Euphorie zur Ernüchterung: Phoenix verliert in Dresden trotz eines perfekten Spielbeginns. Zwei Spieler aus der Startaufstellung fehlen.
Naz Bohannon preschte in die Zone, ließ seinen Verteidiger stehen und vollendete mit einem Korbleger zur 10:0-Führung. Es waren gerade mal 130 Sekunden gespielt, als die Basketballer von Phoenix Hagen vor Euphorie brüllten und sich auf der Bank abklatschten. Während sie in der Margon Arena einen perfekten Start feierten, rief Dresdens Trainer Fabian Strauß mit finsterer Miene zur Auszeit. „Sie haben mehr Energie und mehr Intensität als wir! Wacht verdammt noch mal auf“, brüllte der Coach. Ein Auftakt wie aus dem Bilderbuch für Phoenix Hagen – doch der weitere Verlauf glich eher einem Albtraum.
Die Dresden Titans, von Strauß’ Standpauke wachgerüttelt, fanden immer besser ins Spiel und gaben die Führung nach dem 18:16 in der achten Minute nicht mehr aus der Hand. Am Ende musste sich Phoenix mit 75:92 geschlagen geben und verlor am 13. Spieltag der 2. Bundesliga ProA die dritte Auswärtspartie in Folge. „Wir sind mit viel Energie ins Spiel gekommen“, sagte Hagens Forward Tim Uhlemann nach der Partie im Interview mit dem Streamingsender Sportdeutschland.tv. „Wir haben Dresden dann über ihre Dreier ins Spiel kommen lassen, und wenn man einmal anfängt zu treffen, dann wird es schwierig.“
Ein perfekter Start, der schnell verpuffte
Was so verheißungsvoll begann, verpuffte bereits im ersten Viertel. Dresden fand zunächst über Würfe von außen ins Spiel und nutzte die Lücken in der Hagener Verteidigung. Die Titans spielten mit kluger Ballbewegung, attackierten immer wieder die Zone und legten dabei Hagens Schwachstellen gnadenlos offen. Ohne Center Lennart Boner, der ebenso wie Aufbauspieler Bjarne Kraushaar in dieser Woche im Training umgeknickt war und somit verletzt ausfiel, musste Phoenix mit kleinen Aufstellungen agieren. Das fehlende Defensivzentrum machte sich bemerkbar, und generische Spieler wie Wesley Dreamer punkteten fast nach Belieben. Der US-Amerikaner traf alle seine sechs Würfe aus der Nahdistanz und war mit 23 Punkten einer der entscheidenden Akteure.
Dresden dominiert, Phoenix kämpft
Dresden setzte sich weiter ab und lag in der 23. Minute erstmals zweistellig in Front (55:45). Doch Phoenix ließ sich noch nicht abschütteln. Immer wieder stemmten sich die Hagener gegen die drohende Niederlage, vor allem in Person von Sincere Carry, Dennis Nawrocki und Bohannon. In der 35. Minute schien die Wende noch einmal möglich, als Bohannon und Carry die Titans-Führung auf sechs Punkte verkürzten (71:65). Phoenix machte defensiven Druck über das ganze Feld und schien den Dresdner Angriff mit einer Zonenverteidigung stoppen zu können.
Dresden Titans - Phoenix Hagen 92:75
Phoenix: Nawrocki (14), McCall (10), Harris-Dyson, Pook, Binapfl (6), Stephenson-Moore, Uhlemann (8, 8 Rebounds, 4 Steals), Bohannon (14, 12 Rebounds), Hounnou (6, 5 Fouls), Carry (17).
Topscorer Dresden: Dreamer (23), Ragsdale (20), Sapwell (14).
Zuschauer: 1622.
Doch die Titans bewiesen Nervenstärke und zogen ihre Strategie konsequent durch. Strauß schien in einer Auszeit erneut die richtigen Worte gefunden zu haben, denn nach zwei schnellen Dreiern von Matthew Ragsdale und Pablo Bertone war eine Vorentscheidung erkennbar (77:66/36.). Als der Schütze Ragsdale in der 38. Minute erneut von außen traf und Dresden mit 82:68 führte, konnte man sich sicher sein: Phoenix wird die lange Heimreise mit einer Niederlage im Gepäck antreten.
Titans taktisch besser
Am Ende war es ein verdienter Sieg für Dresden. Die Titans attackierten den Korb, nutzten die fehlende Präsenz von Boner aus und schlossen entweder direkt am Brett ab oder fanden durch weite Pässe freie Schützen an der Dreierlinie. Dabei beeindruckte Dresden durch disziplinierte Ballbewegung: Die Titans mussten nicht viel dribbeln, sondern ließen den Ball laufen und kreierten so offene Würfe.
Dagegen waren die Hagener Offensivbemühungen geprägt von hektischem Dribbeln und wenig aussichtsreichen Abschlüssen, was die Titans in Schnellangriffen zusätzlich ausnutzten. In der Mannverteidigung wurden die Hagener oft durch einfache Mittel geschlagen. Und auch der Ganzfeld-Druck verpuffte wirkungslos, weil Dresden darauf gut eingestellt war.