Hagen-Hohenlimburg. Der Schlossherr hat die Eintrittspreise angehoben. Aber ist das gerechtfertigt? Die Redaktion hat sich umgesehen.

Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg, Herr des Hohenlimburger Schlosses, hat die Preise erhöht. Um durch das Drehkreuz auf das Areal des Schlosses Hohenlimburg zu kommen, werden nun sechs statt vorher vier Euro fällig. Pro Person. Wenn Vater und Mutter mit zwei Kindern also herkommen, sind das 24 Euro. Viel? Wenig? Und was kriegt man dafür eigentlich geboten? Ein Besuch.

Knarrende Balken, steile Treppen: Durch diesen Bereich geht es zum Wehrgang.
Knarrende Balken, steile Treppen: Durch diesen Bereich geht es zum Wehrgang. © Mike Fiebig | Mike Fiebig

Schloss Nordkirchen ist ein Beispiel. Eintritt für Führung, Schloss und Park für Erwachsene 10 Euro, Kinder von 6 bis 12 Jahren 5 Euro, Kinder unter 6 Jahre frei. Auf Burg Altena ist der Eintritt - so entschied es der Märkische Kreis - nun quasi frei. Besucher dürfen spenden, was sie wollen, müssen aber nicht. Die Spenden fließen in die Instandhaltung der Anlage.

Das märchenhafte Schloss Drachenburg bei Königswinter fordert Erwachsenen 8 Euro ab, Kindern 6 Euro. Schloss Burg in Solingen (6 Euro), Schloss Augustusburg in Brühl (10 Euro) oder Schloss Benrath in Düsseldorf (7 Euro) - allen vorgenannten ist allerdings gemein, dass sie besuchbare Museen oder andere Attraktionen wie Audio-Guides, Präsenz-Führungen oder Mitmach-Angebote bereithalten.

Kurz vor der Schwarzen Hand weisen nun Erklärtafeln auf diese Attraktion des Schlosses hin.
Kurz vor der Schwarzen Hand weisen nun Erklärtafeln auf diese Attraktion des Schlosses hin. © Mike Fiebig | Mike Fiebig

Das hat Schloss Hohenlimburg - und das ist noch keine Wertung - nicht. „Zugängig ist ausschließlich die Ausstellung „Schwarze Hand“, der Kerker sowie die Außenanlagen, also der Schlossinnenhof, die Vorburg, der Schlossgarten und der Wehrgang“, erklärt die „Fürstlich zu Bentheim-Tecklenburgische Kanzlei“ auf der Homepage des Schlosses Hohenlimburg.

Über einige Treppenstufen geht es hinab zur Vitrine mit der Schwarzen Hand.
Über einige Treppenstufen geht es hinab zur Vitrine mit der Schwarzen Hand. © Mike Fiebig | Mike Fiebig

Fürstlich ist das hier oben natürlich alles nicht mehr. Mit der Weimarer Reichsverfassung aus dem Sommer 1919 wurden die Adels-Vorrechte abgeschafft. Rechtlich gibt es seitdem keine Prinzen, Grafen, Fürsten oder Freiherren mehr. Sie alle sind ganz normale Bürger.

Nur ein Privileg durfte behalten werden. Nämlich das, die alten Titel in die Namen einbauen zu dürfen. Weswegen der Eigner sich hier seit dem Tod seines Vaters 2014 selbst „Fürst“ Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg nennt. Ein Fürst ist er nicht mehr, vielmehr ein Unternehmer und Erb- und Immobilienverwalter.

Nachtwächter Rainer Scholz in einem der Räume in Schloss Hohenlimburg, in die Besucher leider nicht hinein dürfen - außer bei Führungen.
Nachtwächter Rainer Scholz in einem der Räume in Schloss Hohenlimburg, in die Besucher leider nicht hinein dürfen - außer bei Führungen. © WP | Michael Kleinrensing

Und als solcher hat er eben zwei Euro auf den Eintrittspreis draufgepackt. Wohl begründet, wie er meint. Denn im Vergleich wäre Zeit für diese Erhöhung gewesen und unter anderem wurde auch in die Erlebbarkeit der „Schwarzen Hand“ investiert. Die verkohlte Hand ist das 500 Jahre alte Leibzeichen eines Ermordeten, das man 1811 nach einem Blitzeinschlag im Burgturm fand. Leibzeichen wurden im Mittelalter quasi stellvertretend vor Gericht mitgebracht. Als Repräsentanten der Opfer.

