Breckerfeld. Tausende stehen auf Wartelisten. Der stark verknappte Markt macht es doppelt schwierig, in der Hansestadt etwas zu finden.
Ja, schön ist es hier. Das ist jetzt nichts Neues. Die, die das Glück haben, ein Eigenheim in Breckerfeld zu besitzen, wussten das schon. Und die, die gern hier hin wollen, wissen das auch - schmerzlicher Weise. Noch nie waren die Interessenten- und Wartelisten in Breckerfeld so lang wie aktuell. Ein frei werdendes Haus oder gar ein Grundstück ist wie eine Oase in der Wüste. Alle stürzen sich darauf. Das Breckerfelder Image hat sich im vergangenen Jahrzehnt gedreht. Kein provinzieller Anstrich, sondern hoch gefragt in schönster Lage. Ein weiteres Baugebiet würde das nur verstärken.
„Es sind jetzt - ich drücke es mal so aus - ausgewähltere Kunden, die Immobilien anfragen.“
Überschaubares Angebot
Die Verknappung macht natürlich etwas mit dem Markt. Mal nachgeschaut in einschlägigen Immobilienportalen: Das Angebot an freien Häusern in Breckerfeld ist überschaubar. Die Preise starten ab 300.000 Euro. Oft sind größere Gärten dabei, was einen vernünftigen Vergleich unmöglich macht. Was dennoch mit großer Kraft auf den Immobilienmarkt in Breckerfeld strahlt, ist die Zinsentwicklung. Denn nach langer Niedrigzinsphase sind sie wieder gestiegen, wenn auch nicht wieder auf Rekordniveau. Hauskäufer überlegen aktuell sehr genau, ob sie in dieser Phase kaufen. Denn das große Sinken der Immobilienpreise ist bislang noch ausgeblieben.
Veränderte Zinslage
„Es sind jetzt - ich drücke es mal so aus - ausgewähltere Kunden, die Immobilien anfragen“, sagt zum Beispiel Silke Martin-Perez, die in Breckerfeld ein Immobilienbüro leitet. Die Klienten verändern sich durch den höheren Zins, während zuvor in der Niedrigzinsphase noch viel mehr Menschen gewagt haben, eine Hausfinanzierung anzugehen. „Was aktuell vielen wichtig ist, ist energetische Zukunftsfähigkeit“, beschreibt Silke Martin-Perez eine Kundenperspektive, die vor 10 oder 15 Jahren noch nicht die Bedeutung hatte, die sie heute hat.
Das erklärt aber noch nicht den großen Breckerfeld-Hype, den man aktuell spüren kann. Allein im Büro Martin-Perez gibt es eine Interessentenliste von 1000 Personen, die gern Bescheid bekommen möchten, wenn sich in Breckerfeld etwas für sie ergeben könnte. Und damit sind andere Maklerbüros in der Hansestadt oder die Banken noch gar nicht mit bedacht. „Es sind viele Menschen dabei, die Kinder haben oder noch welche haben möchten und Breckerfeld als ihren Lebensmittelpunkt haben möchten“, sagt die Maklerin, die zuletzt etwa 50 Prozent ihrer Immobilien an Auswärtige verkauft habe.
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Viele kommen zurück nach Breckerfeld
Darunter sind aber auch viele Rückkehrer, die Breckerfeld für andere Job-Perspektiven zum Beispiel verlassen haben und sich in der Mitte des Lebens nun wieder hier niederlassen wollen. Die Lage im Allgemeinen spielt dabei keine Rolle. Zwar kann man zweifelsohne davon sprechen, dass Breckerfeld auf dem Land liegt. In 20 Minuten ist man allerdings in der Hagener Innenstadt, etwas schneller auf einer Autobahn und die durch Corona veränderte (Homeoffice)Arbeitswelt hat vielen Büro-Pendlern auch völlig neue Lebensort-Möglichkeiten eröffnet.
Was in Breckerfeld laut Silke-Martin Perez aber auch ein Thema ist, ist die Sicherheit. „Viele, die anfragen, möchten raus aus Brennpunkten oder sozialen Schieflagen. Auch Schulwege und die Schulen an sich spielen eine Rolle. Da punktet Breckerfeld.“
Die Kinder-Prämie ist Geschichte
Einst ging die Stadt Breckerfeld mit einer Art Kinderbonus auf den Markt. Dieser bezog sich damals auf das große Baugebiet am Heider Kopf und sollte Familien mit Kindern anlocken. 4000 Euro gab es pro Kind, verteilt auf acht Jahresraten. Also 500 Euro pro Kind und pro Jahr. Kein Betrag, der bei ohnehin umfangreichen Hausfinanzierungen die Welt verändern würde, aber damals eben doch ein starkes Zeichen: zieht nach Breckerfeld, wir bieten Wohnraum für Familien.
„Da wir mittlerweile alle Grundstücke am Heider Kopf verkauft haben, gibt es die Prämie nicht mehr“, erklärt Breckerfelds Bürgermeister André Dahlhaus. Da die Prämie aber eben auf die Teilraten ausgelegt war, bezahlt die Stadt für Altfälle immer noch etwas. Unterdessen, das weiß auch Maklerin Silke Martin-Perez, versuchen immer mehr Makler auf dem attraktiven Breckerfelder Markt Fuß zu fassen.
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Übrigens ist es fast sieben Jahre her, dass der Rat die Aufstellungsbeschlüsse für den Bebauungsplan Nr. 14 „Nördlich Klevinghauser Straße“ gefasst hat. Das eigentlich nächste Breckerfelder Neubaugebiet. Auf ehemals landwirtschaftlichen Flächen - so ist es guter Breckerfelder Stadtentwicklungsbrauch - sollen Menschen künftig ein neues Zuhause finden. Doch es herrscht Stillstand, weil vor allem wasserrechtliche Themen noch für Verzögerungen sorgen.