Hagen. Der Flüchtlingsstrom reißt nicht ab und trifft die Stadt Hagen härter als erwartet. Hier die neueste Entwicklung.

Auf die Stadt Hagen kommen nach derzeitigem Stand möglicherweise noch mehr Flüchtlingszuweisungen als 2015 zu. Die Stadt sieht sich gezwungen, diesem Druck mit weiteren Unterbringungsmaßnahmen entgegenzuwirken.

Dabei wird unter anderem geprüft, ob auf dem Klutert-Sportplatz auf der Hestert ein Containerdorf errichtet werden kann. Ein solches soll bekanntlich schon am Kirchenbergstadion in Hohenlimburg entstehen, was in der Bevölkerung für reichlich Protest sorgte, während die Karl-Adam-Halle in Vorhalle wieder der Öffentlichkeit übergeben werden soll. Für die Sporthalle in der Kapellenstraße in Boelerheide ist das noch nicht absehbar.

Der Klutert-Platz mit den benachbarten Tennisplätzen aus der Luft betrachtet.
Der Klutert-Platz mit den benachbarten Tennisplätzen aus der Luft betrachtet. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Klutert-Platz seit 2018 verwaist

Bis 2018 kickten noch die Fußballer von Fortuna Hagen auf dem Klutert-Platz, der per Anfahrt über die Friedrichstraße auf der Hestert zu erreichen ist. Seitdem die Fortunen hier oben nicht mehr spielen, ist der Platz dem Verfall preisgegeben. Die Stadt erklärte vor eineinhalb Jahren, dass das Grundstück „grundsätzlich in der Vermarktung steht“.

Eine Entwicklung der Fläche zu einer Wohnbaufläche sei nicht möglich, so die Stadt. Als Gründe wurden hier die beschränkte verkehrliche Erschließung, die unterdurchschnittliche Versorgung an Infrastruktureinrichtungen und Lärmimmissionen, die durch den benachbarten Tennisplatz hervorgerufen werden, genannt.

Dazu kommt: Unter dem Klutertplatz liegt eine zur Kluterthöhle gehörende Höhlenwelt, deren schmaler Zugang unter der Aschenbahn verborgen liegt. Heute ist der Zugang mit einer Stahlplatte versperrt, die einen sechs Meter tiefen Drainageschacht überdeckt. Ihre tektonische Entstehung verdankt die Höhle der sogenannten Ennepestörung, die sich mit ihren Schichten quer durch das Tal zieht. Die Ursprünge dürften in die ausgehende Kreidezeit, zumindest aber ins Tertiär zurückreichen. Welche Auswirkungen eine Bebauung des Platzes darauf hat, ist aktuell unklar. Im Hauptausschuss erklärte die Verwaltung nur, dass auch die Standfestigkeit geprüft werde und bestätigte damit den Standort Klutert.

Den früheren Max-Bahr-Baumarkt an der Eckeseyer Straße, der seit dem Jahr 2003 nicht mehr genutzt wird, hat die Stadt für 10,6 Millionen Euro erworben. Sie möchte das Gebäude als Lagerfläche nutzen und auf dem Parkplatz eine neue Innenstadtwache für die Feuerwehr errichten. Zuvor wird die Immobilie aber auch als Landesunterkunft für Flüchtlinge genutzt.
Den früheren Max-Bahr-Baumarkt an der Eckeseyer Straße, der seit dem Jahr 2003 nicht mehr genutzt wird, hat die Stadt für 10,6 Millionen Euro erworben. Sie möchte das Gebäude als Lagerfläche nutzen und auf dem Parkplatz eine neue Innenstadtwache für die Feuerwehr errichten. Zuvor wird die Immobilie aber auch als Landesunterkunft für Flüchtlinge genutzt. © Stadtredaktion Hagen | Martin Weiske

