Hagen-Hengstey. Wird die schon gerettet geglaubte Roteiche am Hengsteysee doch gefällt, weil sie krank ist? Oder weil 100.000 Euro zu viel sind für einen Baum?
Das Schicksal der Roteiche am Hengsteysee scheint schon wieder gefährdet. Die Rettung des Baumes, gegen dessen beabsichtigte Fällung zahlreiche Bürger in Hagen demonstriert hatten, soll 100.000 Euro kosten. Und so viel Geld für einen Baum auszugeben, geht einigen Politikern gegen den Strich, wie in der Sitzung der Bezirksvertretung Nord deutlich wurde. „Für 100.000 Euro können wir 33 junge und gesunde Bäume pflanzen“, sagte CDU-Fraktionschef Josef Hennemann.
Die Existenz des Baumes ist eng mit dem Ausbau des Ruhrtalradweges und bürokratischen Vorgaben verknüpft. Denn die Eiche steht der geplanten Trasse buchstäblich im Weg. Das war ja auch einer der Gründe, warum die Stadtverwaltung den 110 Jahre alten Baum im Winter abholzen wollte.
Heftiger Widerstand aus der Bevölkerung
Nach dem unerwartet heftigen Widerstand aus der Bürgerschaft nahm man im Rathaus Abschied von diesem Vorhaben. Stattdessen prüfte die Bauverwaltung, den Verlauf des Radweges um den Baum herum zu verlegen, doch müsste der Radweg dafür über das Grundstück des dort ansässigen Kanuclubs geführt werden. Gespräche mit dem Verein und auch mit der Bezirksregierung in Arnsberg seien bereits geführt worden, erklärte Stephanie Roth, Abteilungsleiterin für Freiraum- und Grünordnungsplanung.
Doch den Verantwortlichen sitzt die Zeit im Nacken. Seit Januar liegt der Stadt Hagen die Zusage der Bezirksregierung vor, dass der Ausbau des Radweges auf dem 900 Meter langen Abschnitt zwischen Laufwasserkraftwerk und DLRG mit 1,5 Millionen Euro gefördert wird. Im Zuge dieser Maßnahme wird eine getrennte Wegeführung für Fußgänger und Radfahrer entstehen, ferner drei neue Rastplätze sowie ein weitestgehend neuer Bodenbelag.
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Fördermittel drohen zu verfallen
Allerdings muss dieses Vorhaben bis März 2026 umgesetzt werden, sonst verfallen die Fördermittel. Außerdem würde die Trassenverlegung über das Grundstück des Kanuclubs, die Voraussetzung für die Rettung der Roteiche wäre, mit weiteren 100.000 Euro zu Buche schlagen. Eine Summe, die wahrscheinlich an der ohnehin von Finanznöten gepeinigten Stadt Hagen hängen bleiben würde.
So viel Geld in einen Baum zu investieren, auch wenn er den meisten Hagenern ans Herz gewachsen ist, stimmt denn doch so manchen Lokalpolitiker nachdenklich: „Ich bin ein großer Freund aller Pflanzen“, erklärte CDU-Bezirksvertreter Heiko Klehr: „Aber was ist, wenn der Baum vorgeschädigt ist und in zehn Jahren sowieso gefällt werden muss. Wenn er in naher Zukunft sowieso stirbt, macht es dann nicht Sinn, ihn jetzt über die Wupper gehen zu lassen?“
Eine Lösung muss her
Eine Frage, die Stephanie Roth nicht final beantworten konnte und wollte, doch ließ sie durchaus ihre Meinung durchblicken: „Ja, die Eiche hat eine Vorschädigung, und die Baumaßnahme, die zu ihrer Rettung notwendig wäre, wird ihr auch nicht guttun, sondern sie ihrem Lebensende näherbringen. Es kann sein, dass sie in den nächsten zehn Jahren aus Verkehrssicherheitsgründen beseitigt werden muss. Nach meinen Erfahrungen mit Baustellen in dieser Stadt würde ich sagen, die 100.000 Euro wären schlecht investiert.“
Was wiederum Jörg Fritzsche (Grüne) zu dem Einwurf veranlasste, in einer früheren Verwaltungsvorlage zur Roteiche sei dem Baum eine Standfestigkeit von mindestens 20 bis 30 Jahren attestiert worden. Und seine Fraktionskollegin Wilma Panzer hob hervor, dass die Rettung des Baumes keineswegs von den Grünen „aufgerührt“ worden sei: „Sondern von den Bürgern, und deren Wunsch können wir nicht einfach abtun, als interessierte er uns nicht.“
Fest steht: Wenn nicht bald eine Lösung für die Eiche gefunden wird, ist die Förderfähigkeit des Ruhrtalradweges gefährdet und damit das gesamte Seeparkprojekt, das die Stadt Hagen im Zuge der Internationalen Gartenausstellung 2027 verwirklichen möchte.