Hagen. 37 Jahre gibt es das Comic Centrum in der Spinngasse in Hagen. Ein Besuch in einem Geschäft, in dem die Zeit gefühlt stehengeblieben ist:
Wenn man den Laden in der Hagener Innenstadt betritt, ist es, als ob die Zeit hier stehen geblieben wäre. Ein bisschen ist das auch so. Die Helden der Kindheit stehen hier im Regal. Tim und Struppi, Asterix und Obelix neben Superhelden oder Comics aus den 50er-Jahren und Mangaheften.
Nein, Martina Friske springt nicht auf jeden Trend auf und verbannt alles andere direkt aus den Regalen. Manche Trends kommen wieder. Oder waren nie weg. Ihr Laden lebt vor allem von der breiten Auswahl und dem Angebot, das sich vergleichbar nirgendwo sonst in der Stadt findet. Das Comic Centrum, es ist wie eine Art kleines Museum.
„Viele Leute entdecken ihre Kindheit hier wieder - und holen sie sich zurück“, sagt Martina Friske und lächelt. Kindheitserinnerungen, die vielleicht irgendwann mal aus dem Kinderzimmer verbannt wurden und im Müll gelandet sind. „Ich habe in meiner Zeit im Laden ganze Generationen aufwachsen sehen. Manche Mütter kommen jetzt mit ihren Kindern wieder und zeigen ihnen, was sie damals gelesen haben.“
„Viele Leute entdecken ihre Kindheit hier wieder - und holen sie sich Jahre später zurück.“
Damals fing alles als eine Art Flohmarkt mit regem Tauschgeschäft an. „Die Nachfrage war da“, erinnert sich Martina Friske an den Start vor 37 Jahren. Solange nämlich gibt es den Laden in Hagen schon. Wenn auch nicht immer am gleichen Standort. Während früher vorwiegend Männer zum Comic Centrum kamen, hat sich das im Laufe der Zeit gewandelt.
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„Mittlerweile zählen auch viele Frauen zu unseren Kunden“, gibt die 61-jährige Buchhändlerin Einblicke in den Alltag in ihrem so bunten und außergewöhnlichen Geschäft, das neben Comics, Postern, Cartoons, Mangaheften oder Graphic Novels, Fantasy- oder Westernromanen auch T-Shirts, Poster oder Spielzeug bietet. Zehntausende Hefte und Bücher finden sich in den Winkeln und Ecken des Geschäfts.
In jeder Ecke etwas zu entdecken
Manche Leute kämen sogar nur zum Gucken vorbei, „ich habe schon überlegt, ob ich Eintritt nehmen soll“, scherzt Martina Friske und lacht. Aber ja, es ist schon ein Erlebnis, hier die Regale zu durchstöbern und in jeder Ecke etwas Neues zu entdecken. „Es ist zwar nicht mein Laden. Aber seit 37 Jahren steckt mein Herzblut hier drin. Ich gehe jeden Tag gerne und mit einem Lächeln zur Arbeit“, sagt die 61-Jährige, die selbst natürlich auch leidenschaftliche Leserin ist. Schließlich ist das Verkaufen genau dieser Bücher ja ihr Job. „Dabei ist meine Generation nicht mit Comics aufgewachsen“, sagt sie. Ihre Lieblingsautoren? Craig Thompson oder Terry Moore - „die machen einfach sehr außergewöhnliche Zeichnungen“, sagt sie und zieht zwei Bücher aus dem Regal.
„Seit 37 Jahren steckt mein Herzblut hier drin. Ich gehe jeden Tag gerne und mit einem Lächeln zur Arbeit“
Ja. Der Internethandel - das habe sich schon ausgewirkt. „Aber wir haben eine sehr treue Stammkundschaft sogar aus dem Sauerland oder Frankfurt, außerdem Laufkundschaft durch Schüler oder City-Gänger“, sagt Martina Friske. Gerade auch über neu aufgelegte Animeserien im Netz, Neuverfilmungen von alten Klassikern oder beliebten Serien wie „Big Bang Theory“ - in der die Hauptcharaktere des Öfteren in einem Comicbuchladen abhängen - haben auch viele neue und jüngere Kunden ihren Weg in die Spinngasse gefunden. „Viele sagen immer, Manga sei so ein neumodischer Trend. Das stimmt nicht - schon vor 25 bis 30 Jahren gab es Mangas wie Dragonball, Sailormoon oder Akira“, erklärt Martina Friske.
Früher hat sie viele Lesungen oder Signierstunden mit Autoren organisiert. Mittlerweile, also seit Corona, sei es schwieriger geworden, die Menschen zu motivieren. Trotzdem ist Martina Friske wichtig: „Ich halte nichts von dem Hagen-Bashing im Netz. Die Leute haben es selbst mit in der Hand, wie sich eine Innenstadt entwickelt. Läden schließen ja nicht, weil so viele Leute dort kaufen und es so gut läuft. Viele shoppen lieber Online - auch das gehört zur Wahrheit.“
Sie jedenfalls ist geblieben. Und möchte auch weiter bleiben. „Und ich freue mich über jeden, der mal vorbeischaut.“