Hagen. Die ehemalige Polizeiwache in der Prentzelstraße in Hagen wird zu einem Kindergarten umgebaut. Für die Anwohner eine enorme Belastung.

Mitten im Gange ist der Umbau der ehemaligen Polizeiwache in der Prentzelstraße in eine Kindertagesstätte. Die Stadt Hagen hat das vierstöckige Gebäude vom Land NRW erworben. Ursprünglich sollte dort, wo einst Handschellen klickten, bereits im Sommer 2023 eine Tagesstätte für 75 Kinder eröffnet werden, doch die Bauarbeiten haben sich erheblich verzögert. Nun peilt die Stadtverwaltung Hagen für die Fertigstellung des Gebäudes erst das zweite Quartal des Jahres 2026 an.

Anwohner Thomas Engelberg hat während des Umbaus allerlei Ungemach zu erdulden.
Anwohner Thomas Engelberg hat während des Umbaus allerlei Ungemach zu erdulden. © WP | Hubertus Heuel

Ein Grund für den Verzug sind die gefährlichen Schadstoffe, die im Zuge der Sanierung entfernt werden müssen, um das Gebäude ohne Gefahren und Altlasten in eine Kita zu verwandeln: „Es besteht ein hoher Anspruch an den Umgang mit den Schadstoffen und an die daraus resultierende Mülltrennung“, betont Clara Treude, Sprecherin der Stadtverwaltung Hagen. In den letzten Wochen seien auf dem Grundstück daher neben großen Entsorgungscontainern auch „weiße Säcke“ zwischengelagert worden, in denen die verschiedenen Materialien wie Mineralfaserdämmung, asbesthaltige Baustoffe und Baumischabfälle sortiert wurden. „Das alles muss fachgerecht entsorgt werden“, so Frau Treude.

„Es besteht ein hoher Anspruch an den Umgang mit den Schadstoffen und an die daraus resultierende Mülltrennung.“

Clara Treude
Sprecherin Stadt Hagen

Pädagogische Ratschläge statt Ordnungsmaßnahmen

Den Nachbarn im Umfeld der Baustelle ist natürlich nicht verborgen geblieben, dass sich die Arbeiten hinziehen. Zeitweise sei die Situation sehr belastend gewesen, berichtet Anwohner Thomas Engelberg (52). Das Gelände sei in den Abendstunden von Jugendlichen und Erwachsenen belagert worden, woraufhin er nach einer Beschwerde pädagogische Ratschläge vom Amt für Jugend und Soziales erhalten habe: „Ich habe selbst den Bauzaun, der in einem desolaten Zustand war, gerichtet.“

Neben häufigem Baulärm, auch sonntags, sei ein Container für Asbestarbeiten direkt am Grundstück seiner Schwester aufgestellt worden, so Engelberg: „Dass sich in der Nähe Kinder und Nachbarn befanden, die an diesem Tag grillten, schien den Arbeitern egal zu sein.“ Einige Arbeiter hätten mit nacktem Oberkörper gearbeitet, während andere Asbestarbeiten durchführten und dabei ihre Schutzanzüge nicht ordnungsgemäß trugen.

Engelberg führte umfangreichen Schriftverkehr mit der Stadtverwaltung, die sich im Sommer schließlich mit ihm an einen Tisch setzte, um die bestehenden Probleme auszuräumen. Seitdem habe sich die Situation verbessert, sagt der Hagener. Nichtsdestotrotz wird er noch einige Jahre mit der Baustelle in der Nachbarschaft leben müssen. Denn das Gebäude wird nicht nur kernsaniert, sondern erhält auch ein neues Dach.

Mitarbeiter aus dem Rathaus ziehen um

Schließlich sollen neben der städtischen Kita auch rund 30 Mitarbeiter des Fachbereichs Jugend und Soziales aus dem Rathaus am Berliner Platz in den zweiten Stock des Hauses ziehen. Die Stadt möchte in der Prentzelstraße eine Art Zentrum für frühkindliche Bildung etablieren, die Beratung von Familien und Alleinerziehenden soll dort ebenso angesiedelt werden wie das Thema Ganztagsbetreuung im Grundschulalter, wenn dafür – wie vom Bundeskabinett für 2026 beschlossen – ein Rechtsanspruch besteht.

Über einen seitlichen Anbau an das Gebäude entstehen ein barrierefreier Zugang und damit ein weiteres notwendiges Fluchttreppenhaus. Der hinter der Immobilie befindliche Parkplatz wird entsiegelt und in einen Spielplatz für die Kitakinder, die im Erdgeschoss und der ersten Etage ihre Räume haben werden, umgewandelt. 

Stadt Hagen hofft auf Fördermittel

Der überwiegende Teil des Bestands werde jedoch erhalten und mit gezielten Maßnahmen für die neue Nutzung ergänzt, so Stadtsprecherin Clara Treude: „Der Erhalt der Gebäudesubstanz und deren Weiternutzung bildet den Ankerpunkt der Nachhaltigkeitsziele.“ Ein weiterer zentraler Baustein seien hohe Standards bei der Energieeffizienz des gesamten Gebäudes: „Dadurch lassen sich finanzielle Fördermittel des Bundes aktivieren.“ Die Energie für das Gebäude und das benachbarte Museumsquartier soll per Photovoltaik erzeugt werden, beheizt werden die neuen Räume über eine Wärmepumpe.

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Überhaupt wird das zukünftige Kita-Gebäude eng mit dem Museum verknüpft sein, etwa über das vorhandene Notstromaggregat der ehemaligen Polizeiwache, das unterirdisch mit den elektrischen Leitungen des Löschwasserbehälters für die Versorgung der Sprinkleranlage im Museum verbunden werden soll. Zudem werden zwei neue Wärmepumpen auf dem Kita-Dach aufgestellt und mit dem Kunstquartier verbunden. Aber auch die notwendige Energie zur Beheizung der Kita wird über eine neue Wärmepumpe und die vorhandenen Erdsonden des Kunstquartiers realisiert.

Die Baukosten für das ehrgeizige Projekt sind allerdings explodiert, die zuletzt bekannt gewordene Summe lag bei knapp zehn Millionen Euro.