Hagen. Markus Ehrhardt übernimmt die Leitung der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung. Ein Besuch in der Beratungsstelle.

Job. Kinder. Haushalt. Alltag. Ruhestand.

Es gibt viele Gründe, warum es zu Problemen in Partnerschaften und in Familien kommt. „Nach der ersten Verliebtheit verändert sich die Beziehung. Für viele Paare kommen dann erst die Kinder, der Job und Hobbys. Die Paarbeziehung fällt häufig hinten runter“, berichtet Markus Ehrhardt. Er leitet seit diesem Jahr die katholische Ehe, Familien- und Lebensberatung in Hagen.

Täglich führen er und seine Kollegen in der Beratungsstelle an der Elberfelder Straße Gespräche mit Ratsuchenden. Sie hören zu, sind da. Der Bedarf in der Stadt sei groß, die Probleme der Menschen dabei immer unterschiedlich und ganz individuell, so Markus Ehrhardt. „Oft ist es eine falsche Vorstellung von Liebe und davon, wie Beziehung funktionieren soll. Aber auch die äußeren Einflüsse wie die klimatische und politische Lage belasten viele Familien. Dann geht es oft um existenzielle Sorgen und Nöte.“

Die Beratungsstelle bietet ein breites Spektrum an Beratungsdiensten an, darunter nicht nur Ehe-, Familien-, Erziehungs- und Trennungs-Beratung, sondern auch allgemeine Lebensberatung bei Ängsten, Selbstzweifeln oder Problemen am Arbeitsplatz. Das Ziel der Beratungsstelle ist es, Menschen dabei zu helfen, ihre Beziehungen zu stärken, Konflikte konstruktiv zu lösen und persönliches Wachstum zu fördern. Die Berater arbeiten ressourcen- und lösungsorientiert, um den Ratsuchenden dabei zu helfen, ihr Leben wieder in Balance zu bringen.

Berührende Geschichten

26 Jahre ist Ursula Hiltemann als Beraterin tätig, davon acht Jahre als Stellenleitung der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung. In dieser Zeit hat sie viele Menschen in besonderen Lebenssituationen begleitet und unterstützt. Jetzt geht sie in den Ruhestand und übergibt die Leitung der Einrichtung an Markus Ehrhardt. „Ich bin sehr dankbar für meine Arbeit. Ich habe in dieser Zeit viele berührende Geschichten gehört und erlebt. Schöne und auch tragische Geschichten. Und ich habe Respekt und Hochachtung davor, wie manche Menschen mit ihrem Schicksal umgehen. Ich habe diese Arbeit immer sehr gerne gemacht.“

Dennoch freue sie sich jetzt auf die Zeit, in der sie endlich mal keine Verpflichtungen mehr habe: „Außerdem weiß ich, dass die Beratungsstelle in sehr guten Händen ist und mit neuen Ideen und Konzepten weiterhin vielen Ratsuchenden in Hagen und Iserlohn zur Seite stehen wird,“ sagt Ursula Hiltemann.

Sie habe in ihrer Zeit als Leiterin ein gutes Netzwerk zu anderen Einrichtungen und Kooperationspartnern aufgebaut, daran will Markus Ehrhardt zukünftig anknüpfen und das Netzwerk ausbauen: „Es ist mir wichtig, dass wir sichtbar sind. Wir sind zwar eine katholische Einrichtung, aber unser Angebot ist nicht nur kostenlos, sondern auch offen für alle Menschen, unabhängig von Religion, sexueller Orientierung, Herkunft oder Weltanschauung.“

Paarberatung früher schambehaftet

Lange Zeit war die Beratungsstelle in Eilpe - oben auf einem Berg. „Früher war das Thema Beratung sehr schambehaftet. Es sollte bloß niemand wissen, wenn man zur Paarberatung geht“, erinnert sich Ursula Hiltemann noch genau. Heute sei das anders: „Die Gesellschaft hat sich verändert. Viele erzählen, dass sie sich Hilfe holen.“

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Insgesamt sei der Druck auf Familien in den vergangenen Jahren stark gestiegen. „Der Erwartungsdruck ist sehr hoch. Viele Frauen arbeiten und müssen gleichzeitig den Spagat zwischen Familie und Beruf schaffen. Das Haus, das Aussehen - alles muss trotz stressigem Alltag perfekt sein. Das führt zu schnell zu Konflikten. Aber es ist ein erster und wichtiger Schritt, wenn beide an der Beziehung und den Konflikten arbeiten wollen“, so Hiltemann. „Es ist nicht schwach sich Hilfe zu holen, es ist stark“, ergänzt Markus Ehrhardt.

Wichtige Anlaufstelle

Die katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung in Hagen ist eine wichtige Anlaufstelle für Menschen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden. Markus Ehrhardt freut sich auf seine neue Aufgabe als Leiter der Einrichtung: „Die Mischung aus Seelsorge und Begleitung von Menschen macht diese Arbeit sehr wertvoll für mich. Es ist schön zu sehen, wie sich die Beziehungen von Sitzung zu Sitzung verändern und wachsen. Außerdem ist die Dankbarkeit der Ratsuchenden sehr groß und oft unbezahlbar.“