Hagen-Mitte. Neue Pächter für Ladenlokale in der City zu finden ist schwer; die Kaufkraft in Hagen schlecht. Vermieter müssen umdenken. Ob das funktioniert?
Das klingt nicht gut. . . „Über 90 Prozent aller Städte in Deutschland haben eine bessere Kaufkraft pro Einwohner als Hagen.“ Der Satz sitzt. Die ernüchternde Aussage stammt von Gisbert Schneider, Inhaber des Beratungsunternehmens für Einzelhandelsflächen „Schneider und Straten“. Der Leerstands- und Ansiedlungsmanager kümmert sich im Auftrag der Stadt Hagen um den Bereich Mitte und versucht trotz der miserablen Kaufkraft dort Mieter zu halten bzw. neue zu gewinnen.
Angebot erscheint wenig hochwertig
„Die Leerstandsquote in der Hagener Fußgängerzone liegt bei 5,7 Prozent, ist im Vergleich zum Bundesdurchschnitt, der bei zehn Prozent liegt, also gar nicht schlecht“, resümiert Gisbert Schneider. Trotzdem haben City-Bummler den Eindruck, als seien etliche Schaufenster mit Packpapier verklebt, außerdem erscheint das Angebot vielen als eintönig und wenig hochwertig.
„Die Miethöhe sinkt überall, auch in Hagen“, nimmt Schneider Vermietern die Illusion, noch immer Topmieten in der City zu erzielen. „Das Anspruchsdenken muss sich ändern, viele Kunden besuchen nur noch selten die Innenstadt und kaufen stattdessen lieber online oder fahren in den Ruhrpark nach Bochum oder ins Outlet-Center Roermond.“ Außerdem seien in Hagen der Weggang von Zara und die Schließung des Kaufhofs deutlich zu spüren.
Filialisten im Visier
Doch der Leerstandsexperte, der im Rahmen der dritten „Hagen handelt“-Veranstaltung in der Volme-Galerie zu den etwa 60 Besuchern sprach, gibt nicht auf: „Zu meiner Arbeit gehört es auch, die Filialen ins Visier zu nehmen und zu schauen, wer zu Hagen passt“, erläutert Schneider seine Vorgehensweise.
Insgesamt gäbe es knapp 2000 Filialisten in Deutschland, die für Anmietungen in Frage kämen, die Hälfte davon seien regional aufgestellt wie zum Beispiel Bäckereiketten (ab zehn Läden spricht man von Filialbetrieb). 107 Filialisten haben derzeit einen Standort in Hagen, „aber aufgrund der geringen Kaufkraft ist es nicht leicht, neue Interessenten zu finden“, sagt Schneider und fügt an: „Ich möchte auch jüngere Anbieter wie Food Locker, Snipes oder JD Sports nach Hagen holen und bin mit ihnen im Gespräch. Wenigstens einen von ihnen muss es in Hagen geben“. Erfolgreich war Schneiders Vermittlung u.a. beim Ladenlokal in der Kampstraße 2; dort ist seit Sommer 2023 der Barfuß-Shop „Leguano“ ansässig.
Mehrere Akteure beteiligt
„Hagen handelt“ ist eine gemeinsame Initiative der City-Werbegemeinschaft, der Hagener Wirtschaftsentwicklung, der SIHK, der Stadt Hagen und dem Unternehmerverein Hagen.
Das Aufspüren der Eigentümer von City-Immobilien, die häufig nicht in Hagen wohnen, hat sich der Ansiedlungsmanager ebenso auf die Fahne geschrieben wie die Moderation zwischen Mietern und Eigentümern. „Ich versuche, bevor der Mietvertrag ausläuft, zu vermitteln und zu klären, ob eine Mietminderung möglich ist“, so Schneider. Eine geringere Miete sei schließlich besser als ein Mietausfall über Monate.
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Weiteres Thema bei „Hagen handelt“: die Gastro-Szene in der Innenstadt, die laut einer Online-Umfrage unter 1500 Teilnehmern mit „ausreichend minus“ katastrophal bewertet wird.
Sieben Standorte in der City (u.a. Volkspark, Mittelstraße und der Bereich am neuen Asia-Restaurant „Xiao“ am Märkischen Ring/ Elbersufer) werden nun, erläuterte Michael Harenberg vom Beratungsunternehmen Progacon, einzeln betrachtet und strategisch entwickelt. Dadurch sollen unterschiedliche Zielgruppen wie Familien, junge Leute oder jene, die ihre Mittagspause in der City verbringen, angesprochen werden.