Hagen. Familie Ali betreibt das Restaurant „Punjabi Palace“ in Hagen. Ihre Tochter kommt schwerkrank zur Welt - und macht doch das Familienglück perfekt
„Zayneb ist ein Paradieskind. Unser Wunder.“ Imran und Anjam Ali lächeln und streicheln ihrer Tochter über den Kopf. Zayneb klatscht in die Hände und grunzt vor Freude. Das kleine Mädchen ist ein Jahr alt. Zayneb liebt Butter Chicken, Chicken tikka Masala und scharfes Essen. Ganz wie Mama und Papa.
„Wir wussten nicht, ob sie leben wird oder stirbt. Das war schrecklich.“
Dabei wäre es vor ein paar Monaten noch kaum vorstellbar gewesen, dass sie überhaupt einmal normal essen wird. „Wir wussten nicht, ob sie leben wird oder stirbt. Das war schrecklich“, sagt Imran Ali mit belegter Stimme. Zayneb wurde mit einem gravierenden Herzfehler und Downsyndrom geboren. Die Diagnosen bekamen die Eltern erst kurz vor der Geburt. Für das Ehepaar, das gebürtig aus Pakistan stammt, ein Schock - „wir wussten gar nicht, was das bedeutet. Wir kannten Downsyndrom aus unserem Land nicht“, sagen die Eltern.
Mehrere schwerwiegende Operationen
Die ersten sechs Monate ihres Lebens hat Zayneb fast ausschließlich in Krankenhäusern, Kliniken und Arztpraxen in Hagen verbracht. Ein großes Loch zwischen den Vorhöfen, mehrere Engstellen. Bei dem kleinen Mädchen kamen gleich mehrere Probleme zusammen. Mehrere große Operationen waren notwendig, um Zaynebs Leben zu retten. Erst war die Familie im Agaplesion Klinikum Hagen (AKH), später in einer Spezialklinik in Bonn.
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„Wenn wir in einem anderen Land wären, wahrscheinlich hätte sie es nicht überlebt“, ist Imran Ali überzeugt. Sie sind dankbar. Dankbar für die Ärzte, Praxen, den Zusammenhalt der Familie und für Freunde und Stammgästen ihres Restaurants. Sie alle haben in dieser schwierigen Zeit geholfen und unterstützt, wo es ging - auch das Team vom Bunten Kreis Hagen.
Als sie zum ersten Mal mit Zayneb nach Hause kamen, haben sie unterstützt, beraten, bei Anträgen geholfen. Zu Hause sollte Zayneb über eine Magensonde ernährt werden. „Ich bin aber alle paar Stunden aufgestanden, um sie normal mit kleinen Portionen zu füttern. Jetzt kann sie alleine essen, ohne Sonde. Am liebsten isst sie Butter Chicken“, sagt Imran und lacht.
„Starthilfe für kleine Kämpfer”
Im Rahmen der Weihnachtsaktion berichtet die Stadtredaktion Hagen unter dem Motto „Bunter Kreis - Starthilfe für kleine Kämpfer” u.a. über Zayneb und ihre Familie und bittet Leser um finanzielle Unterstützung für die wichtige Arbeit der Organisation „Bunter Kreis Hagen“. Es sind bereits mehrere größere wie kleinere Spendenbeträge eingegangen. Pro Jahr werden 150 Familien von dem 22-köpfigen Team betreut.
Pro Familie werden 20 Stunden für insgesamt drei Monate von der Krankenkasse gewährt. „Fahrzeiten, Spritkosten, Sachkosten und die ganze Organisation im Hintergrund müssen wir selbst stemmen. Die Kostendeckung des Vereins liegt bei ca. 75 Prozent, den Rest - etwa 30.000 Euro - müssen wir durch Spenden hereinholen. Ein dauernder Kampf“, erklärte Marion Keßler vom Bunten Kreis zuletzt, warum dringend Unterstützung benötigt wird.
In 22 Jahren, die er nun in Deutschland lebt, habe er nie Hilfe in Anspruch genommen. Er lebte über mehrere Jahre in Berlin, kam nach Hagen und arbeitete bei der Bahn als Schaffner. 2019 eröffnete er gemeinsam mit seiner Frau Anjam das Restaurant Punjabi Palace an der Kölner Straße, wo sie authentische indische und pakistanische Küche anbieten. Dann kam Corona. Und ihre erste Tochter Jannot wurde geboren, die bald schon eingeschult wird. Und 2023 Zayneb. „Alle hier im Restaurant lieben sie. Alle haben uns unterstützt und hatten Verständnis, als wir viel weg und im Krankenhaus bei Zayneb waren. Die Kunden haben uns immer die Treue gehalten. Auch unsere Familie hat uns unterstützt und aufgepasst“, sagt Mutter Anjam und lächelt.
Zayneb ist neugierig, lebensfroh, liebt Menschen. „Sie hatte zwar einen Herzfehler. Aber wir wissen jetzt schon, dass sie ein großes Herz hat“, ist Papa Imran überzeugt.
„Sie hatte zwar einen Herzfehler. Aber wir wissen jetzt schon, dass sie ein großes Herz hat.“
Dankbar für die Unterstützung
Imran und Anjam wechseln sich ab im Restaurant und mit der Betreuung von Zayneb, manchmal kommt sie mit. „Es ist erstaunlich, wie Familie Ali das alles bewältigt hat - die Selbstständigkeit in der Gastronomie, die schwierige Situation“, sagt auch Daniela Pohl vom Bunten Kreis. Über sechs Monate lang hat sie die Familie auf ihrem Weg begleitet. „Wir stärken die Eltern darin, in ihre Aufgabe reinzuwachsen und mit der neuen Situation umzugehen.“
„Wir stärken die Eltern darin, in ihre Aufgabe reinzuwachsen und mit der neuen Situation umzugehen.“
Langsam geht es bergauf. Zayneb kann jetzt alleine sitzen. Und sie hat ihre ersten Worte gesagt - „Baba“. Regelmäßig muss die Familie zur Physiotherapie, um die Muskeln zu stärken, die nicht ganz so stark sind wie bei gesunden Kindern. Die Entwicklung ist bei Kindern mit Downsyndrom verzögert. „Wir wissen, dass sie vielleicht nie ganz selbstständig wird. Aber sie wird viel schaffen“, sind die Eltern überzeugt. Sie üben und trainieren zu Hause, gehen regelmäßig zu den Kontrollen beim Kardiologen. Der Herzfehler konnte zwar größtenteils behoben werden. Aber ob sie später weitere Operationen benötigen könnte - das könne man jetzt noch nicht sagen. Die Hauptsache: Zayneb lebt. Und Zayneb liebt das Leben. „Sie ist ein glückliches Kind. Sie schreit nur, wenn sie Schmerzen oder Hunger hat - oder krank ist“, erzählt ihr Vater nicht ohne Stolz. Eine echte Kämpferin.
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Für die Familie ist es auch eine Herzensangelegenheit, anderen Familien eine Botschaft mit auf den Weg zu geben: „Viele aus anderen Kulturen wissen vielleicht nichts über Downsyndrom. Viele sind erst geschockt oder traurig. Aber es ist wunderschön. Das Leben geht weiter. Es braucht alles seine Zeit“, sagt Papa Imran. „Und: Wir sind in einem Land, wo es alle Hilfe gibt, die man benötigt. Dafür sind wir einfach nur dankbar.“
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