Hasper Bolzen für den Schutzheiligen der Wild-West-Parker
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Hagen-Haspe. Beim launigen Vorprogramm zum Hasper Kirmeszug gab es neben Erbsensuppe auch viel Dank für verdiente Brauchtumsfreunde.
Dieser augenzwinkernde Hinweis im Rahmen des Hasper Kirmes- und ULK-Wochenendes war längst überfällig: Dass das oft widerspenstige und streitbare Hasper Völkchen es permanent mit ansehen muss, dass ausländische Lkw-Lenker ungestraft an allen unmöglichen Ecken parken, während die „Eingeborenen“ für jeden Mini-Verstoß rund um den Kreisel gnadenlos von den Knöllchenjägern der Stadt zur Kasse gebeten werden, soll jetzt ein Ende haben.
Zumindest wird das leidige Dauerthema zum Fall für den frisch dekorierten Ordnungsdezernenten André Erpenbach, dem angesichts seines ratlosen Wirkens bereits der Ruf des Schutzheiligen der Wild-West-Parker vorauseilt: Mit dem Hasper Bolzen 2024 als sperrige Gedankenstütze auf seinem Schreibtisch haben die Brauchtumsfreunde den Ressortchef im Rathaus in Hagen bei Haspe jetzt zumindest unübersehbar in die Pflicht genommen. Im Rahmen des traditionellen Erbsensuppenessens, dem vormittäglichen, launigen Vorglühen zum Hasper Kirmeszug, bekam der 44-Jährige unmissverständlich ins Stammbuch geschrieben, sämtliche Hasper Automobilisten mit einem internationalen Nummernschild auszustatten, um ihnen gerade zur Kirmeszeit ebenfalls das wilde Parken zu ermöglichen.
Klare Erwartungshaltung
Laudator Rainer „Hömma“ Bartelheim zelebrierte die Hilflosigkeit der Stadt gegenüber den Piloten all jener Transporter, die sich vor den Hasper Autohäusern als Wild-West-Parker ungeniert im absoluten Halteverbot ausbreiten dürfen und somit ungesühnt den Durchgangsverkehr blockieren. Die fälligen 55-Euro-Knollen schmeißen die Fahrer lässig weg, weil sie natürlich ganz genau wissen, dass laut EU-Recht erst ab einer 70-Euro-Buße die Sünder vorzugsweise aus Osteuropa mit dem langen Arm des Gesetzes auch über Landesgrenzen hinweg verfolgt werden. „Mit eigenem Hasper Kennzeichen können wir künftig ebenfalls parken, wo wir wollen“, formulierte Grün-Weiß-Haspe-Vorsitzender Bartelheim eine klare Erwartungshaltung und drückte dem Dezernenten als Gestaltungshilfe gleich noch ein überdimensionales Beispiel-Kennzeichen mit Haspe-Wappen in die Hand.
„Mit eigenem Hasper Kennzeichen können wir künftig ebenfalls parken, wo wir wollen.“
Erpenbach, Volljurist und ganz Amtmann, verwies artig auf die Notfallnummer in der Leitstelle des Stadtordnungsdienstes, die in gravierenden Fällen natürlich immer kontaktiert werden könne. Zugleich ließ er durchblicken, dass der Auftrag mit dem Hasper Kennzeichen der intensiven Prüfung bedürfte und selbstverständlich etwas länger dauere – Hagener Rathaus eben.
„Sie hat einfach einen klaren Kompass, der Haspe guttut.“
Neues Hasper Ritter-Quartett
Ansonsten bot der Vormittag im „Boni“, dem zuletzt ein wenig der Pep fehlte, trotz eines sparsamen Musikteppichs viele kurzweilige Momente. Nach erfrischend knapper Begrüßungsliturgie durch Michael Kröner, Präsident des Hasper Heimat- und Brauchtumvereins (HHBV), und Iämpeströter Andreas „Andy“ Pilarczyk blieb es zunächst Ehrenpräsident Dietmar Thieser vorbehalten, Eselsführerin Karin Thoma-Zimmermann nach 40 Jahren an der Spitze des Zuges mit der Heimatkette zu dekorieren. Denn die passionierte Hasperin vom Kursbrink engagiert sich nach vier fordernden Jahrzehnten Schuldienst an der Hauptschule Vorhalle als Pensionärin obendrein beim Hasper AS-Verein, in der „Corbacher 20“, in der evangelischen Kirche sowie bei der Flüchtlingsarbeit. „Sie hat einfach einen klaren Kompass, der Haspe guttut“, brachte es Thieser auf den Punkt. Zugleich formulierte er die Hoffnung, dass der HHBV zügig jemanden findet, der künftig die Rolle als „Hüter der Esel“ in Zukunft mit ähnlicher Leidenschaft ausfülle.
Gut 15 000 Menschen beim 143. Kirmeszug in Haspe.
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Kaum geringer ist das Engagement der Wachholderlöffelträger einzuschätzen. Sie in den Hasper Adelsstand zu erheben, blieb von Amtswegen Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki vorbehalten. Mit seinem imposanten XXXXL-Schwert Excalibur in der Hand fand er nicht bloß wohlgefügte Worte für das „30.000-köpfige Volk aus dem prächtigen Haspe“, sondern vor allem für das neue Ritter-Quartett. Allen voran der neue Kirmesbauer „Momo“, der in seiner Premieren-Saison bislang die Herzen der Menschen im Sturm eroberte. Mithilfe einer bereitgestellten Trittleiter gelang es Wisotzki, dem Zwei-Meter-Hünen Muhammed Sarac den ersten Wachholderlöffel um den Hals zu hängen. Weitere Würdenträger sind in diesem Jahr die „schlagerbesessene Naturgewalt“ Rosi Tekaat, das Hasper Urgestein und KCH’77-Präsident Oliver Tillmann sowie HHBV-Vizepräsident Jonas Friedhoff (25). Letzterer hat aufgrund seiner jungen Jahre künftig vorzugsweise dafür zu sorgen, dass die ältere Kirmesschar bei allem Hang zur gepflegten Torheit nie den Kompass dafür verliert, mit der Tradition auch die Kurve in Richtung Zukunft nicht zu verpassen.
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