Hagen. Zuerst standen die Kastanien sinnlos in der Küche herum. Dann wurden sie plötzlich zu Wurfgeschossen im Kinderzimmer.

Neulich war bei uns wieder was los, o Mann.

Es war ja kürzlich Kastanienzeit, und die Kinder hatten eine Menge Kastanien gesammelt. Wir hatten eine Tüte Kastanien zu Hause, sie stand in der Küche und schien auf etwas zu warten.

Die Kinder behandelten sie aber mit Ignoranz und gingen wortlos an ihr vorbei, obwohl sie sie ja gesammelt hatten.

Meine Frau sagte, die Kastanien könnten nicht ewig in der Küche bleiben, nehmt sie doch mit ins Wohnzimmer, dann können wir zusammen etwas basteln.

Basteln ist aber doof, finden unsere Kinder, jedenfalls hatten sie dazu keine Lust.

Es ging immer Dong! Dong!

Meine Frau war ratlos, sie sagte, wenn ihr nicht basteln wollt, dann nehmt die Kastanien mit in euer Zimmer, denn hier in der Küche können sie nicht ewig bleiben. Aus ihrem Tonfall war deutlich herauszuhören, dass sie verärgert war, was will man aber auch mit einer Tüte Kastanien in der Küche anfangen?

Die Kinder nahmen die Kastanien mit nach oben.

Nach einiger Zeit, wir kochten gerade gemeinsam, dann schmeckt es immer am besten, hörten wir es von oben: Dong! Dong! Dong! Dong!

Tür mit Flecken übersät

Das ging eine ganze Weile so, schließlich hielten wir es nicht mehr aus und stürzten hinauf. Als ich die Tür zum Kinderzimmer öffnete und vorsichtig meinen Kopf hineinsteckte, wäre ich um ein Haar von einer Kastanie erwischt worden. Die Frucht des Baumes sauste an mir vorbei und prallte gegen den Kleiderschrank. Dong!

Die meisten Treffer hatte aber die Innenseite der Zimmertür abbekommen. Die weiße Tür, sie war mit braunen und schwarzen und schmutzigen Streifen und Punkten übersät, meine Frau stand, glaube ich, kurz vor einer Ohnmacht.

Die Kinder sahen uns nicht an, sie wollten unschuldig tun, sie pfiffen nicht gerade, aber das Schuldbewusstsein stand ihnen im Gesicht geschrieben. Lasse rollte verlegen eine Kastanie in der Hand hin und her.

Auf dem Boden lag die schmuddelige Tüte.

Leer.

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