Hagen. Die SPD Hagen geht mit Timo Schisanowski in den Bundestags-Wahlkampf. Mit großer Mehrheit wurde der 42-Jährige nominiert.

Die Sonne schien vom Himmel auf das Haus Ennepetal. Und einer stand am Ende draußen im Innenhof und lächelte in diverse Handy-Kameras. „Noch ein Bild für den Ortsverein, Timo“, sagte da Udo Röhrig, Abgesandter aus dem Hagener Westen, positionierte sich neben dem Mitglied des Bundestags und gleichzeitig neben jenem Mann, mit dem die Sozialdemokraten 2025 erneut in den Wahlkampf ziehen werden.

Denn zuvor hatten die Delegierten diverser Ortsvereine festgelegt: Timo Schisanowski tritt für die SPD in Hagen und im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis (Gevelsberg, Ennepetal, Schwelm und Breckerfeld) bei der Bundestagswahl 2025 an. Der Hagener SPD-Vorsitzende, seit 2021 Mitglied der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag, wurde bei einer Vertreterversammlung in Ennepetal mit großer Mehrheit gewählt.

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30 Stimmen für Schisanowski, sechs für Röspel

Von insgesamt 40 gültigen Stimmen entfielen bei vier Enthaltungen 30 Stimmen auf Schisanowski. Sein Vorgänger im Bundestag, René Röspel, der erst kurzfristig seine erneute Kandidatur bekannt gegeben hatte, erhielt sechs Stimmen. Bei der Versammlung vor der Wahl 2021 war das Ergebnis noch wesentlich knapper gewesen. Nur eine einzige Stimme hatte die beiden Kontrahenten (Röspel zählte auch diesmal zu den ersten Gratulanten) getrennt.

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„Ich freue mich über die starke Unterstützung und das klare Votum“, erklärte Schisanowski nach der Wahl am Samstag, „diese breite Rückendeckung aus dem Wahlkreis ist mir wichtig.“ Gleichzeitig sagte er: „Wer wie René Röspel 23 Jahre lang im Deutschen Bundestag gearbeitet hat, verdient hohen Respekt.“

Die SPD zieht wieder mit Timo Schisanowski in den Wahlkampf.
Die SPD zieht wieder mit Timo Schisanowski in den Wahlkampf. © WP | Michael Kleinrensing

Bei der Vorstellung geht es zur Sache

Zuvor war es bei der Vorstellung der Kandidaten - untermalt von Zwischenrufen aus dem Delegiertenkreis - durchaus zur Sache gegangen. Röspel, diesmal in der Herausforderer-Rolle, monierte das Verfahren. „Ich bin nicht der einzige, der von der Ansetzung der Vertreterversammlung im Mai völlig überrascht wurde. Die Nachricht hat mich mitten im Europawahlkampf erreicht. Ich stand vor dem Dilemma, meine Kandidatur im Wahlkampf bekannt zu geben oder selbst den eigenen Ortsverein danach völlig zu überraschen.“ Nun stehe er auf der Vertreterversammlung, bei der niemand das Recht habe, mit ihm zu diskutieren.

René Röspel (SPD) erhielt bei der Vertreterversammlung nur sechs von 40 Stimmen, kritisierte den Zustand der SPD Hagen zuvor scharf.
René Röspel (SPD) erhielt bei der Vertreterversammlung nur sechs von 40 Stimmen, kritisierte den Zustand der SPD Hagen zuvor scharf. © WP | Michael Kleinrensing

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Für ihn sei das Bild der SPD in Hagen auf einem Tiefpunkt angelangt. „Tiefstpunkt wiederum ist, dass ein Dutzend Mitglieder den Ortsverein Hohenlimburg verlassen hat - als Folge eines jahrelangen Streits zwischen Timo Schisanowski und seinem einstigen Freund Mark Krippner.“ Konsequenz: Hohenlimburg habe es nicht geschafft, Delegierte (vier an der Zahl) zu entsenden. Generell müsse die SPD wieder auf Inhalte setzen, der Abgeordnete Position beziehen - das fehle völlig.

Seitenhieb von Schisanowski

Schisanowski wiederum präsentierte sich selbst als Teamplayer. Ihn habe es schon immer geärgert, wenn Abgeordnete sich in den ICE nach Berlin setzten und die Partei mit den Sorgen und Nöten vor Ort alleine ließen. „Wenn jemand von der Seitenlinie aus meint, über die Medien an die Öffentlichkeit gehen zu müssen, um der eigenen Partei ein schlechtes Zeugnis auszustellen, hat uns das noch nie weitergebracht“, konnte auch er sich einen Seitenhieb in Richtung Röspel nicht verkneifen.

Der Bundestagsabgeordnete Timo Schisanowski (SPD) will erneut in den Bundestag in Berlin einziehen.
Der Bundestagsabgeordnete Timo Schisanowski (SPD) will erneut in den Bundestag in Berlin einziehen. © Privat | Privat

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Inhaltlich müsse die SPD das Thema Sicherheit (äußere, innere und soziale) offensiv besetzen. „Wer keinen Asylgrund hat oder sich hierzulande nicht an unsere Regeln hält, der muss unser Land auch wieder verlassen“, so Schisanowski. Und weiter: „Für Sozialkürzungen und die Rente mit 70 mag sich die Merz-CDU einsetzen. Wir tun das nicht - ganz im Gegenteil.“

Weckruf für die Ampel

Gleichzeitig weiß Schisanowski, der bei der letzten Wahl als Kandidat einen geringeren Stimmenanteil als seine Partei holte, angesichts der Stimmungslage um die Herausforderung, den Wahlkreis (Hagen und der südliche EN-Kreis) erneut direkt zu holen. „Es braucht für die Ampel einen Weckruf“, sagte er mit Blick auf die Koalition in Berlin, der er und seine Partei selbst angehören.

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