Zuletzt gab es andere Signale

Zuletzt hieß es, dass mit Maßnahmen wie dem Containerdorf in Hohenlimburg, der entstehenden Landesunterkunft im alten Max-Bahr-Gebäude in Eckesey, der Anmietung unterschiedlichster Wohnungen und dem Umbau eines Hostels in der Hochstraße durch die Krollmann-Gruppe vorerst der Druck vom Zuweisungskessel genommen sei. Das scheint aber nicht mehr zu stimmen. Die Stadt Hagen erklärt, dass „verwaltungsseitig mit Hochdruck alle Möglichkeiten geprüft werden, um weitere Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen. Prioritär prüft die Verwaltung, welche Gebäude im Bestand zu Gemeinschaftsunterkünften umgebaut werden können.“

Container sind bestellt

Am Kirchenberg in Hohenlimburg würden seit Ende Mai die Vorbereitungen für das Containerdorf laufen, erklärt die Verwaltung. „Laut Bauzeitenplan ist die Aufstellung der Container für Ende Juli geplant. Die Belegung kann voraussichtlich Ende August erfolgen, wenn der Bauzeitenplan eingehalten wird“, so die Stadt.

Nicht nur wegen des Ratsbeschlusses sei es überdies Ziel der Verwaltung, die aktuell zur Flüchtlingsunterbringung genutzte Sporthalle in der Kapellenstaße in Boelerheide „so schnell wie möglich wieder ihrer originären Bestimmung zurückzugeben.“ Aktuell leben dort 134 Personen, weitere Zuweisungen seien angekündigt. Das Containerdorf Kirchenberg wird Platz für ca. 80 Personen bieten, so dass nicht alle aktuell in der Halle lebenden Personen in das Containerdorf Kirchenberg umziehen können. Insofern sind noch weitere Kapazitäten zu schaffen.

Karl-Adam-Halle wird freigeräumt

Nach aktuellem Stand bleibt die Sporthalle Kapellenstraße voraussichtlich bis zum Umzug der Geflüchteten belegt. Die weitere Belegung einer Turnhalle sei laut Stadt nicht auszuschließen, „da die Verwaltung die Anzahl der Zuweisungen durch die Bezirksregierung lediglich 14 Tage im Vorfeld zur Kenntnis erhält“. Alle in der Vergangenheit in der Karl-Adam-Halle lebenden Personen sind inzwischen in anderen Unterkünften (überwiegend im Hostel an der Hochstraße) untergebracht worden. Aktuell wird die Halle zur Rückgabe ausgeräumt und gereinigt.

Im Haupt- und Finanzausschuss erklärte Hagens Ordnungsdezernent André Erpenbach, in den Hallen sei es bislang zu keinerlei Problemen gekommen. Zugleich kündigte Erpenbach, der die Federführung beim Flüchtlingskrisenstab innehat, an, dass am Dienstag, 6. August, in Hohenlimburg eine Bürgerinformationsveranstaltung angeboten werde. Dabei möchte die Stadt alles Wissenswerte rund um die geplante Container-Unterkunft am Kirchenbergstadion präsentieren und sämtliche Fragen der Interessierten beantworten.

800 Menschen bei Max Bahr

Fortschritte gibt es auch bei der geplanten Flüchtlingssammelunterkunft des Landes Nordrhein-Westfalen, die im Baukörper des ehemaligen Max-Bahr-Baumarktes an der Eckeseyer Straße entstehen soll. Hier stehen die Vertragsverhandlung der Stadt als Eigentümer der Fläche und des Gebäudes mit dem Land kurz vor dem Abschluss: „Der Mietvertrag ist bis auf wenige Details fast fertig“, informierte Erpenbach und kündigte zugleich an, dass mit der Belegung des Gebäudes absehbar im letzten Quartal dieses Jahres begonnen werde. In der Baumarkthalle sollen bis zu 800 Menschen unterkommen, die auf das Unterbringungskontingent der Stadt Hagen voll angerechnet werden. Von dieser Landesunterkunft aus werden die Geflüchteten im Anschluss auf die Kommunen und Kreise verteilt.