Hagen-Haspe. Die Anwohner, aber auch die Lokalpolitik in Haspe sind alarmiert: Das Parkplatzangebot rund um das neue Pflegeheim am Karweg ist arg knapp.

Noch wurde nicht einmal die Bodenplatte für das neue Alten- und Pflegeheim der Evangelischen Stiftung Volmarstein (ESV) am Karweg in Haspe gegossen. Doch die Bedenken der Anwohner, was die 16-Millionen-Euro-Investition an Problemen hinsichtlich der Parkplatzsituation in dem dicht besiedelten Kipper-Wohnquartier auslösen könnte, haben bereits die Hasper Politik erreicht. Und sind dort auf offene Ohren gestoßen: In der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Haspe wurde die Verwaltung im Hagener Rathaus aufgerufen, dringend Ideen und Lösungen aufzuzeigen, wie der erhöhte Parkdruck rund um die Einrichtung wohl aufgefangen werden könnte. Denn der vorgesehene Zahlenschlüssel kann eigentlich nur erschrecken: Für die 80 Mitarbeiter des Hauses, die dort den Dreischichtbetrieb gewährleisten, sind laut Baugenehmigung auf dem Areal lediglich sechs Parkplätze sowie ein Behinderten-Stellplatz vorgesehen.

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„Grundsätzlich ist es so, dass der bauordnungsrechtlich geforderte Nachweis der sogenannten ,notwendigen Stellplätze‘ im Baugenehmigungsverfahren durch die relativ neue Stellplatzverordnung des Landes sehr gering ausfällt und in den meisten Fällen den realen Bedarf nicht abbilden dürfte“, bestätigt Michael Kaub, Sprecher der Stadt Hagen, die Zahlen. „Die Untere Bauaufsicht kann allerdings auch nicht gegensteuern, da die Schlüsselzahlen der Stellplatzverordnung verbindlich sind.“

Auch verkehrsplanerisch böten sich angesichts der einschränkenden Rahmenbedingungen im öffentlichen Straßenraum keine Lösungen an. „Eventuell außerhalb des öffentlichen Straßenraums, aber das muss noch geprüft werden“, sieht die Stadt hier keine naheliegende Lösung.

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Baustelle verschärft schon die Lage

Im Klartext: Die rechtlichen Vorgaben der Landesbauordnung sowie der Stellplatzverordnung NRW sind somit erfüllt. „Jedem objektiven Beobachter ist jedoch klar, dass die geschaffenen Parkplätze nicht den Bedarf von etwa 80 Mitarbeitern in der Einrichtung und der zu erwartenden Besucher der gleichen Anzahl von Bewohnern abdecken können“, ließen Mandatsträger von CDU und SPD nach Kontakten mit den Anrainern abseits aller Verordnungen den gesunden Menschenverstand sprechen. Bereits die auf dem 4000 Quadratmeter großen Hanggrundstück eingerichtete Baustelle, der ebenfalls einige Stellplätze am Straßenrand zum Opfer gefallen seien, hätte die Lage verschärft.

M. Kleinrensing WP Hagen Baustelle Spatenstich
Gute Laune herrschte bei Investoren und Mietern, als im Sommer der Spatenstich für das Millionen-Projekt am Karweg erfolgte. Doch die Anrainer bleiben angesichts der drohenden Verkehrsentwicklung skeptisch. © WP | Michael Kleinrensing

„Ich kann mir kaum vorstellen, dass alle Mitarbeiter des Hauses mit dem Linienbus kommen“, blickte SPD-Fraktionssprecher Frank Müller mit Skepsis auf die sparsamen Verbindungen mit der Linie 521. Zugleich regte er an, im Rahmen der in Haspe anstehenden Straßensanierungen die Umgestaltung der Straße „An der Kohlenbahn“ für die Lösung der Parkplatzprobleme zu nutzen. „Der Abzweig befindet sich nur wenige Meter von dem neuen Komplex entfernt. Hier kann die Stadt durch intelligente Planungen doch sicherlich eine Lösung finden, um den Bedürfnissen der Anwohner sowie des Alten- und Pflegeheims gerecht zu werden.“

