Hagen. Der Flügelspieler hat eine leidvolle und lehrreiche Zeit hinter sich. Nun steht sein Comeback bevor – ein Moment, den er lange herbeigesehnt hat.

Als Marvin Omuvwie neulich bei einem Testspiel an der Freiwurflinie stand, wurde ihm klar: Etwas Zeit benötigt er noch, bis er konditionell wieder auf dem Niveau ist, das ein Profibasketballer braucht. Sein Pulsgurt bescheinigte ihm eine Herzfrequenz von 193. Solch einen Wert erreicht man eigentlich, wenn man um sein Leben rennt - dabei rannte Omuvwie doch nur mit dem Ball zum Korb. „Das ist ein Bereich, der vielleicht noch verbessert werden muss“, sagt der Flügelspieler von Phoenix Hagen mit einem Lächeln. „Vielleicht fallen dann beim nächsten Mal auch die Freiwürfe besser.“

Letztes Pflichtspiel im November 2023

Es ist kein Leichtes, nach einer langen Verletzungspause wieder körperliche Bestform zu erlangen, das weiß Marvin Omuvwie inzwischen. Sein letztes Pflichtspiel bestritt er am 26. November 2023 mit Phoenix in Bayreuth. Ein Kurzeinsatz, nachdem er wegen einer Leisten-OP bereits fast zwei Monate pausieren musste. Die nächste bittere Diagnose ließ nicht lange auf sich warten: Der 1,95 Meter große Forward zog sich eine Schambeinentzündung zu - eine Verletzung, deren Heilungsverlauf bisweilen zäh ist. Zu Beginn dieses Jahres zeichnete sich ab: Er wird die Saison 2023/24 abhaken müssen.

M. Kleinrensing WP Hagen  Basketball 2. Bundesliga BBL
Phoenix-Trainer Chris Harris (l.) kann Marvin Omuvwie wieder aufs Basketballfeld schicken. © WP | Michael Kleinrensing

Marvin Omuvwie hat die vergangenen neun Monate nicht ungenutzt verstreichen lassen. Zum einen hat er sein Team an Spieltagen und im Training von der Seitenlinie aus geholfen, er hat „die Jungs unterstützt und ihnen Feedback gegeben.“ Dadurch hat Omuvwie innerhalb der Mannschaft offiziell die Rolle des „Conductors“ bekommen, auch über die vergangene Saison hinaus: „Das bedeutet, dass ich ein Auge auf die Stimmung im Team habe“, erklärt er. Überdies hat Omuvwie eine Menge für sich selbst getan: Im Rahmen seiner Möglichkeiten hat er an seiner Fitness und an seinem Wurf gefeilt, seine Ernährung optimiert. Und er hat ein Fernstudium begonnen, für das er inzwischen viel Praxiserfahrung vorweisen kann: Fitness and Health Management.

„Wir hatten immer einen Plan und ein größeres Ziel vor Augen.“

Marvin Omuvwie, Flügelspieler von Phoenix Hagen

Omuvwies täglicher Begleiter war (und ist) in dieser Zeit Jonas Müller-Preuss, der Physiotherapeut und Athletiktrainer von Phoenix Hagen. „Erzähl doch mal, wie Jonas und du zu Halbbrüdern wurdet“, lacht Phoenix-Coach Chris Harris beim Redaktionsbesuch bei der WESTFALENPOST. Und diese Geschichte erzählt Marvin Omuvwie gerne. „Der Prozess war ein tägliches Auf und Ab. Es war nie perfekt, aber Jonas hat mich immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und mir gut zugesprochen. Wir hatten immer einen Plan und ein größeres Ziel vor Augen“, berichtet der Flügelspieler von seinem Rehaprozess mit einer gewissen Begeisterung. „Schritt für Schritt haben wir alles wieder aufgebaut, zunächst mit Oberkörpertraining, da der untere Körperbereich teilweise noch nicht belastbar war. Später haben wir die Belastung langsam auf die Beine verlagert, mit statischen Übungen bis hin zu leichten Bewegungen und Sprüngen. Alles wurde strukturiert aufgebaut und immer mit Feedback begleitet. Ich bin sehr dankbar, dass ich jeden Tag mit Jonas arbeiten und die Infrastruktur des KÖ40 Performance Center nutzen konnte.“

Phoenix-Basketballer Marvin Omuvwie (r.) wurde in seinem Rehaprozess täglich von Physiotherapeut Jonas Müller-Preuss betreut.
Phoenix-Basketballer Marvin Omuvwie (r.) wurde in seinem Rehaprozess täglich von Physiotherapeut Jonas Müller-Preuss betreut. © WP | Michael Kleinrensing

Zuletzt ging es dann mehr ans basketballerische Eingemachte. Müller-Preuss hat für Omuvwie unter anderem ein Sprungkraftprogramm ausgearbeitet. Und dass das nicht so schlecht sein kann, bewies Omuvwie im Testspiel gegen Trier, als er den Ball nach Fehlwurf eines Mitspielers in der Luft fing und in den Korb hämmerte. „Am Ende des Tages fehlt vielleicht noch ein bisschen, um ein ganzes Spiel komplett durchzuhalten“, sagt der gebürtige Berliner. „Schritt für Schritt und Spiel für Spiel muss ich weiter darauf aufbauen. Aber ich fühle mich gut, und die Jungs sehen das auch.“

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Vertrauensbeweis von Phoenix

Für Phoenix Hagen geht der Mann mit der Rückennummer 11 bald in seine dritte Saison. Der ProA-Klub verlängerte seinen auslaufenden Spielervertrag schon im März - obwohl Omuvwie noch verletzt und ein Comeback nicht absehbar war. Für diesen Vertrauensbeweis ist der 27-Jährige dankbar: „Mir wurde früh signalisiert, dass der Verein hinter mir steht und ich mir die Zeit nehmen soll, die ich brauche.“

Das Vertrauen will Marvin Omuvwie mit guten Leistungen zurückzahlen. Am besten schon an diesem Sonntag, wenn er im BBL-Pokalspiel gegen seinen Ex-Klub BG Göttingen aufläuft. Dann aber, so hofft Omuvwie, mit einem Puls im Normalbereich.