Hagen-Emst. Eine Grabungsfirma arbeitet derzeit auf der „Pferdewiese“ in Hagen-Emst und hat etwas Spannendes entdeckt. Alles zum Fund hinter dem Marktplatz:
Wirklich spannend. . . Wenn am Markplatz auf Emst Bagger rollen, werden die Bürger des Stadtteils unruhig. „Geht‘s nun los mit dem Neubaugebiet?“, so die zentrale Frage. Die Antwort lautet in diesem Fall „beinahe“, denn der Hydraulik-Bagger, der seit diesem Montag die sogenannte Pferdewiese beackert, führt vorbereitende Maßnahmen durch.
Dreiköpfiges Team aus Düren ist fündig geworden
Im Fachjargon heißt das: „Es werden Verdachtsflächen für Bodendenkmäler durch den Landschaftsverband Wesfalen-Lippe (LWL) untersucht.“ Und die Truppe, ein dreiköpfiges Team der Grabungsfirma Goldschmidt aus Düren, ist tatsächlich fündig geworden: „Bei unseren archäologischen Voruntersuchungen sind wir am Dienstagnachmittag mitten auf dem Grundstück auf etwas ganz Besonderes gestoßen: Auf Reste eines Kalkbrennofens mit vier Metern Durchmesser“, berichtet Grabungsleiter Wolfgang Messerschmidt mit begeisterter Stimme. Der Ofen sei wohl im 17./18. Jahrhundert zur Gewinnung von Kalk als Baumaterial genutzt worden, sei ein Relikt aus den frühen Jahren der Industrialisierung und ein eindeutiges Zeichen des sehr frühen Kalkabbaus an dieser Stelle.
Keine Verzögerungen erwartet
Davon, dass der Fund zu Verzögerungen beim Projekt „Neubaugebiet am Emster Marktplatz“ oder gar zum vorläufigen Stopp führen könnte, geht Mirjam Kötter, oberste Denkmalpflegerin in Hagen, nicht aus: „Wir hatten die Erwartung, dass man auf dem Gelände vielleicht Reste aus der Jungsteinzeit, also 5500 bis 2000 v. Chr., und somit frühe menschliche Besiedlungsspuren finden könnte, aber das ist nicht der Fall. Nach bisherigem Stand wurde hier früher keine Landwirtschaft betrieben, der Boden ist dafür einfach zu schlecht“, resümiert die 35-Jährige, die seit knapp dreieinhalb Jahren Leiterin der Unteren Denkmalbehörde in Hagen ist.
Unter Humusschicht entdeckt
Wolfgang Messerschmidt inspiziert den kreisrunden Fund, der am Dienstag plötzlich unter der abgetragenen Humusschicht zutage kam. „Unser Baggerfahrer, selbst Grabungstechniker, hat mit dem Bagger, der mit einer Böschungsschaufel versehen ist, um vorsichtig arbeiten zu können, die rötlich-braunen Streifen, die zeigen, wo der Ofen einst gestanden hat, entdeckt. Aufgrund des Kalkaufschlusses, der an dieser Stelle sehr hoch ist, gehen wir davon aus, dass der Kalkbrennofen etwa 1,50 Meter in die Tiefe hineinragte.“
Der Ofenrand habe wohl, so der Grabungsleiter weiter, aus Rot- bzw. Brandlehm bestanden. Außerhalb des Kreises wurde auf dem Boden ein Delta, eine Art Dreieck, entdeckt, „das war die Feuerung, von dort wurde der Ofen mit Sauerstoff und Holzkohle gespeist“, erläutert Experte Messerschmidt.
Insgesamt fünf Baggerschnitte
Insgesamt fünf Baggerschnitte werden auf der etwa 1000 Quadratmeter großen Freifläche vorgenommen, jeweils 30 Meter lang und sieben Meter breit. Sämtliche Arbeitsschritte werden fotografiert und dokumentiert, „wenn wir keine weiteren besonderen Funde machen, rücken wir am Freitag wieder ab“, so der Grabungsleiter.
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Erschließung des Baugebiets ab Frühjahr 2025
Wie es dann weitergeht? „Die Erschließungsarbeiten für das Baugebiet Im Langen Lohe werden über den Winter ausgeschrieben und die Ausführung ist für das Frühjahr 2025 angesetzt“, erläutert Stadtsprecher Michael Kaub auf Nachfrage der Stadtredaktion. In diesem Zeitraum solle dann auch spätestens die Vermarktung für die Baugrundstücke starten.
22 Bäume gefällt
Im Februar hatte eine Fachfirma im Auftrag der Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH (HEG) Baumfällungen zur Vorbereitung auf die Erschließungsarbeiten zum Neubaugebiet Im Langen Lohe durchgeführt. Am nördlichen Rand des Marktplatzes an der Karl-Ernst-Osthaus-Straße wurden neun Bäume gefällt, im Bereich des Sportplatzes „Loheplatz“ weitere dreizehn Bäume. Für einen entsprechenden Ausgleich wurde durch Neupflanzungen gesorgt.
Der Bebauungsplan für das Areal, das im Süden an die Karl-Ernst-Osthaus-Straße, im Westen/ Nordwesten an den Waldbereich „Langenloh“, im Norden an Tennisplätze sowie Wohnbebauung an der Lohestraße und im Nordosten an Wohnbebauung an der Mallnitzer Straße grenzt, sieht die Schaffung von insgesamt 115 Wohneinheiten vor. Konkret sind 13 Wohneinheiten in Einfamilienhäusern, 12 Wohneinheiten in Doppelhäusern und ca. 90 Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern geplant. Eine Tiefgarage mit Stellplätzen wird ebenfalls gebaut.