Hohenlimburg. Aus der Luft ergibt sich ein beeindruckendes Farbspiel beim Blick in den Oeger Steinbruch in Hagen-Hohenlimburg. Was genau ist das eigentlich?
Steinbrüche sind für gewöhnlich nichts, was Menschen erfreut - außer, sie sind Teil jener Industrie, die zum Beispiel Kalk abbaut und damit den wesentlich Rohstoffe für essentielle Dinge liefert. Diese Betrachtung hier hat nicht den Anspruch, einer der beiden Seiten gerecht zu werden. Sie erklärt sozusagen eine Momentaufnahme. Denn unser Luftfotograf Hans Blossey ist zuletzt mal wieder über den Oeger Steinbruch in Hagen-Hohenlimburg geflogen und hat dabei den kristallblauen See fotografiert, der sich hier gebildet hat. Was sieht man hier genau? Eine Frage, die die Redaktion an Christian Lange weitergeleitet hat. Einer der beiden Geschäftsführer der hier verantwortlichen Hohenlimburger Kalkwerke.
Wie ein Stausee mit kleiner Staumauer
„Es handelt sich um einen ehemaligen Steinbruchteil, der vom aktiven Steinbruch mit einem Damm aus Fels und darüber gelagertem Abraum getrennt ist“, sagt Christian Lange. So sieht das aus der Luft auch aus. Wie ein Stausee mit kleiner Staumauer. „Im rechten unteren Teil sieht man die Einspülstelle. Hier werden die tonigen und lehmigen Bestandteile des Kalksteinvorkommens nach dem Waschprozess eingespült“, so Lange.
Wasser zurück in den Kreislauf
Die gröberen Teilchen, so Lange, würden sich sofort absetzen, die feineren, gelblich-braunen Tonminerale etwas später. „An der Pumpstation auf dem Ponton wird das geklärte Wasser wieder in den Kreislauf zurückgepumpt. Das Wasser stammt aus der Lenne und aus Niederschlagswasser. Nach dem Erreichen des Stauziels in etwa 20 bis 30 Jahren wird das Wasser größtenteils versickern und verdunsten“, so Lange.
Übrig würde im Anschluss eine Fläche bleiben, „die dem Zweck des Naturschutzes dient und nach einigen Jahren so aussehen wird, wir das heutige Naturschutzgebiet „Rolloch 1“, so der Kalkwerke-Chef. Das ehemalige Abbaugebiet mit der betriebsinternen Bezeichnung ,,Rolloch I“, das sich am Mühlenberg, zwischen der Mühlenbergstraße und dem Siedlungsgebiet ,,Auf der Heide“, befindet, wurde zu Beginn der 1920er-Jahre aufgefahren. Und zwar nach dem „Rolllochverfahren“, bei dem zunächst von der heutigen Mühlenbergstraße aus ein horizontal verlaufender Stollen mittels Bohr- und Sprengtechnik in den Kalkfels getrieben wurde.
Der gelöste und transportfähige Rohstein wurde anfangs in Handarbeit, später mit Hilfe von an Stahlseilen geführten „Schrapperanlagen“ zum tiefsten Punkt des Aufschlusses gefördert.
Rolloch 1 ist schon Vergangenheit
Die Nutzung von ,,Rolloch I“ lief bis Anfang der 1960er. Das Konzept der Renaturierung von Steinbrüchen durch Sukzession - also die Rückkehr von Tierne und Pflanzen in ein Ökosystem - wurde in diesemm Fall noch zur Gewinnungszeit der Kalkvorkommen umgesetzt. Hierdurch entstanden Biotope Heute ist ,,Rolloch I“ Teil des Naturschutzgebietes Steltenberg.
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Blicken wir noch einmal auf den aktuellen Klärteich im Steinbruch. „Rechts neben dem Klärteich ist ein üppiger Hochwald zu sehen“, sagt Christian Lange. „Auch dort war mal ein Klärteich, genannt „Rolloch 2“. Die Natur hat sich diesen Bereich vollständig zurück geholt. Dort findet man jetzt Hochwald, der teils schwer zugänglich ist und ideale Rückzugsbedingungen für viele Tier- und Pflanzenarten bildet.“ Die Einschätzung, das sei hier noch einmal betont, ist die Sichtweise des Kalkwerke-Geschäftsführers. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) beschreibt allerdings an ein vielen Stellen im Bundesgebiet eine erfolgreiche Wiederansiedlung von Arten und Pflanzen.
Tierarten kommen zurück
Tiere gibt es im und am Klärteich in der Tat. Der artenschutzrechtliche Fachbeitrag eines Büros für Landschaftsplanung aus Warstein aus Februar 2022 weist nach Begehungen und Auswertung öffentlich zugänglicher Stellen unterschiedliche Amphibien und Reptilien im Bereich des Klärteichs aus: Zum Beispiels Geburtshelferkröten, Erdkröten, Bergmolche, Wasserfrösche und Ringelnattern. Außerdem gibt es Hinweise auf Schlingnattern und Zauneidechsen. Verschiedene Fledermausarten und Vogelarten wie der Uhu, Turmfalke, Mehlschwalbe, Flussregenpfeifer, Feldschwirl und Regenpfeifer nutzen die Ufer- und Felsbereiche.
„Daneben gibt es verschiedene Wasservögel als Gäste und Brutpaare. Fische sind eher nicht zu vermuten, da der Boden des Gewässers langsam ansteigt und daher kaum Wasserpflanzen zu finden sind“, sagt Christian Lange. Aus einer Auflistung der Landschaftsinformationssammlung geht das hervor. Dazu gehören beispielsweise das Braune Langohr, die Fransenfledermaus, die Zwergfledermaus, der Eisvogel, aber auch die Zauneidechse.
Neben dieser Renaturierungsperspektive steht der Steinbruch auch immer wieder in der Kritik. Zuletzt, weil er aus Abbaugründen um 108 Meter vertieft werden soll, wogegen sich starker Protest formierte, den viele Betroffene auch in einem Erörterungstermin im Hagener Rathaus artikulierten. Kritik gibt es nicht nur wegen der Zertsörung der Natur, sondern auch, weil in Hohenlimburg viele Menschen so nah am Steinbruch leben, dass sie sich durch Sprengungen und den Abbauprozess beeinträchtigt fühlen.