So schön war der Hasper Kirmeszug: alle Fotos und Fakten
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Hagen-Haspe. Als ein sehr kreatives und junges Spektakel entpuppt sich der Hasper Kirmeszug 2024. Hier die wichtigsten Höhenpunkte:
Wenn Schabernack auf Kreativität trifft, Lebenslust mit Schalk sich paart, wenn Wahnsinn auf Satire prallte sowie Brauchtum und Narretei sich in Freundschaft die Hand geben, dann regiert in Hagen-Haspe das Kirmesvolk. Mit einer eindrucksvollen Wagen-, Fußgruppen- und Kapellen-Kolonne hat sich an diesem Samstag zum 143. Mal der Hasper Kirmeszug von der Berliner Straße in Richtung Quambusch geschlängelt und damit etwa 15.000 Menschen am Wegesrand nicht bloß ein Lächeln in die Gesichter gezaubert, sondern auch reichlich Naschwerk für den Heimweg beschert.
Trotz einer regenreichen Nacht strahlten die erfahrenen Männer der Wolkenschieber-Zunft schon den gesamten Samstagvormittag eine große Gelassenheit aus. Und tatsächlich: Zum Start des Zuges, den traditionell die Böller des Artillerievereins in Bewegung setzten, riss stabil der Himmel auf und der böige Wind jagte die letzten schwarzen Wolkenfetzen pünktlich davon.
Weniger pünktlich erschien hingegen der Kutschwagen der Hasper Bezirksvertretung, der traditionell aus dem fernen Werdohl das Tal der Ennepe ansteuert. Das klapprige Gefährt rollte in diesem Jahr aus dem Tal der Lenne erst verspätet an, als der Zug bereits angerollt war. Mit letzter Kraft nahm noch eine Handvoll Lokalpolitiker in den Bänken des Vehikels Platz, um die Menschen am Weg traditionell mit reichlich Kamelle zu verwöhnen. Doch bereits am Hüttenplatz nahm die peinliche Posse schon wieder ein jähes Ende: Weil der Wagen zu spät erschienen war, hatte sich die vielköpfige Sicherheitsbegleitung längst ins Kirmesgetümmel gestürzt – das Ordnungsamt musste den Politiker-Karren vorsorglich aus dem Verkehr ziehen.
Esprit, Witz und Pannen
Der guten Stimmung tat dieses Apropos keinen Abbruch: Gleich zum Auftakt sorgten die Hasper Paginnen als Vespa-Motorradgruppe rund um das rollende „Eiscafé Eselotti“ für einen wahren Augenschmaus. Schade nur, dass der nagelneue Generator für die Musikanlage, der fünf Stunden Power liefern sollte, bereits nach fünf Minuten der Fußgruppe mit Nachwuchs-Abteilung und „Tankstelle“ den Dienst verweigerte.
Eine Darbietung, die wie die Präsentationen vieler anderer Vereine durch Esprit und Witz überzeugte und zugleich zeigte, dass Originalität und augenzwinkernder Sinn für Humor im Land des ULKs (Unsinn, Leichtsinn, Kneipsinn) noch immer fest verwurzelt sind. Hier können die Karnevalisten sich für den Rosenmontag locker eine gehörige Dosis Inspiration und Kurzweil abholen. Wenn Friesen Haspe unter dem Motto „Die Kirmes geht wieder (über) Los!“ eine sublokale Ausgabe des Monopoly-Spiels inszeniert, wenn die Holden Hasper in den Hotzenplotz-Modus schalten, wenn der Club’99 zu Geisterjägern wird und eine imposante Delegation aus der großen portugiesischen Gemeinde im Hagener Westen mit traditionellen Kostümen beeindruckt, dann stärkt das nicht nur das Miteinander, sondern unterstreicht zugleich die breite Vielfalt und das enge Wir-Gefühl, das den Stadtbezirk so auszeichnet.
Ganz stark diesmal auch der rollende Comic von Hackebämmels Enkeln, die sich auf die Disney-Welten stürzten. Ex-Kirmesbauer Udo Röhrig mit Entenschnabel als Vollbad-Gast in einer Badewanne voller Goldtaler ist ein Anblick, den es eben nur beim Hasper Kirmeszug gibt. Begleitet von Donald & Friends, den Panzerknackern und Daniel Düsentrieb wird der Hasper Kreisel plötzlich zu einem Stadtteil von Entenhausen.
Dazwischen – neben den Freunden aus Voerde, Gevelsberg und Schwelm auch immer wieder Kapellen und Spielmannszüge mit Live-Musik, die es gegen die Wagen mit Booster-Anlagen und dröhnender Party-Mucke oft sehr schwer hatten. Beispielsweise, wenn KCH im Schlager-Rhythmus bis zum Endanschlag beim Après-Ski die Hütten brennen lässt oder die Blau-Weißen Funken mit ihrem neuen, zweigeschossigen Protz-Wagen mit Vollausstattung die hölzernen Latten ihrer Verkleidung vibrieren lassen – an dem Fahrzeug fehlte lediglich die Anhängerkupplung für den rollenden Whirlpool.
Traditionelles und Satirisches
Einen echten Hingucker zelebrierten die Twitting-Blagen mit ihrem Wagenbau-Schatz von der Kohlenbahn oder auch die Vorhaller Tanzsportgarde mit einer wahrlich sehenswerten Show-Einlage. Nach dem Motto „Hüte Deine Tüte“ hatte Grün-Weiß Haspe sich die jüngste Cannabis-Gesetzgebung vorgeknöpft und versuchte entlang des Zuges frisch gemähte Wiese als Gras zu verkaufen. Der Slogan: „Lieber Gras rauchen als Heu schnupfen.“
Besonders augenfällig: Die Vielzahl an jungen Menschen und Tanzgemeinschaften, die sich in diesem Jahr im Kirmeszug tummelten. Angesichts der Gruppen von Fortuna Hagen, der Evangelischen Jugend oder auch der spektakulären Darbietungen der jungen Volmefunken muss sich niemand die Frage stellen, ob das Hasper Brauchtum eine Perspektive hat.
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Im Anschluss an den Zug hatten Zuschauer und Teilnehmer natürlich die Chance, sich auf dem Kirmesfestplatz verwöhnen zu lassen. Schausteller-Chef Dirk Wagner hatte nach dem Start am Freitag parallel zum Euro-Auftakt mit dem Deutschland-Spiel nach eigenem Bekunden zwar seinen ersten Besucher-Frust mit Eversbusch gelöscht, doch er zeigte sich zugleich optimistisch, ohne Auftritte der Nagelsmann-Kicker der Fußball-Europameisterschaft mit dem Schausteller-Angebot trotzen zu können: „Wir haben mit dem neuen Konzept einen langen Atem“, versicherte er in Richtung aller Kritiker.
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