Hagen. Für Pendler und Menschen, die in der Innenstadt von Hagen einkaufen wollen, wird das Parken bald schwieriger. Das sind die Hintergründe.
Die Parksituation in der Hagener Innenstadt wird sich in den kommenden Monaten radikal verändern. Die Stadt Hagen plant eine Ausweitung der bereits bestehenden Parkzonen. Hinzu kommt, dass neue Bereiche, die vor allem Anwohnern vorbehalten sind, eingerichtet werden sollen. Insbesondere Pendler, die Wohngebiete rund um die Innenstadt ansteuern, um dort kostenlos zu parken, dürfte das vor erhebliche Probleme stellen.
Der Parkdruck in den Quartieren in der Innenstadt nimmt bereits seit Jahren permanent zu. Deshalb hatte vor gut einem Jahr der Rat der Stadt die Verwaltung beauftragt, ein Konzept auszuarbeiten. Ergebnis: Die bestehenden Parkzonen werden nahezu verdoppelt. Statt bislang 12.486 Einwohner sind künftig 26.500 Hagener betroffen.
Stadt will den Parkdruck verringern
Über all dem schweben mehrere Ziele: Das eine ist, den Parkdruck zu verringern. Ein anderes, möglichst viele Pendler zu einem Umstieg auf den ÖPNV zu bewegen. Obwohl Baudezernent Henning Keune um die Probleme, die damit verbunden sind, weiß: „Aktuell müssen wir nur in Richtung Lüdenscheid gucken. Da ist ja nicht nur die Rahmedetalbrücke gesperrt, sondern auch die Bahnstrecke. Wir wissen, dass das eine ganze Menge Pendler betrifft.“
Hinzu kommen große Arbeitgeber im Bereich der Innenstadt, deren Mitarbeiter auf Parkplätze in der Nähe angewiesen sind und die gar fürchten, dass Beschäftigte sich anderweitig orientieren könnten, wenn sie denn künftig keine Möglichkeit mehr haben, ihre Fahrzeuge abzustellen. Beispiel Allgemeines Krankenhaus mit fast 1200 Beschäftigten. Hier hat sich in einem Schreiben bereits die Mitarbeitervertretung an die Stadt gewandt und die Problematik verdeutlicht.
Kritik vom Allgemeinen Krankenhaus
„Eine Klinik benötigt einen sehr großen Einzugsbereich“, heißt es in dem Brief, den Ralf Albrandt, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung, unterzeichnet hat. Albrandt verweist darauf, wie schwierig es ohnehin sei, Pflegepersonal zu gewinnen. „Durch die Verschärfung der Parkregelungen gehen wir davon aus, dass dadurch ein zusätzlicher Wettbewerbsnachteil entsteht.“ Bereits jetzt seien fehlende Parkmöglichkeiten ein Grund dafür, dass Fachkräfte der Agaplesion-Klinik Iserlohn nicht nach Hagen wechseln wollten.
Zwar bedeuten neue Parkzonen nicht automatisch, dass in diesen Bereichen überhaupt niemand außer den Anwohnern sein Auto abstellen darf. Allerdings müssen diejenigen, die keinen Parkausweis haben, in den neuen Zonen eine Parkuhr einlegen. Maximale Parkdauer: zwei Stunden. Außer Kraft gesetzt wird diese Regel nach dem Konzept der Verwaltung lediglich nach 18 Uhr sowie an Samstagen, Sonn- und Feiertagen, damit letztlich auch Besucher Parkplätze finden. In den bereits bestehenden Zonen gelten differenzierte Regelungen. Zum Teil ist dort das Parken nur den Anwohnern erlaubt.
Gebühr für Anwohnerausweis bleibt zunächst konstant
Konstant bleibt dabei zunächst die Gebühr, die Anwohner für einen Parkausweis bezahlen müssen. Die Höhe dürfen Kommunen neuerdings eigenständig festlegen. Sie liegt in Hagen aktuell bei 30,70 Euro pro Jahr. „Die angestrebte Neufestlegung (Anmerkung der Redaktion: dürfte einer Erhöhung gleichkommen) soll daher verschoben und erst in den kommenden Jahren vorgenommen werden“, heißt er in der Vorlage der Verwaltung, die Oberbürgermeister Erik. O. Schulz sowie die Dezernenten Keune (Bauen) und Arlt (Umwelt) unterzeichnet haben.
Wann genau es losgeht, ist noch offen. Ein Beschilderungskonzept für die einzelnen Zonen soll noch in diesem Jahr erstellt werden. Dann werden nacheinander die einzelnen Zonen ergänzt bzw. eingerichtet. Und zwar von Zone A über F und H. Die Einrichtung der Zone G (das ist jene, von der die AKH-Mitarbeiter betroffen sind) erfolgt am Ende. Gemeinsam mit dem AKH solle nach Lösungsmöglichkeiten gesucht werden.
Erheblicher Aufwand für Verwaltung
Angesichts zahlreicher neuer Anträge auf Anwohnerparkausweise rechnet die Verwaltung mit einem erheblichen Arbeitsaufwand. Derzeit geht man davon aus, dass sich das Aufkommen verdoppelt.
Kritik an einer Ausweitung übt auch die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer: „Wir senden nach außen in die Region permanent das Signal, dass wir in Hagen keine Autos mehr wollen“, so Geschäftsführer Ralf Geruschkat, „das kann man tun – aber nur, wenn es attraktive Alternativen gibt. Deshalb fordern wir schon seit Jahren ein zukunftsorientiertes Verkehrskonzept für Hagen. Das aber fehlt.“