Hagen. Das Café/Restaurant Beezou in der Mittelstraße hat vor einem Jahr eröffnet. Warum Leiterin Marie Pinkvoss in Hagen keine Perspektive mehr sieht.
Es hat sich ausgeküsst: Das Café/Restaurant Beezou (der Name Beezou ist eine Anlehnung an das Wort „Bisous“, also an den französischen Gruß bzw. das Küsschen) hat geschlossen. In dem kleinen Bowlfood-Restaurant wurden u.a. frisch zubereitete Gerichte in Schüsseln (Bowls) serviert, außerdem Kaffeespezialitäten und Frühstück. Der Gastrobetrieb hatte vor einem Jahr in der Mittelstraße 11 (dort war vorher eine Eisdiele ansässig) eröffnet.
Eigentlich sollte das Beezou am 9. Januar wieder öffnen
„Am 23. Dezember sind wir in Betriebsferien gegangen und wollten eigentlich am 9. Januar wieder öffnen“, sagt Marie Pinkvoss, die das Café in der Hagener Innenstadt geleitet hat. Doch dann hätten „Mo“ und sie den Entschluss gefasst, den Betrieb aufzugeben.
Zur Erläuterung: Inhaber und Geschäftsführer des Beezou ist Mohamed El Hamdi; er betreibt seit drei Jahren in Dortmund ein Restaurant gleichen Formats. „Die Probleme der letzten Zeit treffen den Betrieb in Dortmund genau wie den Betrieb hier in Hagen, doch in Dortmund konnten wir notgedrungen die Preise anpassen, in Hagen lässt das Umfeld eine Preiserhöhung jedoch nicht zu, obwohl die anhaltende Inflation dies erfordert“, resümiert Marie Pinkvoss.
„In Hagen zahlt kaum jemand vier Euro für einen Cappuccino, das ist bei uns im Beezou in Dortmund am Phoenix-See am Übergang zur Hörder Fußgängerzone anders“, sagt Marie Pinkvoss, die auch den dortigen Betrieb leitet.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis müsse stimmen, doch das würde in Hagen immer schwieriger. „Die Mehrkosten für Lebensmittel, die wir haben, müssten wir auf den Kunden abwälzen, hinzu kommt der Fachkräftemangel in der Gastronomie. Gute Servicekräfte sind mittlerweile unbezahlbar, viele Mitarbeiter haben die Branche gewechselt“, sagt die Caféleiterin.
Standort einst bewusst gewählt
Den Standort Mittelstraße hatten Marie Pinkvoss und Mohamed El Hamdi bewusst gewählt, weil sie die Lage Ende 2021 für geeignet hielten. „Vor gut einem Jahr hieß es seitens der Hagener Wirtschaftsförderung, der obere Bereich der Fußgängerzone würde aufgewertet, außerdem sollte die Rathaus-Galerie im März 2022 wieder öffnen“, blickt Marie Pinkvoss zurück.
Die Eröffnung der Rathaus-Galerie wurde auf Herbst 2022 verschoben, nun heißt es, die Einkaufspassage ginge Mitte März 2023 wieder an den Start. „Aber Läden wie Zara, die auch Besucher von außerhalb in die City locken, haben Hagen bereits den Rücken gekehrt. Wir sehen in der Mittelstraße keine Perspektive mehr für uns.“ Die Schließung sei schade, doch aus wirtschaftlicher Sicht der Weiterbetrieb nicht tragbar, „es war keine Bauch-, sondern eine Kopfentscheidung“.
Nur geringe Miete gezahlt
Die Betreiber des Beezou mussten übrigens eine nur sehr geringe Miete zahlen, da sie vom Förderprogramm des Landes NRW zur Stärkung der Innenstädte, das auf einem Anmietungsfonds basiert, profitierten.
Zur Erklärung: Die Hagener Wirtschaftsentwicklung tritt hierbei als Vermittler zwischen Vermieter und neuem Mieter auf, ein Großteil der vom Vermieter reduzierten Miete wird aus dem Fördertopf bezahlt, der neu am Platz ansässige Einzelhändler oder Gastronom muss nur eine geringe Miete zahlen. Neun Gründern hat die Wirtschaftsentwicklung dadurch einen Neustart ermöglicht, das Sofortprogramm läuft allerdings Ende Dezember 2023 aus.
„Ein Start-up-Unternehmen wie das Beezou schreibt im ersten Jahr kaum schwarze Zahlen. Aber wir sahen auch nach über einem Jahr in der Mittelstraße kein Vorwärtskommen. Außerdem werden die Mieten, wenn das Förderprogramm ausläuft, für die Betreiber drastisch steigen“, prophezeit Marie Pinkvoss, die sich jetzt komplett auf das Beezou in Dortmund konzentriert.
Weitere Info:
Das kernsanierte und aufgehübschte Gebäude in der Mittelstraße 11 ist im Besitz des Immobilienkaufmanns Udo Krollmann. Das Beezou-Ladenlokal ist 65 Quadratmeter groß.
Zu jenen, die bislang schon in den Genuss der Förderung gekommen sind, gehören neben dem Beezou u.a. auch der Laden Voltayo (Photovoltaik und E-Mobilität) sowie Wohn-Licht Böhme, „Pasta to go“ und die Tourist-Information M 12.