Hagen. Das dürfte die SPD-Welt erschüttern: René Röspel bewirbt sich neben Timo Schisanowski erneut für das Hagener Bundestagsmandat.
Noch sind es 15 Monate Zeit, bis die Bürger ihre Kreuzchen bei der Bundestagswahl 2025 platzieren müssen. Doch die Hagener SPD schafft es mal wieder, bereits im weiten Vorfeld dieses Urnengangs für ein gehöriges personalpolitisches Erdbeben zu sorgen. Denn der ehemalige Hagener Bundestagsabgeordnete René Röspel, der bereits von 1998 bis 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages war, möchte noch einmal für die Sozialdemokraten in den Reichstag einziehen.
Damit fordert der 59-Jährige den aktuellen SPD-Bundestagsabgeordneten Timo Schisanowski heraus, der ihm nach 23 Jahren als direkt gewählter Abgeordneter aus Hagen erst im Dezember 2020 mit nur einer Stimme Vorsprung die Kandidatur abgeluchst und das Mandat letztlich auch direkt erobert hatte. Die endgültige Entscheidung, wer im September 2025 für die Genossen als Spitzenkandidat in den Wahlkampf zieht, trifft bereits am Samstag, 29. Juni, eine Vertreterversammlung, in der SPD-Delegierte aus den Ortsvereinen über die Aufstellung des Bundestagskandidaten abstimmen.
„Diese Nicht-Präsenz aller drei Ampel-Abgeordneten im Wahlkreis hat mich in den letzten Jahren umgetrieben.“
Engagement im Wahlkreis
Vorzugsweise der Zustand seiner Partei und die fehlende inhaltliche Arbeit der Hagener Genossen sind es, die Röspel zu diesem kaum mehr erwarteten Schritt bewegen. „Außerdem hat mich die Nicht-Präsenz aller drei Ampel-Abgeordneten im Wahlkreis in den letzten Jahren umgetrieben“, räumt der Oberhagener mit Blick auf Katrin Helling-Plahr (FDP) und Janosch Dahmen (Grüne) ein, dass Schisanowski sich in diesem Trio noch positiv abhebe. „Dennoch verlieren wir die Leute, weil es zu wenig demokratischen Austausch gibt, wir müssen ansprechbar sein“, erinnert Röspel an sein stetes Engagement im Wahlkreis, bei Bürgersprechstunden, an Infoständen oder auch Wochenmärkten – auch abseits der Wahlkämpfe. „Nur auf die sozialen Medien zu vertrauen, greift zu kurz“, empfindet er die gleich dreifache Präsenz Hagener Abgeordneter in der Berliner Ampel-Koalition bislang als vertane Chance.
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„Inhaltlich passiert nichts mehr in Hagen seitens der SPD“, konstatiert Röspel, „wir nehmen unseren Gestaltungsanspruch an keiner Stelle mehr wahr.“ Aufgabe eines Abgeordneten sei es, Themen und Debatten in die Partei zu tragen, Inhalte auszubreiten und weiterzuentwickeln: „Da sind wir schlecht aufgestellt“, erinnert der Ex-Bundestagsabgeordnete und Neu-Kandidat an zahlreiche Impulse, die er seinerzeit aus Berlin nach Hagen sowohl in die Partei, aber auch an die Wähler herangetragen habe. „Wir sind es, die die Probleme der Bürger lösen müssen.“
„Von meiner Partei in Hagen und im südlichen EN-Kreis fühle ich mich sehr breit und stark unterstützt, wofür ich dankbar bin. “
Den entscheidenden Impuls für seine erneute Kandidatur verspürte René Röspel beim Blick auf die desolate Lage der SPD in Hohenlimburg: „Mit dem Wechsel einiger Genossen zu Sahra Wagenknecht spaltet sich die Linke weiter auf, und manche Leute betreiben ihre persönlichen Spielchen zulasten der Partei“, möchte er endlich zur inhaltlichen Arbeit zurückkehren.
Zugleich macht er deutlich, dass seine Kandidatur rein gar nichts mit finanziellen Interessen („Ich habe die Pension eines Gymnasialschulleiters“) oder gar einer privaten Lust am Nachkarten zu tun habe: „Mich treibt einfach die Situation im Wahlkreis um. Und ich käme schlechter damit zurecht, es nicht getan zu haben.“
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Diskussion mit den Mitgliedern
Um den Genossen die Gelegenheit zum inhaltlichen Abwägen zu geben, möchte Röspel in der Vertreterversammlung Zeit gewinnen und beantragen, die finale Abstimmung zu verschieben, um über den Sommer hinweg bei Veranstaltungen den Mitgliedern im Rahmen eines basisdemokratischen Prozesses doch noch einmal die Chance zum Abwägen zu geben: „Es ist schon merkwürdig, dass in die heiße Phase eines Europawahlkampfes hinein das Nominierungsverfahren für eine fast anderthalb Jahre später stattfindende Wahl aufgerufen wird.“
Es liege der Verdacht nahe, dass in einer Phase innerparteilich verordneter Harmonie eine Entscheidung schnell durchgezogen werden solle. Der 59-Jährige, der übrigens selbst von seinem eigenen Ortsverein Mittelstadt/Oberhagen nicht nominiert wurde, plädiert daher alternativ für ein Mitgliedervotum im Herbst.
Bundestagsabgeordneter und Unterbezirksvorsitzender Timo Schisanowski blickt derweil äußerlich gelassen auf den Röspel-Vorstoß: „Das ist Demokratie. Von meiner Partei in Hagen und im südlichen EN-Kreis fühle ich mich sehr breit und stark unterstützt, wofür ich dankbar bin. Mit solch einem tollen SPD-Team an meiner Seite blicke ich guter Dinge nach vorn.
Damit hebt er auf seine einstimmige Nominierung im Unterbezirksvorstand (26. Februar), in seinem Ortsverein Haspe (27. Februar) sowie Unterstützungsbeschlüsse aus den SPD-Gliederungen aller fünf Städte (Hagen, Breckerfeld, Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm) ab.