Hagen. Der Hagener Rat verordnet der Bauverwaltung ein deutlich höheres Arbeitstempo bei der Abarbeitung der Brücken-Probleme.
Angesichts der immer wieder neuen Katastrophen-Nachrichten rund um die Hagener Brösel-Brücken ist die Geduld des Rates mit der bislang bei dieser Thematik eher überschaubar dynamischen Vorgehensweise der Bauverwaltung aufgebraucht. In der ersten Sitzung nach der Sommerpause machten die Sprecher fraktionsübergreifend deutlich, dass man vor dem Hintergrund der seit gut zwei Wochen gesperrten Altenhagener Hochbrücke „Ebene 2“ jetzt schnelles Handeln einfordere. Einstimmig wurde am Donnerstagabend die Verwaltung beauftragt – vorbehaltlich der finalen gutachterlichen Einschätzung –, unverzüglich mit den Planungen und den Arbeiten zum Abriss der nicht mehr tragfähigen Stahlbetonkonstruktion zu beginnen: „Zur Beschleunigung ist die Umsetzungsvariante zu wählen, die sich am schnellsten realisieren lässt“, heißt es in dem Beschluss, der zugleich den Einsatz eines Generalübernehmers anregt. Denn eines scheint auch klar: Selbst die Erstellung eines Abrisskonzeptes dürfte sich bis Ende des Jahres 2025 hinziehen.
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Damit in wenigen Wochen nicht womöglich die nächste Versagensbotschaft die Stadt überrascht, soll die Verwaltung zudem die Standsicherheit der sogenannten Eckeseyer Brücke überprüfen lassen. Dabei handelt es sich um das Verbindungsstück zwischen der „Ebene 2“ und der Bahnhofshinterfahrung über die gesamten Bahngleise hinweg. Auch dieses Bauwerk zählt zu den Bauwerken mit Spannungsrissrisiken. Hier soll ein Gutachter eine belastbare Lebenszyklusprognose erstellen, um mehr als ein Bauchgefühl für den akuten Handlungsdruck zu bekommen.
Kreuzung komplett neu denken
Insgesamt möchten die Fraktionen auch inhaltlich näher an das Handeln der Verwaltung rücken und zum Taktgeber werden. Dazu wurde eine Brückenkommission ins Leben gerufen, die jetzt Anfang September und nicht – wie ursprünglich geplant – erstmals in sechs Wochen zusammenkommen soll. In diesem Gremium möchte die Politik zunächst den Fokus auf die möglichen Auswirkungen einer dauerhaften „Ebene 2“-Sperrung werfen und konzeptionelle Szenarien diskutieren. Dabei wird es nicht bloß um die Frage gehen, ob nach einem Abriss des Bauwerks an gleicher Stelle in Fahrtrichtung Innenstadt eine Rampe hinauf zum Kegelcasino sowie eine Erneuerung der Stützmauer in einem ersten Schritt die gangbarste Lösung wäre. Vielmehr möchten die Parteien in einem zweiten Schritt den gesamten Knotenpunkt rund um die Altenhagener und Eckeseyer Straße sowie die Straße am Hauptbahnhof, Graf-von-Galen-Ring und die Körnerstraße beleuchten und neu denken.
Kritik am Dezernenten-Urlaub
„Die neue Situation fordert allen Verkehrsteilnehmern deutlich mehr ab als bisher“, bat SPD-Fraktionschef Claus Rudel die Bürger um Verständnis. Gleichzeitig wollte er das Signal an die Bevölkerung senden, dass die Probleme jetzt intensiv und lösungsorientiert angegangen würden. Sein CDU-Pendant Jörg Klepper kritisiert zugleich die mangelhafte Informationspolitik der Stadt und zeigte sich verwundert, dass trotz der Dramatik der Lage Baudezernent Henning Keune für die Ratssitzung seinen Urlaub nicht unterbrochen habe. Ansonsten wurden in der Sitzung zahlreiche Umleitungsvarianten andiskutiert, aber noch keine Beschlüsse gefasst.
Grünen-Fraktionssprecher Jörg Fritzsche forderte daher vor allem praktikable Lösungen ein: „Von dem reflexhaften Fordern der Rücknahme von Fahrrad- und Busspuren halten wir nichts. Die jetzige Situation darf nicht dazu führen, dass der erfolgreiche Beginn der Verkehrswende rückabgewickelt wird, zumal die Verwaltung hier bereits bestätigt hat, dass so keine Verbesserungen herbeigeführt werden. Der Wegfall der Ebene 2 kann jetzt auch als Chance begriffen werden, den im Sinne einer klimaneutralen Kommune bereits angelaufene Verkehrswende beschleunigt fortzuführen.“