Hagen-Ischeland. „Wir haben einfach gehandelt“, sagen Omar (26) und Tarek (20) Elmakky: Die Brüder haben ein Kind im Westfalenbad leblos aus dem Wasser gezogen.

Die Medizinstudenten Omar Elmakky (links) und Tarek Elmakky  haben im Westfalenbad in Hagen ein fünfjähriges Mädchen reanimiert. 
Die Medizinstudenten Omar Elmakky (links) und Tarek Elmakky haben im Westfalenbad in Hagen ein fünfjähriges Mädchen reanimiert.  © WP | Michael Kleinrensing
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    Die beiden Brüder wollen keinen Dank hören, keine warmen Worte des Lobes, „wir haben einfach reagiert und gehandelt“, sagen Omar Elmakky (26) und Tarek Elmakky (20) unprätentiös. Die jungen Männer waren am Sonntag, 23. Juni, im Westfalenbad in Hagen, als es zu dem tragischen Badeunfall kam.

    Ein kleines Mädchen schwamm über mehrere Minuten leblos im Wasser; der Zustand der Fünfjährigen, die in ein Krankenhaus gebracht wurde, sei sehr kritisch, so die Hagener Polizei.

    Gerade Semesterferien

    Von „Lebensrettern“ kann man daher zu diesem Zeitpunkt (noch) nicht reden, „wir hoffen so sehr, dass die Kleine überlebt und ohne gesundheitliche Schäden davonkommt“, sagen die Brüder mit großer Betroffenheit in der Stimme. Omar und Tarek Elmakky studieren in Bulgarien Medizin, „wir haben gerade Semesterferien und sind daher bei unserer Familie in Iserlohn“.

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    Der Schreck steckt den beiden noch in den Knochen, „ich war mit meiner kleinen Schwester am Sprungturm und hab‘ dann gehört, dass Frauen laut schrien ,Sie ertrinkt! Sie ertrinkt‘!“, erinnert sich der 20-jährige Tarek. Ohne zu überlegen, sei er in den Bereich des Freizeitbades gerannt, wo ein lebloses Mädchen am Beckenrand lag. „Ich bin hin, hab‘ die Westfalenbad-Mitarbeiterin, die auch dort hockte, leicht zur Seite geschoben und gleich losgelegt.“ Tarek Elmakky hat versucht, das Mädchen wiederzubeleben, hat immer wieder seinen Brustkorb gedrückt, gepumpt, 21, 22, 23. Irgendwann kam sein Bruder dazu, hat ihn abgelöst - eine perfekte Zusammenarbeit, wie auch später die Polizei lobt.

    Brüder lösen sich ab

    Omar Elmakky verließ gegen 19.10 Uhr das Solebad in Richtung Freizeitbadbereich, „eine Menschenmasse hatte sich dort versammelt. Ich dachte zuerst, es wäre meine achtjährige Schwester, die mit uns im Bad war“. Der 26-Jährige bekam mit, dass es sich um ein anderes Kind handelte und sein Bruder sich schon kümmerte. „Wir haben uns abgelöst. Ich hab‘ irgendwie an alle Kinder dieser Welt gedacht. Und, dass das Glück nicht immer an unserer Seite ist“, schüttelt Omar Elmakky traurig den Kopf.

    Per Rettungswagen wurde das Kind am Sonntag ins Krankenhaus gebracht.
    Per Rettungswagen wurde das Kind am Sonntag ins Krankenhaus gebracht. © Alex Talash | Alex Talash

    Dann appelliert der Medizinstudent mit eindringlicher Stimme: „Jeder sollte vertraut sein mit Notfall- und Wiederbelebungsmaßnahmen. Ein Arzt kann schließlich nicht überall sein.“ Und sein Bruder fügt an: „Jeder- egal, ob im Schwimmbad oder woanders, sollte mehr nach links und rechts schauen und aufmerksamer gegenüber seinen Mitmenschen sein.“

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    Sie beide hätten das getan, was sie können, was sie im Studium gelehrt bekommen haben, „doch jeder muss handeln können, wenn jemand ertrinkt, erstickt oder einen Herzstillstand erleidet“.

    Die jungen Männer haben andere Badegäste - darunter auch Schaulustige - beiseite geschoben und das kleine Mädchen mit Badetüchern zugedeckt. Irgendwann seien dann zum Glück Rettungssanitäter herbeigeeilt und hätten die Versorgung des Mädchens übernommen, „und jetzt können wir nur noch hoffen“.

    Kinderchirurg oder Radiologe

    Omar Elmakky hat sein Medizinstudium in Bulgarien fast abgeschlossen; der 26-Jährige möchte Kinderchirurg werden.

    Tarek Elmakky hat sein viertes Semester beendet, der 20-Jährige verfolgt den Plan, Radiologe oder Unfallchirurg zu werden.

    Im Schwimmmeister-Raum befindet sich ein Defibrilator, der am Sonntag jedoch nicht zum Einsatz kam.

    Markus Monßen-Wackerbeck, Geschäftsführer der Hagener Versorgungs- und Verkehrs-GmbH, ist nach dem Unglück im Westfalenbad betroffen.
    Markus Monßen-Wackerbeck, Geschäftsführer der Hagener Versorgungs- und Verkehrs-GmbH, ist nach dem Unglück im Westfalenbad betroffen. © WP | Michael Kleinrensing

    Markus Monßen-Wackerbeck, Hagenbad-Geschäftsführer, wurde über das tragische Unglück am Sonntag gegen 19.30 Uhr informiert. „Ich kann mich gut in die Familie hineinversetzen. Da hat man einen schönen Tag im Schwimmbad verbracht, und dann passiert eine solche Tragödie. Ich kann mir nur wenige Dinge ausmalen, die für eine Familie schrecklicher sind.“

    Um 19 Uhr seien nur noch etwa 150 Gäste im Freizeitbadbereich gewesen, „um 19.30 Uhr ist in allen Becken Badeschluss“. Die Rettungskette hätte, betont Markus Monßen-Wackerbeck, zügig funktioniert.