„Die Situation ist schon heute prekär, und hoch zur Waldstraße wird es noch schlimmer.“

Heike Bremser (CDU)
über die Situation am Karweg

Seine CDU-Kollegin Heike Bremser ergänzte: „Die Situation ist schon heute prekär, und hoch zur Waldstraße wird es noch schlimmer. Ich frage mich, wie Ärzte und Physiotherapeuten, die in dem Haus sicherlich ein- und ausgehen, dort zurechtkommen sollen?“ Hagen-Aktiv-Sprecher Michael Gronwald stellte die These auf, dass mindestens 30 weitere Stellplätze benötigt würden. „Eine Baugenehmigung mit einer Minimalversorgung an Stellplätzen ist nicht bloß lebensfremd, sondern letztlich ein Witz“, wetterte CDU-Vertreter Gerd Romberg und plädierte dafür, sich schon jetzt um den sich abzeichnenden Missstand zu kümmern. Der viergeschossige Bau mit einer Gesamtfläche von 5000 Quadratmetern soll ab Mai 2026 in Betrieb gehen.

Kein Zweifel an dem Angebot

Dabei gibt es in der Hasper Politik gar keine grundsätzlichen Bedenken an der Sinnhaftigkeit der Alten- und Pflegeeinrichtung, die in weiten Teilen das in die Jahre gekommene Traditionshaus am Mops ersetzen soll. „Das ist eine gute Nachricht für die Zukunft unseres Altenheims in Haspe, denn der bestehende Altbau neben dem Krankenhaus kann auf Dauer so nicht mehr weiterbetrieben werden“, formulierte entsprechend ESV-Vorstand Markus Bachmann anlässlich des Spatenstichs für das Millionen-Projekt. Eine Sanierung des Komplexes auf der gegenüberliegenden Seite des Tals der Ennepe sei wirtschaftlich betrachtet kaum mehr möglich und für die Bewohner im laufenden Betrieb auch nicht mehr zumutbar gewesen.

Hagen
Das Alten- und Pflegeheim am Karweg ist modern gestaltet und erhält im hinteren Bereich auch eine großzügige Gartenfläche. Allerdings ist die Zahl der Stellplätze an dem Objekt eher überschaubar. © Evangelische Stiftung Volmarstein | VK Immobilien Gruppe

Mit dem Neubau kann das Wohnangebot für hilfsbedürftige Senioren in Haspe jetzt jedoch vollumfänglich bewahrt werden. Vor allem sorgen die besseren Strukturen des neuen Gebäudes nicht bloß für kürzere Wege und eine bessere Arbeitssituation für das Team, sondern zugleich auch für bessere Rahmenbedingungen für das Gemeinschaftsleben. Zugleich machte Bachmann deutlich, dass die ESV eine Expansion des Platzangebotes angesichts der derzeit schwierigen Personalakquise verworfen habe.

Zurzeit leben in dem Alten- und Pflegeheim am Mops, das einst 177 Frauen und Männern Platz bot, noch 120 Menschen. Mit der Fertigstellung am Karweg wird dann der östliche Gebäudeteil aus der 1960er-Jahren direkt an der Zufahrt zum Parkdeck, der mit seinen kleinen Appartements längst nicht mehr den heute üblichen Wohngruppen-Konzepten entspricht, zunächst einmal komplett leergezogen und durchsaniert. „Hier können künftig Verwaltungseinheiten, ärztliche Angebote sowie Wohnflächen für ausländische Fachkräfte und Auszubildende etabliert werden“, sieht ESV-Vorstand Markus Bachmann hier durchaus Raum für zukunftsträchtige Entwicklungen. Die gut 40 Altenheim-Plätze in dem zweiten Gebäudeteil, die über dem Medizinischen Zentrum für Erwachsene mit Behinderung (MZEB) liegen, sollen derweil am Mops erhalten bleiben. „Sie entsprechen durchaus dem aktuellen Standard und sind voll funktionsfähig“, so Bachmann.