Holthausen. Steinzeitforscher haben einen neuen außergewöhnlichen Fund gemacht: Die Höhle bei Hagen wird für sie immer mehr zu einer Schatzkammer.
- Die Blatterhöhle bei Holthausen ist für Forscher eine Schatzkammer.
- Erneut machte das Team um Grabungsleiter Wolfgang Heuschen einen „außergewöhnlichen Fund“.
- Rund um den Fund sind allerdings noch viele Fragen offen.
Die Blätterhöhle bei Holthausen bleibt eine Schatzkammer für Steinzeitforscher. Während in den Vorjahren nicht zuletzt die Funde von Knochen des ältesten Menschen (12.000 Jahre alt) und des ältesten Hundes in Westfalen (11.500 Jahre alt) für Frohlocken bei den Forschern gesorgt haben, förderte das Grabungsteam in diesem Sommer überraschend die Spitzen einer Harpune zutage.
Wieder ein „außergewöhlicher Fund“ für Westfalen und darüber hinaus, freute sich das Team um Grabungsleiter Wolfgang Heuschen, der mit 21 Studierenden aus Bochum, Köln und Bonn sowie Mitarbeitern des Lanschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) aus Olpe von August bis Oktober an und in der Blätterhöhle gegraben und geforscht hat.
Rätselhafte Harpune
Rund um die gefundene Harpune sind noch viele Fragen ungeklärt: Wann wurde sie gefertigt? Besteht sie aus Tierknochen oder Geweih? Bei der Harpune handele es sich eher um eine „Widerhakenspitze“, erläutert Wolfgang Heuschen, mit der Menschen einst Fische gefangen haben könnten. „Wenn sie tatsächlich aus der letzten Eiszeit stammt, dann könnten auch Hirsche oder Rentiere damit gejagt worden sein“, erläutert der Archäologe. Doch solche Theorien müssen noch bestätigt werden. „Die Harpune stammt aus einer Schicht, die wir noch nicht ganz verstehen.“
Bevor sie in einer Vitrine öfffentlich ausgestellt werden kann, wollen die Forscher das Artefakt genauer erforschen. „Da ist noch eine ganze Menge Vorarbeit nötig, um auch Museumsbesuchern mehr Informationen an die Hand geben zu können.“ Bis dahin könnten noch einige Monate vergehen.
Vorträge am 17. November
Am 17. November feiert das Archäologiemuseum im Wasserschloss Werdringen sein 20. Jubiläum mit Vorträgen und einem Kinderprogramm. Dabei sind auch Vorträge zur Blätterhöhle von Wolfgang Heuschen (14 Uhr bis 14.30 Uhr) und Professor Michael Baales (15.30 Uhr bis 16 Uhr) geplant. Im Archäologiemuseum im Wasserschloss sind Funde aus der Blätterhöhle aus den vergangenen Jahren ausgestellt.
Uralte Feuerstelle
Mehr Details wissen die Forscher über eine der Feuerstellen vor der Blätterhöhle zu berichten, die vor zwei Jahren angeschnitten und in diesem Sommer von dem Grabungsteam komplett freigelegt wurde. Eine 70 Zentimeter große Grillstelle, an der sich die letzten Jäger und Sammler vor 6.500 bis 7.000 Jahren versammelten, das ergab die Datierung von zwei Stücken Holzkohle. Damit grillten Menschen am Fuße des Weissensteins schon weit mehr als 2.000 Jahre, bevor die Pharaonen in Ägypten ihre Pyramiden in Gizeh bauten. Ein solcher Befund wie von besagter Holzkohle zutage gebracht sei bislang einzigartig an der Blätterhöhle, so das Forschungsteam.
Neue Pfeilspitzen entdeckt
Am Rande eines vermutlichen Feuerstellenbereiches fand das Team aus Studierenden neben Holzkohlen, Tierknochen und Abfällen der Steingeräteherstellung diesen Sommer zudem drei gut erhaltene Pfeilspitzen aus Feuerstein. „Diese drei Pfeilspitzen sind toll“, freut sich Professor Michael Baales von der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen Ruhr und der Universität Bochum in einer Mitteilung. „Sie ergänzen die bisherige Serie dieses außergewöhnlichen Fundinventars vom Ende der letzten Eiszeit - das ist überregional einmalig.“
„Wir hoffen darauf, dass es im nächsten Jahr weitergeht. Die Blätterhöhle ist ein Fundplatz voller Überraschungen und wir sind da noch lange nicht am Ende.“
Aktuell laufen an der Blätterhöhle in Holthausen letzte Restarbeiten, um die Fundplätze winterfest zu machen. Doch trotz „Sensationsfunde“: Ob im Sommer 2025 wieder Archäologen und Studierende an der Höhle anrücken, das ist völlig unklar. Denn ab 2025 stehen der Bodendenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen deutlich weniger Finanzmittel zur Verfügung. Derzeit liegt ein Antrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Gelder für weitere Grabungen verspricht. Eine Antwort wird im Frühjahr erwartet.
„Wir hoffen darauf, dass es im nächsten Jahr weitergeht“, sagt Grabungsleiter Wolfgang Heuschen. „Die Blätterhöhle ist ein Fundplatz voller Überraschungen und wir sind da noch lange nicht am Ende.“
Grabungen seit 2004
In diesem Jahr feiert die Blätterhöhle übrigens ein Jubiläum: Vor 20 Jahren entdeckten Mitglieder vom Arbeitskreis Kluterthöhle das damals mit Laub verfüllte Loch in Holthausen, dass sich als Schatzkammer für Steinzeitforscher entpuppen sollte. Die Stadtarchäologie arbeitet deshalb an einem Buch, das die Geschichte und Geschichten rund um die Blätterhöhle erlebbar machen soll.