Hagen. Seit 23 Jahren sitzt René Röspel aus Hagen für die SPD im Bundestag. Seine letzte Sitzung ist denkwürdig. Und das hat mit Angela Merkel zu tun.
Seine wohl letzte Sitzung im Bundestag hat für René Röspel (SPD) länger als sechs Stunden gedauert. Und nahezu die ganze Zeit war der Abgeordnete aus Hagen, der vor 23 Jahren zum ersten Mal in das Plenum gewählt worden war, im Plenarsaal. Angesichts dessen, was sich vorne am Rednerpult zwischen der Kanzlerin und ihren potenziellen Nachfolgern zugetragen hat, war es eine denkwürdige Sitzung, die bundesweit für Aufsehen gesorgt hat.
„Eigentlich wollte ich der Kanzlerin am Ende ihrer letzten Rede applaudieren“, sagt René Röspel, der Angela Merkel selbst mehrmals als Abgeordneter zur Bundeskanzlerin gewählt hat. „Ob ich am Ende dann geklatscht habe? Ehrlich gesagt: Das weiß ich gar nicht mehr so genau. Wenn, dann war es lediglich so, wie man es aus reiner Höflichkeit tut.“
Auftritt von Kanzlerin Angela Merkel überrascht
Der Auftritt der CDU-Kanzlerin hat den SPD-Abgeordneten überrascht: „Dass sie eine so plumpe Warnung ausspricht, an die Rote-Socken-Kampagne erinnert, sich so vehement dafür ausspricht, dass Armin Laschet ihr Nachfolger wird und Olaf Scholz attackiert – da war ich wirklich konsterniert. Ich weiß nicht, warum sie sich auf so ein Niveau einlässt.“
Dabei haben den langjährigen Abgeordneten aus Hagen nicht nur die Inhalte verwundert, sondern auch die Art des Auftritts: „Angela Merkel liest normalerweise ihre Reden vor, lässt sich nicht aus dem Konzept bringen, reagiert nicht auf Zwischenrufe“, so Röspel. „Das war am Dienstag ganz anders.“ Mehrere Abgeordnete aus seiner Fraktion hätten das so wahrgenommen.
Röspel sieht souveräne Reaktion von Olaf Scholz
Röspel, der nach seiner knappen Niederlage auf dem SPD-Nominierungsparteitag selbst nicht mehr für den Bundestag kandidiert, räumt ein, natürlich in gewisser Weise befangen zu sein: „Olaf Scholz hat in meinen Augen souverän reagiert.“ Die anderen beiden Kandidaten, Annalena Baerbock (Grüne) und Armin Laschet, hingegen hätten sich auf ein Rededuell eingelassen: „Da haben sich beide keinen Gefallen getan. Laschet hat auf mich fahrig gewirkt, ohne roten Faden.“
Dass seine SPD in der Zwischenzeit in den Umfragen die Union überholt hat, sieht Röspel positiv, wenn es ihn auch nicht völlig überrascht: „Früher haben viele Merkel gewählt, weil sie wussten, was sie bekommen. Viele, die heute darüber nachdenken, wer Deutschland wohl am besten auf einem G-7-Gipfel vertreten könnte, landen bei Scholz.“