Das Luftbild zeigt die barocke Gartenanlage nach französischem Vorbild. Sie kann für sechs Euro Eintritt am Drehkreuz mit besichtigt werden.
Das Luftbild zeigt die barocke Gartenanlage nach französischem Vorbild. Sie kann für sechs Euro Eintritt am Drehkreuz mit besichtigt werden. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Man muss sagen: Ohne die schwarze Hand wäre Schloss Hohenlimburg zwar etwas für Architektur-Fans, aber nicht für die breite Masse oder Familien. Die Hand ist in der Tat sehr gut inszeniert worden. Über einen ausgeschilderten Weg geht es in den Burgturm, der zu den Öffnungszeiten offen steht. Gutes Lichtkonzept, zwei große Geschichts-Tafeln, die das Geheimnis „Schwarze Hand“ und die damalige Zeit erklären. Dann geht es über einige Treppenstufen hinab zur beleuchteten Vitrine, in der die verdorrte Hand auf einem roten Tuch liegt. Ein Erlebnis!

Beschilderung zu allen Punkten, die man für sechs Euro Eintritt besichtigen kann.
Beschilderung zu allen Punkten, die man für sechs Euro Eintritt besichtigen kann. © Mike Fiebig | Mike Fiebig

Die Außenanlagen wie der Schlossinnenhof sind zügig besichtigt. Der Kerker, von den Franzosen während der Belagerung genutzt, ebenso. Im Schlossgarten kann man sich schon länger aufhalten. Der barocke Höhengarten nach französischem Vorbild liegt am Westhang des Burgbergs unterhalb von Schloss Hohenlimburg und ist landschaftsarchitektonisch wirklich betrachtenswert. Graf Moritz Casimir I. von Bentheim-Tecklenburg (warum der sich nun Graf nannte und der heutige Eigner Fürst, versteht man kaum) ließ den Garten nach dem Vorbild eines französischen Barockgartens gestalten. 

Der Wehrgang ist das Highlight

Garten und Schwarze Hand stehen vom Highlight-Faktor aber deutlich dem Wehrgang nach, der 2006 mit einer 250.000 Euro-Förderung (Empfänger: Hohenlimburger Heimatverein) saniert wurde. 25 Jahre lang war der Wehrgang gesperrt gewesen. Im April 2006 war noch dazu der Blitz in einen der Wehrtürme eingeschlagen. Längst ist das Aussichtsensemble endlich wieder tragfähig und bietet bei klarem Wetter einen Wahnsinnsblick über das Lennetal bis hin zur Ruine der Hohensyburg. Alle Ortsteile der einstigen Stadt Hohenlimburg sind sichtbar. Völlig ungeahnte Perspektiven.

Auch der Kräutergarten, ebenso vor fast 20 Jahren durch den Heimatverein wieder hergestellt, gehört am Rundweg um das Schloss zu den Dingen, die besichtigt werden können. Nicht zu sehen ist der Fürstensaal, der aktuell restauriert wird. Man kommt auch nicht in sonstige Gebäude des Schlosses, wie den Palast, hinein. Bis auf den Raum, in dem sich die Schwarze Hand befindet, betritt man das Innere der Schlossanlage nie.

Beschwerlicher Weg für manche

Wer den Weg hinauf zum Schloss auf sich nimmt, muss also Freund von Aussichten oder Landschaftsarchitektur sein. Die Anlage bedient nicht den Highlight-Charakter einer Burg Altena oder Schloss Burg. Es gibt auch kein geöffnetes Café oder Restaurant und auch den historischen Kontext der im 13. Jahrhundert gegründeten Höhenburg sollte man sich selbst erarbeiten, um die Anlage besser verstehen zu können. Wenige QR-Codes an neuralgischen Stellen bieten zwar Interessantes, nicht aber die gesamte Historie.

6 Euro für Familien zu viel

Fazit: 6 Euro für Höhenburg-Fans sind angesichts der genannten Sanierungen und Aufwertungen gerechtfertigt. Für eine Familie wird es angesichts fehlender Erfahrungs- oder Mitmachangebote aber zu teuer, zumal es keine Kinderermäßigungen gibt. Rollstuhlfahrer und sehr alte Menschen sind wegen der Wege- und Höhensituation benachteiligt. Deshalb werden sie gebeten, im Voraus zu buchen unter 02334/2771 oder per Mail an schubert@schloss-hohenlimburg.de

Jeden 1. Freitag im Monat erwartet Besucher der Nachtwächter unten am Burgtor, um sie mit auf seinen Rundgang zu nehmen. Die Führung muss man buchen.