Hagen. Die junge Firma „Westencut“ produziert Filme in Hagen. Porsche zählt zu den Kunden. Wie Kreativität an einem ganz besonderen Ort entsteht.

Ausgerechnet - möchte man sagen. Ausgerechnet hier. Hier, wo eine Büste des alten Friedrich Harkort neben einem Filmplakat der Star-Wars-Reihe steht. Es ist ein ganz besonderer Ort. Es ist das Haus, in dem ein Pionier am 22. Februar 1793 das Licht der Welt erblickte. Ein Mann, der als „Vater des Ruhrgebiets“ bezeichnet wurde. Friedrich Harkort, Namensgeber von Straßen, Schulen und Gebäuden - in seinem Geburtshaus tief im Westen von Hagen tut sich heute wieder Revolutionäres. Immer dann, wenn Nils Schmidt und seine Mitarbeiter zur Kamera greifen.

„Westencut“ heißt die Filmproduktionsfirma, die ein junger Pionier gegründet hat. Einer, der mit ähnlich viel Mut ausgestattet sein muss wie der große Harkort selbst. „Ich war jung, ich brauchte nicht viel, ich hatte nichts zu verlieren“, sagt Schmidt, der einst Architektur studierte, über den Schritt in die Selbstständigkeit, den er bereits mit 21 Jahren gewagt hat.

Fünf feste Mitarbeiter

„Westencut“ hat sich in sechs Jahren etabliert. Als Kreativ-Unternehmen, das Werbe- und Imagefilme produziert. Fünf feste Mitarbeiter - dazu einen Azubi und einen Werksstudenten - beschäftigt Nils Schmidt, der mit einem Lächeln sagt: „Ich bin hier der einzige ohne Ausbildung.“

Die Firma „Westencut“ hat ein Zuhause im Geburtshaus von Friedrich Harkort in Hagen gefunden. Die Statue des Pioniers steht neben einem Star-Wars-Plakat.
Die Firma „Westencut“ hat ein Zuhause im Geburtshaus von Friedrich Harkort in Hagen gefunden. Die Statue des Pioniers steht neben einem Star-Wars-Plakat. © WP | Michael Kleinrensing

Was so ganz nicht stimmt. Denn der Tag, an dem der junge Nils zum ersten Mal eine Kamera in der Hand hielt, liegt schon ein paar Jahre zurück. Er hat eine Ausbildung - nur keine klassische, wie er sie heute selbst anbietet. Learning by doing. Nils Schmidt ist als Jugendlicher mit einer Go-Pro unter Wasser getaucht und hat aus verwackeltem Material seinen ersten Film geschnitten. Er ist nach dem Abi durch Australien gereist und hat seine Eindrücke jeden Tag in einem Video-Blog festgehalten. „Mit einer Kamera in der Hand fühlt man sich auch am anderen Ende der Welt nicht einsam“, sagt er.

Keinen Bock auf schlechte Werbung

Aus dieser Leidenschaft ist ein Beruf, besser eine Berufung, erwachsen. „Auf schlechte Werbung habe ich selbst keinen Bock“, sagt er heute. Und auch deshalb macht er selber welche. Nicht für sich, sondern für andere. „Ich will in wenigen Sekunden Geschichten erzählen. Gute Werbung ist die, die als solche gar nicht wahrgenommen wird und doch die Wahrnehmung einer Marke in eine bestimmte Richtung lenken.“

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Einer der geschichtsträchtigsten Orte in Hagen: das Geburtshaus von Friedrich Harkort direkt neben dem Gutshaus.
Einer der geschichtsträchtigsten Orte in Hagen: das Geburtshaus von Friedrich Harkort direkt neben dem Gutshaus. © WP | Michael Kleinrensing

Es sind Geschichten wie die des ehemaligen Radsportlers Torsten Kost, der über seine große Leidenschaft erzählt und nebenbei eine Einlage in seinen Schuh schiebt, die die Kraft aus dem Bein vermeintlich besonders gut auf die Kurbel überträgt. Dabei geht es Nils Schmidt um Glaubwürdigkeit: „Wenn es dir nicht gelingt, Vertrauen zu schaffen und gleichzeitig authentisch zu sein, dann hast du Geld zum Fenster herausgeworfen“, sagt er. „Werbefilme, in denen Menschen, die es wirklich gibt, eine Rolle spielen, sind auf der Vertrauensebene am erfolgreichsten.“

Authentische Geschichten in kurzen Filmen

Schmidt und sein Team produzieren diese Filme: Für den Hersteller von Schuheinlagen, für ein großes Dachdecker-Unternehmen, für eine Entwicklungshilfe-Organisation, die in Uganda Gutes tut, oder für den Konzern Porsche, der ein neues Autohaus eröffnet. „Es ist für mich das spannendste, mit dem Kunden eine Marke emotional aufzuladen“, sagt er. „Der Film ist dabei Mittel der Kommunikation.“

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Richtig wichtig, so sagt Schmidt, sei aber die Zeit, bevor er zum ersten Mal die Kamera in die Hand nehme. „Wir arbeiten heraus, was der Kunde erreichen will“, sagt Schmidt, der seinen ersten offiziellen Auftrag (zwei Drehtage) vor Jahren noch für 50 Euro angenommen hat. „Dann aber hat sich alles rasant entwickelt. Es war irgendwann keine Frage mehr, ob ich das parallel zum Studium weitermache oder alles auf eine Karte setze.“

Geburtshaus erzählt Geschichte

Seit drei Jahren hat der junge Pionier mit seinem Unternehmen nun ein Zuhause im Westen von Hagen („Ein attraktiver Standort in einer super-attraktiven Stadt“) gefunden. An einem historischen Ort, einem besonderen Ort. An dem die Harkort-Statue neben dem Star-Wars-Plakat steht. „Das Haus ist einzigartig“, sagt Nils Schmidt. Es ist kein kühler Bürobau, es ist authentisch. Das Geburtshaus erzählt eine Geschichte. So wie Nils Schmidt selbst in seinen Filmen.