Hagen. Die Versuchung ist groß, das Laub vom Bürgersteig einfach in die Gosse zu schieben. Aber das ist illegal, die Blätter müssen eingesammelt werden.
Der Laubbläser gilt längst als ein perfektes Symbol dieser Zeit: Er verlagert das Problem von einem Ort zum anderen, ohne es zu lösen, er benötigt dafür reichlich Energie und macht dabei obendrein noch ordentlich Lärm bei einem oft lächerlichen Ergebnis. Zumindest, wenn gleich die nächste Windböe um die Ecke pfeift. Dennoch ist das Gerät längst aus vielen Gartenschuppen und Hausmeister-Kellern kaum mehr wegzudenken und erlebt gerade an diesen Tagen wahre Festwochen. Denn der bunte Blätterfall von den Bäumen findet zurzeit allerorten seinen Niederschlag auf den Straßen und Bürgersteigen. Was bei Trockenheit noch harmlos unter den Schuhen raschelt, wird bei Nässe ganz schnell zu einem fatalen Sturzrisiko, einschließlich aller haftungsrechtlichen Verantwortung. Deshalb gilt – ähnlich wie beim Schneefall im Winter – für Mieter und Hausbesitzer eine entsprechende Räumpflicht.
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Und die wird nicht etwa dadurch erfüllt, indem das Laub per Blasegerätschaft oder auch klassisch mit dem Besen verschämt in die Gosse der Straße weitergeschoben wird, sondern die Hinterlassenschaften der Bäume müssen eingesammelt und ordentlich entsorgt werden. So schreibt es die Straßenreinigungssatzung (§ 3, Abs. 1) ausdrücklich vor. Doch die Realitäten, so die Beobachtungen des Hagener Entsorgungsbetriebes (HEB), sehen in Hagen inzwischen ganz anders aus. Seit dem vergangenen Wochenende diktiert nämlich das Laub den Rhythmus auf dem HEB-Betriebshof. „Seit drei Tagen ist in Hagen so richtig der Herbst ausgebrochen. Solche Mengen auf den Straßen kennen wir sonst nur nach den ersten Frostnächten“, skizziert HEB-Sprecherin Jacqueline Jagusch die aktuelle Situation.
„Seit drei Tagen ist in Hagen so richtig der Herbst ausgebrochen. Solche Mengen auf den Straßen kennen wir sonst nur nach den ersten Frostnächten.“
HEB-Teams im Dauerstress
„Unsere Kollegen machen zurzeit jede Menge Überstunden, um die Situation in den Griff zu bekommen“, beschreibt die Unternehmenssprecherin den Alltag. Normalerweise würden die Kehrmaschinen, die täglich im Stadtgebiet auf ihren Routen unterwegs sind, nur einmal am Abend ausgeleert – zurzeit müssen die Fahrzeuge sich vier- bis fünfmal am Tag ihrer herbstlichen Fracht entledigen. Dabei lauern die Anwohner offenkundig oft schon hinter den Gardinen, um rechtzeitig zu erspähen, wann die HEB-Fahrzeuge durchfahren, um im Anschluss neues Laub auf die Straße nachzuschieben.
„Zurzeit müssen wir beispielsweise an der Fleyer Straße viermal auf- und abfahren, wo wir sonst nur einmal kehren müssen, weil wie von Geisterhand nach jeder Runde wieder neue Blätterhaufen in den Straßenabläufen auftauchen“, beschreibt Jagusch die Realitäten. Selbst Gewerbetreibende aus der Garten- und Landschaftsbauerzunft, die für Wohnungsgesellschaften, aber auch Privatleute als Dienstleister die Bürgersteigreinigung übernehmen, so beobachtet der HEB, würden zunehmend die Spielregeln aus der Straßenreinigungssatzung ignorieren: „Dabei müssten sie es eigentlich besser wissen“, ärgert sich die Unternehmenssprecherin.
„Zurzeit müssen wir beispielsweise an der Fleyer Straße viermal auf- und abfahren, weil nach jeder Runde wieder neue Blätterhaufen in den Straßenabläufen auftauchen.“
Vor den Hagener Haustüren gelten im Herbst die gleichen Regeln wie in den übrigen Jahreszeiten: Jeder Hausherr ist für das, was auf seinem Bürgersteig herumliegt – sei es Schnee, Laub, Unrat oder Ritzenvegetation – selbst verantwortlich, auch wenn man selbst nicht der Verursacher ist oder es sich beispielsweise um einen städtischen Straßenbaum handelt. Und wohin damit, wenn die Restmülltonne schon rappelvoll ist? Säcke mit gesammeltem Laub können beispielsweise an der Kompostierungsanlage oder am Wertstoffhof vorbeigebracht sowie bei den kostenlosen Grün- und Strauchschnittsammlungen abgegeben werden.
Sammelboxen ungeeignet
Überlegungen wie in anderen Städten, ab Oktober an Straßen mit besonders stattlichen Gehölzen Gitterboxen zum organisierten Einsammeln der erheblichen Laubmengen zu platzieren, gibt es in Hagen weiterhin nicht: „Dortmund gibt sowohl Laubsäcke aus und stellt obendrein diese Boxen auf, macht aber gar keine guten Erfahrungen“, berichtet Jacqueline Jagusch. Beides würde von den Menschen zunehmend missbraucht, um auf diesem Wege allen möglichen Unrat gleich mitzuentsorgen: „Da liegt in den Boxen als Tarnung das Laub oben drauf und darunter schlummert dann jede Menge Renovierungsmüll“, kann der HEB aufgrund der Erfahrungen aus der Nachbarschaft dieses System kaum empfehlen.
Vielmehr müssten die Bürger es wieder akzeptieren, dass es auch für die Laubbeseitigung klare Regeln gebe: Wer dagegen verstößt, begeht klar eine Ordnungswidrigkeit und riskiert damit ein Bußgeld. Die Teams des Hagener Ordnungsamtes haben hier durchaus einen wachen Blick auf das, was sich auf den Hagener Bürgersteigen so abspielt.