Hagen. Bundesweit steigt die Zahl der Fälle von Kindesmissbrauch, in Hagen zählte die Polizei zuletzt weniger Fälle. Die Zahlen sind tückisch:
Die Polizei hat im Vorjahr weniger Straftaten wegen sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen in Hagen erfasst. Von 79 Straftaten im Jahr 2022 ging die Zahl auf 64 Straftaten im Jahr 2023 zurück - ein Minus von 19 Prozent. Das teilt die Polizei Hagen auf Anfrage dieser Zeitung mit.
Auch interessant
Auf das Bundesgebiet geblickt sehen die Zahlen dagegen anders aus: Denn laut Bundeskriminalamt (BKA) haben die Fälle von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im vergangenen Jahr stark zugenommen. Insgesamt 16.375 Fälle wurden den deutschen Ermittlern im Jahr 2023 bekannt, in denen Kinder unter 14 Jahren sexuell missbraucht wurden - 5,5 Prozent mehr Fälle als im Jahr 2022.
Statistik nicht vollständig
„Entgegen dem Bundestrend haben wir in Hagen eine sinkende Anzahl an Taten“, so Ramona Arnhold, Sprecherin der Polizei Hagen. Bei den vorgelegten Zahlen aus dem Stadtgebiet handele es sich aber um Taten, bei denen die polizeilichen Ermittlungen abgeschlossen sind und das Verfahren an die Staatsanwaltschaft übergeben wurde. „Verfahren, die noch nicht von polizeilicher Seite abgeschlossen sind, sind in dieser Jahresstatistik nicht aufgeführt, da noch weitere Ermittlungen anstehen.“
Auch interessant
Hohe Aufklärungsquote
Konkret hat die Polizei Hagen in den vergangenen zwei Jahren insgesamt 143 Straftaten von sexuellem Missbrauch und Gewalt an Kindern zwischen 8 und 11 Jahren erfasst. Darunter war im Jahr 2022 auch der Fall eines 10-jährigen Jungen, dessen Intimbereich mit Bildaufnahmen verletzt wurde. Die Aufklärungsquote bei den angezeigten Fällen in Hagen ist hoch. Im Jahr 2022 wurden 86 Prozent der Straftaten aufgeklärt, im Jahr 2023 waren es gut 89 Prozent. Erst im März dieses Jahres wurde ein 44-jähriger Mann in Hagen wegen sexuellen Missbrauchs an Kindern und Besitzes kinderpornografischer Schriften verurteilt. Er hatte sich 25 Mal an drei Kindern zwischen 8 und 11 Jahren vergangen.
Auch interessant:
- Hohenlimburg: Nicole Gatzke in seltene Hunderasse verliebt
- Edel-Friseur „Catwalk“ auf der Springe plötzlich geschlossen
- Brutaler Überfall: Ladeninhaber hat Angst um sein Leben
- Wirtin Mira (72) gibt Kneipe Grammophon ab: So geht‘s weiter
- Dämpfer für schicke Event-Location „Loft Creative“ im Industriegebiet
- Motorradfahrer stirbt nach Unfall auf A45
- Ältestes Gymnasium in Hagen feiert 225. Jubiläum
- Kind bei Sturz aus Haus in Breckerfeld schwer verletzt
Hohe Dunkelziffer
Wie viele Fälle von Missbrauch an Kindern es tatsächlich im Stadtgebiet gibt, darüber gibt die Kriminalstatistik der Polizei nur bedingt Auskunft. So weist etwa die Bundesbeauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs auf eine hohe Dunkelziffer hin, weil viele Taten erst gar nicht zur Anzeige kommen. Etwa jeder siebte bis achte Erwachsene in Deutschland habe in seiner Kindheit und Jugend sexuelle Gewalterfahrungen machen müssen. Das hätten zwei repräsentative Studien ergeben. Allerdings sei diese Zahl nur bedingt auf heutige Kinder und Jugendliche übertragbar, weil zum Beispiel sexuelle Gewalt mittels digitaler Medien in älteren Studien kein Thema war.
Gefahr im Internet
Ein neueres Phänomen ist das „Cybergrooming“, bei dem sich Erwachsene im Internet gegenüber Kindern und Jugendlichen als Gleichaltrige ausgeben, um sexuelle Kontakte zu suchen. Insgesamt 19 Fälle von Cybergrooming zählte die Polizei Hagen in den beiden Vorjahren 2022 und 2023. Diese Zahl sank von 12 Fällen im Jahr 2022 auf 7 Fälle im Vorjahr. Ermittlungsansätzen gehe man konsequent nach.
„Entscheidend ist in vielen Fällen, welche Spuren im Netz hinterlassen werden, welche Angaben Opfer machen können und wie viele Beweise die Polizei sichern konnte. “
Die Anonymität des Internets erschwert allerdings für die Polizei die Suche nach den Tätern. Ermittlungserfolge hingen von mehreren Faktoren ab und seien immer abhängig vom Einzelfall sowie vom Vorgehen der Täterinnen und Täter, so Ramona Arnhold von der Polizei Hagen: „Entscheidend ist in vielen Fällen, welche Spuren im Netz hinterlassen werden, welche Angaben Opfer machen können und wie viele Beweise die Polizei sichern konnte. Oft ist eine gute Zusammenarbeit mit internationalen Behörden erforderlich, da Täterinnen und Täter häufig über Ländergrenzen hinweg agieren.“
Bei der Polizei Hagen sensibilisiere die Dienststelle für Kriminalprävention/Opferschutz Eltern und Kinder regelmäßig für die Gefahren des Cybergroomings.