Berchum. Von „Pfeffermühle“ bis „Brötchenexpress“: Familie Kirsch ist seit Jahren in der Gastro unterwegs - und bald übernimmt die neue Generation.

Manchmal ist es ein spontaner Gedanke, eine flüchtige Idee, die das Leben beeinflusst. In dieser Geschichte hat eine spontane Idee mittlerweile das Leben von drei Generationen beeinflusst.
„Was hältst du davon, wenn wir ein Restaurant eröffnen?“- diesen Satz hat Erika Kirsch vor 51 Jahren zu ihrem Ehemann Karlheinz gesagt. Karlheinz Kirsch kann dem spontanen Einfall seiner Frau erst nur wenig abgewinnen: „Er hat mir einen Vogel gezeigt“, erinnert sich Erika Kirsch noch genau an die Reaktion ihres Mannes und lacht.

„Pfeffermühle“ eröffnet

Doch er lässt sich auf das Abenteuer ein und so kommt es, dass das Ehepaar Kirsch im Dezember 1973 das Restaurant „Pfeffermühle“ im Einkaufszentrum in Helfe eröffnete. „Das Einkaufszentrum und somit auch das Restaurant wurde damals ganz neu gebaut“, berichtet Karlheinz Kirsch. Der gelernte Maurer und die Beiköchin sind mutig und haben keine Scheu vor neuen Herausforderungen.

Aus dem Archiv: Vor drei Jahren ist der „Hagener Brötchenexpress“ nach Berchum umgezogen.
Aus dem Archiv: Vor drei Jahren ist der „Hagener Brötchenexpress“ nach Berchum umgezogen. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Ohne jegliche Vorerfahrungen im Gastronomiebereich führen sie fünf Jahre erfolgreich das Restaurant im Hagener Norden: „Wir haben einfach gemacht, vieles ausprobiert und irgendwie hat es immer ganz gut funktioniert“, so Erika Kirsch. Sie erinnert sich gerne an die Zeit und die Geschichten, die sie dort erlebt haben: „Damals haben die Männer noch wöchentlich ihren Lohn bekommen und kamen anschließend direkt in die Kneipe. Wir kannten unsere Stammgäste ganz genau. Aber auch Karneval wurde in der Pfeffermühle kräftig gefeiert.“

Landgasthaus Staplack eröffnet

Nach fünf Jahren in Helfe, zieht es das Ehepaar in den Hagener Süden. Im Januar 1979 eröffnen sie nach ein paar Monaten Umbauzeit das Landgasthaus Staplack: „Wir haben gedacht, dass wir Anfang des Jahres erstmal ganz ruhig starten. Aber der Winter 1979 war extrem hart und so kam es, dass die Menschen damals in Scharen und auf Skiern kamen. Heute unvorstellbar. Wir haben unfassbar viel Glühwein in diesem ersten Winter verkauft.“

Unternehmen wächst

Das alles ist lange her und aus der spontanen Idee von Erika Kirsch ist mittlerweile ein größeres Unternehmen mit 14 Mitarbeitenden geworden und vielen anderen Geschäftsbereichen. Ein Restaurant im klassischen Sinne gehört zwar nicht mehr dazu, dafür leitet Sohn Andreas Kirsch seit vielen Jahren gemeinsam mit Frau Martina unter anderem den „Hagener Brötchenexpress.“

Mit einem Lieferwagen fahren sie Industriefirmen im Lennetal ab und versorgen die Mitarbeitenden vor Ort mit Frühstück. Außerdem betreiben sie noch einen Cateringservice sowie zahlreiche Verpflegungsautomaten an Schulen und Firmen.

„Ich bin jetzt 60 Jahre und freue mich in den kommenden zwei oder drei Jahren den Staffelstab an meinen Sohn Patrick übergeben zu dürfen. Wir arbeiten sehr gerne und vor allem der Kontakt zu den unterschiedlichen Menschen, die wir nun schon seit vielen Jahren kennen, macht diesen Job zu etwas Besonderem. Aber irgendwann wird es auch Zeit aufzuhören und das Leben zu genießen.“

Andreas Kirsch, Chef vom „Hagener Brötchenexpress“
übergibt den Betrieb bald an seinen Sohn

Werkskantinen geschlossen

„Die Bereiche haben sich in den vergangenen Jahren immer wieder verändert. Angefangen haben wir mit Kantinenbetrieb in einigen Unternehmen in Hohenlimburg, aber im Laufe der Zeit haben die Firmen ihre Werkskantinen geschlossen und sind immer mehr auf Automaten umgestiegen. Deshalb bezeichnet man die Automaten auch als ‚kleinste Kantine der Welt‘“, berichtet Martina Kirsch. Nicht nur die Geschäftsbereiche verändern sich im Laufe der Zeit, auch die Unternehmensführung und so wird in Zukunft Patrick Kirsch den Betrieb in dritter Generation weiterführen.

„Ich bin jetzt 60 Jahre und freue mich in den kommenden zwei oder drei Jahren den Staffelstab an meinen Sohn Patrick übergeben zu dürfen“, so Andreas Kirsch. „Wir arbeiten sehr gerne und vor allem der Kontakt zu den unterschiedlichen Menschen, die wir nun schon seit vielen Jahren kennen, macht diesen Job zu etwas Besonderem. Aber irgendwann wird es auch Zeit aufzuhören und das Leben zu genießen“, sagt Martina Kirsch.

Gelernter Zimmermann

Der gelernte Zimmermann Patrick Kirsch hat jetzt symbolisch den Schlüssel übergeben bekommen und wird langfristig die Leitung übernehmen: „Es macht mir wirklich stolz, dass ich in die Fußstapfen meiner Großeltern und Eltern trete. Natürlich bringt ein eigenes Unternehmen andere Herausforderungen mit, aber auch viele Chancen und neue Möglichkeiten. Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe.“

Bei allen Veränderungen im Laufe der vergangenen Jahrzehnte, hat sich eines nicht verändert bei Familie Kirsch: der Gedanke andere Menschen mit gutem Essen zu versorgen und der Mut neue Dinge auszuprobieren und spontane Ideen einfach umzusetzen.