Hagen. Wenn urplötzlich der Bund mit sämtlichen Schlüsseln verschwunden ist, steigt der Blutdruck und es sinkt die Laune.
Sie ist zuverlässig, gewissenhaft, stets gut organisiert, erledigt Dinge gerne sofort und neigt zur Akribie gepaart mit Akkuratesse.
Eigenschaften, die mich gelegentlich vor Neid erblassen lassen. Zwar kann ich Dinge ebenfalls strukturiert angehen, lasse jedoch gelegentlich die letzte Sorgfalt vermissen, sympathisiere mit einer leichten Laissez-faire-Haltung und bin zugleich ein ausgeprägter Freund der langen Bank.
Umso prekärer wird für sie die Lage, wenn ihr mal der Alltag ein Schnippchen schlägt. Gerne und immer wieder passiert das beim Thema Schlüssel. Für Menschen, die im Laufe einer Woche regelmäßig die Jacke oder die Tasche wechseln, ein durchaus herausforderndes Thema. Spätestens am nächsten Morgen, wenn der Bund mit den vertrauten Türöffnern plötzlich vom Erdboden verschluckt wurde.
Dieser Tage war es mal wieder so weit: Beim morgendlichen Verlassen des Hauses kam bei ihr plötzlich operative Hektik auf. Schlüssel weg. Keine Spur. Unauffindbar.
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Dabei handelte es sich nicht etwa um irgendein Exemplar, sondern das Metallgebinde gehört zu sämtlichen Firmen-Pforten – Schlüssel für wahrlich sicherheitsrelevante Türen. Wenn die irgendwo im Nirgendwo verschwinden, droht ein eisiger Wind durchs Büro zu pusten.
Entsprechend panisch entwickelte sich die Suche: Keine Ecke zwischen Restmülltonne, Waschmaschine und Vorratskammer wurde ausgelassen, jede Handtasche inklusive Futteral auf links gedreht. Vergebens.
Bis dann der Griff zum Wintermantel ging: War es gestern nicht besonders frisch am Morgen? War das nicht der Tag, an dem in dieser Saison erstmals das besonders mollige Kleidungsstück zum Einsatz kam?
Schon beim Griff zum Bügel war das vertraute Klimpern zu vernehmen. Gut, dass die Taschen in Wintermänteln besonders tief sind. Alles da, die Seele hat Ruhe.