Hagen-Haspe. Das historische Gebäude „Haus Harkorten“ in Hagen-Haspe bekommt eine neue Fassade. Kosten: 1,3 Mio. Euro. Doch Spenden fließen. Ein Besuch:
Ein Ausflug nach Hagen-Haspe: Es ist eine Mammutaufgabe, die nicht mal eben zu stemmen ist und auch nicht aus der Portokasse bezahlt werden kann - die Sanierung des 268 Jahre alten „Haus Harkorten“ am Quambusch in Haspe. Vor gut zehn Jahren hat sich ein Verein zur Rettung und Erhaltung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes gegründet, und seitdem sind die Mitglieder teils selbst am Rackern, hauptsächlich aber damit beschäftigt, Fördergelder aufzutreiben. Jetzt gab es „frisches Geld“, und damit kann ein riesiger Schritt in Richtung Rettung getan werden.
„Außenhaut“ muss erneuert werden
Konkret: Die „Außenhaut“, also Fassade, Türen und Fenster, kann erneuert werden. Dafür müssen rund 1,3 Millionen Euro aufgebracht werden. Der größte Batzen dafür wurde in den vergangenen zwei Jahren zusammengekratzt, die noch fehlende Summe von knapp 70.000 Euro wurde jetzt von der NRW-Stiftung beigesteuert.
„Vater des Ruhrgebiets“
Zum Hintergrund: Haus Harkorten ist eine baulich fast vollständig erhaltene, mittlerweile allerdings recht verfallene Gutsanlage und der ehemalige Wohnsitz der Patrizier- und Unternehmerfamilie Harkort. Die einflussreiche Familie hatte mit ihrem Handel und ihren Fabriken die Industrialisierung und auch das Schienennetz in der Region deutlich beeinflusst. Friedrich Harkort wird auch heute noch häufig als „Vater des Ruhrgebiets“ bezeichnet.
Vergabeverfahren kann starten
Aber zurück auf den Vorplatz des ehrwürdigen, wenn auch immer noch verfallen wirkenden Gebäudes hoch über den Dächern von Hagen: „Durch die Spende können wir mit dem zweiten Bauabschnitt loslegen“, freut sich Hans Freier, 1. Vorsitzender des Vereins Haus Harkorten. Das Dach aus Schiefer samt Gauben sei seit zwei Monaten fertiggestellt und damit ein Hereinregnen ins Gebäude unterbunden. „Nun startet das Vergabeverfahren samt öffentlicher Ausschreibung für die Fassadensanierung. Ich denke, die Arbeiten können im Frühjahr 2025 starten.“
„ Durch die Spende können wir mit dem zweiten Bauabschnitt loslegen. “
Was so kompliziert, zeitaufwendig und teuer an der Sanierung ist? Der alte, „handgekloppte“ Schiefer ist total bröselig, die Platten zerfallen beinahe, wenn man sie nur anschaut, „obwohl es sich schon um den zweiten Behang handelt. Aber der erneuerte Schiefer ist mittlerweile auch über 100 Jahre alt“, erläutert Jens Kan, Kassenwart des Vereins.
500 Quadratmeter großes Gebäude
Beim Rundgang durch das 500 Quadratmeter große Denkmal kann der Blick gar nicht so schnell von rechts nach links, von oben nach unten, schwenken, wie es Dinge zu entdecken gibt. Wie den begehbaren, feuerfesten Tresorraum im Erdgeschoss, der ebenfalls im Laufe der Sanierung wieder auf Vordermann gebracht werden soll.
Gesamtsanierungskosten auf viereinhalb Millionen geschätzt
In der oberen Etage, wo einst ein Badezimmer untergebracht war, stößt man auf brach liegende Balken, alte Mauerteile und marode Elektrokabel. „Als wir das Dach saniert haben, sind wir hier auf einen Ameisenstamm gestoßen. Bevor wir weiter arbeiten konnten, haben wir die Tiere ausquartiert“, blickt Hans Freier zurück.
