Hagen. Das Restaurant „Alte Reichsbank“ in Hagen-Haspe ist zu. Der Hausbesitzer plant eine andere Nutzung. Das sagt die SIHK zu Problemen von Wirten:
Ein Blick nach Haspe: Die Würfel sind gefallen: Das Restaurant „Alte Reichsbank“ in Hagen-Haspe öffnet nach seinen Betriebsferien im Mai/Juni nicht mehr. „Ich gebe das Restaurant auf, im Laufe der Woche werden Gastraum und Küche leergeräumt“, sagt Sam Lobbe, der gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Yvonne Keding den Betrieb ein knappes Jahr geführt hat. Die Gründe liegen auf der Hand: Seit Anfang 2024 seien kaum noch Gäste gekommen, der Kundenrückgang sei extrem gewesen, so Lobbe. Er habe noch versucht, einen Nachfolger für die „Alte Reichsbank“ zu finden, doch sämtliche Gespräche hätten sich auf der Zielgeraden zerschlagen.
Antrag auf Nutzungsänderung
Mit dem Hauseigentümer des stattlichen Gebäudes an der Haenelstraße 52, mit dem ein Zehn-Jahres-Pachtvertrag vereinbart war, habe er sich geeinigt, „wir sind raus. Zum 1. August wird vom Besitzer wohl ein Antrag auf Nutzungsänderung gestellt, denn die Flächen sollen künftig nicht mehr zu Gastrozwecken genutzt werden“.
Die Zeiten, in denen in dem architektonisch auffallenden Gebäude Gastronomie betrieben wurde, scheinen also endgültig vorbei zu sein. Zur Erinnerung: Von 2016 bis Sommer 2022 (also immerhin über sechs Jahre) residierte in der stattlichen Immobilie Nicola (Nico) Bucco mit seinem italienischen Restaurant „Alte Reichsbank – Da Salvatore“. Ab Sommer 2023 boten Sam Lobbe und Yvonne Keding dort gutbürgerliche Küche an.
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Aber zurück in den Gastraum, in dem 50 Leute Platz fanden: „Das Mobiliar haben wir an einen Gastronomen, der demnächst ein Restaurant in der Nähe von Siegen eröffnet, verkauft. Das ist üblich in der Branche“, sagt der gelernte Koch.
Und wie sehen seine und die Zukunft seiner Lebensgefährtin (33) aus? „Yvonne ist ja gelernte Hauswirtschafterin und arbeitet weiterhin halbtags bei der Caritas als Hauswirtschafterin und Betreuerin. Und ich bin parallel zur Selbstständigkeit immer im Event-Bereich tätig gewesen, das war stets mein zweites Standbein“. Und das will der 30-Jährige jetzt festigen, „ich bin in der Personalvermittlung in den Bereichen Events/Veranstaltungen, Schutz und Sicherheit sowie Reinigung aktiv“.
Klassischer Restaurantbesuch beinahe Luxus
Ob es ihn - den bunten Hund in der Hagener Gastroszene - nicht doch wieder reizen würde, ein eigenes Restaurant oder eine eigene Kneipe zu führen? „Vielleicht irgendwann mal wieder, aber vorerst nicht“, sagt Sam Lobbe und ergänzt: „Die Gastronomie ist ein noch härteres Brot geworden als vor zehn Jahren. Der klassische Restaurantbesuch ist heute out und beinahe zum Luxus für Normalbürger geworden.“
„Die Gastronomie ist ein noch härteres Brot geworden als vor zehn Jahren. Der klassische Restaurantbesuch ist heute out und beinahe zum Luxus für Normalbürger geworden.“
Seiner Meinung nach könnten heutzutage nur noch große Läden und Ketten überleben, „viele Gäste wollen heute nicht mehr einfach nur essen gehen, sondern ein Event erleben“. Sam Lobbe gibt Beispiele für diesen Mehrwert, der geliefert werden müsse: „Entweder man punktet durch eine tolle Location - zum Beispiel ein Beachclub mit Sand und Loungebereich - oder veranstaltet Konzerte, macht sich in puncto Sportübertragungen einen Namen oder stellt Aktionen auf die Beine.“ Dies alles können aber nur Betriebe mit stattlicher Größe stemmen, „die Kleinen bleiben auf der Strecke“.
SIHK befürchtet steigende Zahl an Insolvenzen
Auch die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) bestätigt die sich negativ zuspitzende Situation in der Gastronomie. „Zwei von drei Gastronomiebetrieben klagen über eine problematische Finanzlage.
„Die Gefahr einer drohenden Insolvenz in der Gastronomie ist dreimal so hoch wie in allen anderen Branchen.“
Auch die Gefahr einer drohenden Insolvenz ist dreimal so hoch wie in allen anderen Branchen“, so SIHK-Hauptgeschäftsführer Ralf Geruschkat. Die Zukunftsaussichten der heimischen Gastronomen seien weiterhin schlecht. Geruschkat konkretisiert: „70 Prozent der Unternehmen aus dem Gastgewerbe melden rückläufige Gewinne seit Jahresbeginn. Und Investitionsbereitschaft gibt es in der Branche kaum.“