Hagen-Vorhalle. Früher war der Werdringer Theatersommer in Hagen sehr beliebt, aber heute? Zur Premiere kamen 50, zu den übrigen Veranstaltungen 30 bis 40 Gäste.
Schade, schade. . . Bühne, Bestuhlung und das technische Equipment sind abgebaut und wurden wieder eingelagert. Bis zum nächsten Jahr, bis zum nächsten Werdringer Theatersommer? Vielleicht. „Ich lasse erst mal ein paar Wochen vergehen, alles muss sich erst mal setzen, und dann überlege ich, wie es weitergehen könnte“, sagt Stefan Schroeder. Der 47-Jährige ist nicht nur Leiter des Theaters an der Volme auf dem Elbersgelände in Hagen, sondern auch Veranstalter der Kulturreihe auf dem Innenhof des Wasserschlosses Werdringen.
Besucherzahlen sind ernüchternd
Stefan Schroeders Fazit nach elf Veranstaltungen: „Die Besucherzahlen waren nicht so, wie erhofft. Sie lagen noch unter denen vom Vorjahr, und die waren auch schon nicht berauschend.“
Die am besten besuchte Veranstaltung sei die Premiere der Krimikomödie „Kommissar Goldberg ermittelt: Die wachen Augen von Werdringen“ am 31. Mai gewesen - vor 50 Zuschauern. „Im Schnitt hatten wir 30 bis 40 Besucher“, bilanziert der Theaterleiter. Dabei standen 200 Stühle im Schlosshof für das Publikum bereit.
Im grünen Teil von Vorhalle
Stefan Schroeder führt die sich über mehr als zwei Wochen erstreckende Open-Air-Veranstaltungsreihe im grünen Teil von Hagen-Vorhalle zum zweiten Mal durch. Im vergangenen Jahr spielte das Wetter zwar recht gut mit (nur ein Auftritt musste abgesagt werden), doch war die Zurückhaltung der Besucher in der Nach-Corona-Zeit noch deutlich zu spüren. Zur Premiere 2023 kamen etwa 100 Gäste, die übrigen Veranstaltungen waren „überschaubar“ besucht.
Und jetzt? Ist Corona vorbei, doch noch weniger Leute kommen. Ein Beweis dafür, dass sich die Kulturreihe überlebt hat oder dass das Angebot das Publikum nicht mehr anspricht? „An dem Punkt zu sagen, ich lasse den Werdringer Theatersommer sterben, bin ich noch nicht“, sagt Schroeder, räumt jedoch ein, dass er natürlich auch wirtschaftlich denken müsse und nicht an jedem Veranstaltungsabend draufzahlen dürfe.
Besonders schade sei in diesem Jahr gewesen, dass die Wettervorhersagen einen Tag oder ein paar Stunden vor Veranstaltungsbeginn häufig schlecht gewesen seien, das Wetter während der Vorstellung dann aber doch gut mitgespielt habe, „aber das konnten die Leute ja nicht wissen und sind deshalb lieber gleich zu Hause geblieben“.
Treuer Sponsorenkreis
Der Theatersommer hat mittlerweile einen treuen Sponsorenkreis, „auf die Unterstützer ist Verlass, auch deshalb wäre es schade, die Reihe sang- und klanglos einzustellen“, resümiert Schroeder. Er überlegt, ob es sich rechnen würde, im kommenden Jahr weniger Veranstaltungen anzubieten und mehr Abwechslung ins Programm zu bringen. Vom 31. Mai bis 16. Juni wurde die Krimikomödie „Kommissar Goldberg“ allein siebenmal gezeigt; nur an vier Abenden gab es ein Alternativ-Programm.
Davon, den Eintrittspreis zu ermäßigen, hält der Veranstalter nichts: „Ein Standard-Ticket kostete in diesem Jahr 22 Euro, günstiger kann ich eine Karte nicht anbieten.“
Hauptspielstätte ist das Theater an der Volme
Während sich der Theaterleiter nach den missglückten Werdringen-Abenden die Wunden leckt und über die Zukunft der Kulturreihe sinniert, bespielt er natürlich sein „Haupthaus“ - das Theater in der Volme in der kleinen Kapelle bei Elbers, „und dort haben wir zum Glück ja auch eine mobile Außenbühne, die wir bei schönem Wetter nutzen können“.
Mobile Bühnenelemente
Zur Erinnerung: Vor gut zwei Jahren (also noch in der Corona-Zeit) wurde zwischen der alten Kapelle und dem Restaurant „Elbers 800 Grad“ besagte Außenbühne errichtet. Die mobilen Bühnenelemente bilden ein 60 Zentimeter hohes und 32 Quadratmeter großes Podest, davor auf der Wiese können mehr als 100 Stühle platziert werden. Die Anschaffung ermöglicht es der privat geführten Kulturstätte, seitdem auch Open-Air-Veranstaltungen direkt am Theater anzubieten.
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Finanziert durch Fördermittel
Finanziert wurde die Anschaffung durch Fördermittel. Konkret: Der frühere Leiter des kleinen Theaters - Dario Weberg - hatte ein schlüssiges Hygiene- und Infektionsschutzkonzept, das eine Liste mit pandemiebedingten erforderlichen Investitionen enthielt, bei der Vergabestelle für Bundes-Fördermittel für das Theater an der Volme eingereicht. Mit Erfolg, denn besagte Außenbühne samt Traversen für Licht- und Tonanlagen, mit entsprechendem Equipment, Absperrelementen zur Zuschauerführung sowie Sichtschutz für Nichtgäste wurde mit 40.000 Euro gefördert.
Außerdem erhielt die Einrichtung vor zwei Jahren 15.000 Euro für die Umbaumaßnahme „Durchbruch Tür“, die für Künstler und Personal einen direkten Zugang vom Theater auf die Open-Air-Bühne beziehungsweise auf die Terrasse ermöglicht. Also ideale Bedingungen, die dem Veranstalter die Freiheit geben, wenn nötig wenige Stunden vor Start einer Veranstaltung zu entscheiden, ob im Theater selbst oder auf der Außenbühne gespielt wird. Ganz anders als in Werdringen . . .