Solche Aktionen würden nicht nur Geld, sondern auch Zeit in Anspruch nehmen und zum Teil erklären, warum die ursprünglich kalkulierten Sanierungs-Gesamtkosten von drei Millionen auf mittlerweile rund viereinhalb Millionen taxiert werden. Das einstige Ziel, mit sämtlichen Arbeiten 2030 fertig zu sein, wurde ebenfalls verworfen, „wenn wir realistisch sind, gehen wir von 2035 aus“, sagt Jens Kan.
Dach wurde als Lager genutzt
Der Rundgang durchs Haus, das aus Erdgeschoss, erster und zweiter Etage sowie dem Dach mit drei Ebenen besteht, führt durch etliche Zimmer. „Das Gebäude bestand immer aus einer Mischung aus Wohn- und Geschäftsräumen“, weiß der zweite Vorsitzende zu berichten. Rauf geht‘s ins Dachgeschoss, „das Dach wurde früher als Lager, unter anderem für Tabak, genutzt. Und es riecht hier oben heute noch immer nach würzigem Tabak“.
„Das Gebäude bestand immer aus einer Mischung aus Wohn- und Geschäftsräumen.“
Haupthaus wird seit 14 Jahren nicht mehr bewohnt
Der „Verein zur Förderung des Erhalts und der Entwicklung von Haus Harkorten“ wurde vor ca. zehn Jahren gegründet und hat heute ca. 35 Mitglieder, darunter zehn Aktive.
Das Haupthaus ist seit 14 Jahren unbewohnt und nicht beheizt.
Das Herrenhaus Haus Harkorten – ein imposanter, verschieferter Fachwerkbau auf einem Bruchsteinsockel – bildet den Mittelpunkt des Gebäude-Ensembles im Stadtteil Westerbauer. Das sich neben Haus Harkorten befindende „Geburtshaus“ wird heute zum Wohnen und Arbeiten genutzt. Dort sind ein Brautstudio sowie eine Filmproduktionsgesellschaft ansässig.
Prof. Dr. Barbara Schock-Werner begleitet die Stippvisite: Die Vizepräsidentin der NRW-Stiftung war früher Dombaumeisterin in Köln und hat den Förderbescheid über 69.000 Euro in der Tasche. „Durch die Sanierung wird Haus Harkorten wieder ein prachtvolles Gebäude. Gut, dass es den regen Verein gibt. Ohne Vereine wie diesen wäre solch eine Kulturerhaltung nicht möglich. Das Geld ist in richtigen Händen.“ Die Vertreterin der NRW-Stiftung nickt wohlwollend: „Neben Schloss Hohenlimburg ist das Haus Harkorten der größte Geldempfänger in Hagen in den letzten Jahren.“
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Förder-Fortsetzung folgt
Heißt: In den letzten Jahren hat die Stiftung die Arbeiten am Haus Harkorten mit 120.000 Euro gefördert, jetzt fließen nochmals 69.000 Euro, „und eine Fortsetzung folgt“, verspricht die Vizepräsidentin. Sie bezeichnet Haus Harkorten als „die Villa Hügel von Hagen“, „weil sich das adlige Ambiente noch heute widerspiegelt“.
Auch deshalb wollen die Vereinsmitglieder das Kulturdenkmal nicht nur erhalten, sondern dem Objekt neues Leben einhauchen. Wohl wissend, dass sich aufgrund der Statik des Obergeschosses größere Besuchergruppen dort nicht aufhalten können. „Doch im Erdgeschoss könnte eine Art Trauzimmer eingerichtet werden, für Ambiente-Hochzeiten im kleineren Stil. Es könnten dort auch Kulturveranstaltungen wie Lesungen oder gediegene Konzerte stattfinden“, schwärmt Jens Kan. Wobei - bis 2035 ist noch ordentlich viel zu tun.