Hagen. Die NRW-Krankenhausreform geht in ihre entscheidende Phase. Die Kliniken können inzwischen absehen, was konkret auf sie zukommt.

Die Krankenhausreform in Nordrhein-Westfalen geht in ihre entscheidende Phase. Das Gesundheitsministerium (MAGS) hat jetzt erstmals konkret über seine Pläne informiert, welche Behandlungen die mehr als 300 Kliniken in NRW künftig anbieten sollen. Dafür hatte das Ministerium am Freitag ein zweites Anhörungsverfahren zu den insgesamt 60 Leistungsgruppen gestartet und die betroffenen Häuser über erste Details informiert. Bei Blick auf die Fakten und Details zeigen sich die Hagener Hospitäler auf Anfrage der Stadtredaktion zunächst einmal eher gelassen. Sowohl das Agaplesion Klinikum Hagen (AKH) als auch das Evangelische Krankenhaus in Haspe (Stiftung Volmarstein) und die Katholische Krankenhausgesellschaft signalisierten in ersten Reaktionen, dass sich lediglich geringfügige Änderungen für das bestehende Angebot in Hagen ergeben würden.

AKH-Geschäftsführer Alex Hoppe.
AKH-Geschäftsführer Alex Hoppe. © WP | Michael Kleinrensing

„Es gibt in unserem Haus keine einzige Abteilung, die durch die vorgeschlagene Zuweisung in Gefahr ist.“

Alex Hoppe

Keine Abteilung in Gefahr

„Es gibt in unserem Haus keine einzige Abteilung, die durch die vorgeschlagene Zuweisung in Gefahr ist“ freut sich AKH-Geschäftsführer Alex Hoppe. „Wir können an unserem Plan, der leistungsstarke Gesundheitspartner für die Bürger der Stadt Hagen und der Region zu werden, festhalten und fühlen uns grundsätzlich in unserem Vorhaben bestärkt. In Summe haben wir unser Fachabteilungsspektrum vollständig behauptet und keine Abteilung muss sich um ihren Fortbestand sorgen.“ Das Haus müsse auch keinerlei Schrumpfungsprozess einleiten, sondern könne seine Betriebsgröße, sein Geschäftsmodell und somit die medizinische Strategie weiter verfolgen. „Unsere beantragten Leistungsgruppen wurden uns bis auf wenige Ausnahmen bewilligt – bei einer Gesamtzahl von 27 Gruppen, ist das ein erfreuliches Ergebnis“, meinte Hoppe. Dennoch werde das AKH das Anhörungsverfahren als ebensolches nutzen und für die noch fehlenden Zuweisungen beim Ministerium vorsprechen.

Frank Bessler, Ärztlicher Leiter des Geschäftsfelds Gesundheit in der Evangelischen Stiftung Volmarstein
Frank Bessler, Ärztlicher Leiter des Geschäftsfelds Gesundheit in der Evangelischen Stiftung Volmarstein © WP | ESV

Positiv auch die erste Reaktion des Evangelischen Krankenhauses Haspe am Mops. „Bei uns bleiben tatsächlich alle von uns beantragten Leistungsgruppen erhalten“, bilanziert Frank Bessler, Ärztlicher Leiter des Geschäftsfeldes Gesundheit bei der Evangelischen Stiftung Volmarstein und betont zugleich, dass die Zuteilung im Rahmen des Anhörungsverfahrens durchaus präjudizierenden Charakter habe. Die spezialisierten Abteilungen wie Kardiologie, Rheumatologie, Gynäkologie, Urogynäkologie oder auch das Adipositaszentrum bleiben somit in Haspe bestehen. Darüber hinaus macht sich das Hasper Haus berechtigte Hoffnung, künftig im Rahmen einer eigenen Abteilung auch geriatrische Patienten versorgen zu können.

„Bei uns bleiben tatsächlich alle von uns beantragten Leistungsgruppen erhalten.“

Frank Bessler

Aufatmen herrscht ebenso bei den Katholischen Häusern in Hagen: „Alle Leistungen, die das Katholische Krankenhaus Hagen mit seinen Standorten St.-Josefs-Hospital und dem Zentrum für Seelische Gesundheit Elsey beantragt hat - inklusive der überregionalen Versorgungsaufträge –, wurden vom Gesundheitsministerium in vollem Umfang übernommen“, zeigt sich Klinikmanager Marcus Gertjejanßen mit den Signalen aus dem Anhörungsverfahren zufrieden. Damit honoriere Düsseldorf die geleistete Arbeit und die damit verbundene Qualität und bestätige das Haus in seinem bisherigen Vorgehen und den weiteren Planungen, meint Gertjejanßen: „Mit dem Vorschlag des Ministeriums zeigt sich das Katholische Krankenhaus Hagen als feste Größe in der Krankenhausplanung und bietet eine langfristige, qualitativ hochwertige und zukunftsweisende Gesundheitsversorgung der Hagener und umliegenden Bevölkerung, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen in unserer Region zu sichern und kontinuierlich zu verbessern.“

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Chance zur Stellungnahme

Konkret geht es bei der aktuellen Krankenhausreform beispielsweise darum, welche Kliniken künftig noch Hüft-Operationen oder Lebereingriffe vornehmen dürfen oder an welchen Standorten es noch Geburtszentren der höchsten Stufe geben wird. Gesundheitsminister Josef Laumann (CDU) hatte unter anderem angekündigt, dass es zu „teilweise sehr deutlichen Konzentrationen“ etwa bei komplexen Krebsbehandlungen kommen müsse. Aber auch dieser Ansatz löst in Hagen kein vernehmbares Klinikbeben aus

„Mit dem Vorschlag des Ministeriums zeigt sich das Katholische Krankenhaus Hagen als feste Größe in der Krankenhausplanung und bietet eine langfristige, qualitativ hochwertige und zukunftsweisende Gesundheitsversorgung der Hagener und umliegenden Bevölkerung.“

Marcus Gertjejanßen

Die Hagener Krankenhäuser bekommen wie auch beim ersten Anhörungsverfahren jetzt die Möglichkeit zur Stellungnahme. Das Ministerium wertete die eingegangenen Stellungnahmen nach dem Ende der Sommerferien aus und treffe auf dieser Basis die Entscheidung, welches Leistungsportfolio jedes einzelne Krankenhaus in welchem Umfang künftig anbieten könne, erläuterte zuletzt eine Sprecherin des Hauses. Bis Jahresende 2024 sollen die fünf Bezirksregierungen dann die entsprechenden Feststellungsbescheide verschicken.

Auch das St.-Josefs-Hospital in Altenhagen muss aufgrund der Krankenhausreform und des jetzt laufenden Anhörungsverfahrens seine Strategie nicht infrage stellen.
Auch das St.-Josefs-Hospital in Altenhagen muss aufgrund der Krankenhausreform und des jetzt laufenden Anhörungsverfahrens seine Strategie nicht infrage stellen. © WP | Michael Kleinrensing

Die Hospitäler in NRW sollen sich künftig auf bestimmte Leistungen konzentrieren und nicht mehr alles anbieten. Grundsatz ist aber, dass ein Krankenhaus mit internistischer und chirurgischer Versorgung für 90 Prozent der Bevölkerung innerhalb von 20 Autominuten erreichbar sein muss. Intensivmedizin muss flächendeckend vorgehalten werden. Eine Thematik, die in einer Großstadt wie Hagen angesichts der Dichte der Häuser und der unmittelbaren Nähe zum Ruhrgebiet mit so wichtigen Medizinstandorten wie Dortmund oder Wuppertal ebenfalls eher eine nachgelagerte Rolle spielt.