Haspe. Mit einem neuen Führungstrio startet der Hasper Heimat- und Brauchtumsverein in das Veranstaltungsjahr 2024
Als Hasper Kirmesbauer war Michael Kröner es seit 2016 ja schon gewohnt, sich mit knatschroten, spitz zulaufenden und vor allem reichlich überdimensionierten Bommel-Tretern durch den Hagener Westen und die Brauchtumsszene zu bewegen. Doch in Zukunft dürften die Latschen, die er neben seiner schwergewichtigen Würdenträgerkette von Amtswegen trägt, dennoch reichlich Spiel haben: Denn in die Rolle und Schuhe eines Präsidenten des Hasper Heimat- und Brauchtumsvereins (HHBV) hineinzuwachsen, bedarf nicht bloß eines wachen Verstandes und eines ausgleichenden, integrierenden Wesens, sondern vor allem eines ausgeprägten Fingerspitzengefühls für die Befindlichkeiten der angeschlossenen Vereine. Gleiches gilt für die Schausteller und die unterschiedlichen Interessensgruppen, die sich der ULK-Tradition (Unsinn, Leichtsinn, Kneipsinn) seit Jahrzehnten verschrieben haben. „Das sind schon viele Aufgaben, die hier auf mich warten“, weiß der 55-jährige Ex-Iämpeströter, dass aufgrund der langwierigen Erkrankung seines Amtsvorgängers Jörg Bäcker es einiges aufzuarbeiten gilt, um mit dem HHBV den Spagat zwischen Traditionsbewahrung und Zukunftsorientierung hinzubekommen. Ein Job, der Durchsetzungsvermögen erfordert, ihm aber ebenso Respekt einflößt.
An seiner Seite agieren künftig als Vize-Präsidium des HHBV Claudia Kempa (51) und Jonas Friedhoff (25), die bei der jüngsten Jahreshauptversammlung in der proppenvollen Schützenburg oberhalb der Kipper in geheimer Wahl ebenfalls klare Mehrheiten hinter sich scharen konnten. Gemeinsam will das Trio zunächst Klinken putzen und sich vorzugsweise um die Sponsorenwerbung kümmern. Denn die Akquise von Gönnern und Unterstützern kann nicht zuletzt nach der Corona-Flaute eine Wiederauffrischung bewährter Kontakte, aber auch die Gewinnung neuer Sympathisanten gut gebrauchen.
Kirmes-Tradition bleibt unangetastet
Ansonsten plant das neue Dreigestirn in seinem ersten Präsidiumsjahr, keine Revolution anzuzetteln – die zuletzt eingeschlagenen Brauchtumspfade sollen zugunsten komplett neuer Ideen und Wege zunächst einmal nicht verlassen werden. Natürlich wird es auch in diesem Jahr einen Kirmeskommers (1. Juni) im Boni-Vereinshaus geben, und auch das allein aus meteorologischer Sicht unverzichtbare Wolkenschieberfest (7./8. Juni) steigt eine Woche später auf dem Hof der Dieter-Klöckner-Stiftung an der Enneper Straße. „Es bleibt vor dem traditionellen Kirmeszug am 15. Juni ebenfalls beim Erbsensuppenessen im Boni“, verspricht Jonas Friedhoff und stellt zugleich klar: „Dabei handelt es sich übrigens ausdrücklich um eine öffentliche Veranstaltung, zu der jeder herzlich willkommen ist.“
Das zuletzt eingedampfte, eigentliche Kirmesspektakel wird über vier Tage – von Freitag bis Montag (14. bis 17. Juni) – sich auch diesmal auf den Bereich rund um den Ernst-Meister-Platz beschränken. Denn sowohl der HHBV mit seinem Biergarten als auch die Schausteller zeigten sich im vergangenen Jahr mit der reduzierten Variante abseits des Hasper Kreisels wirtschaftlich durchaus zufrieden. „Die Zusammenlegung auf dem Platz hat funktioniert und sicherlich für beide Seiten auch was gebracht“, würde sich Kröner jedoch wünschen, dass die Fahrgeschäfte und das kulinarische Angebot nach Jahren des ewig gleichen Einerleis etwas mehr variieren. Ob dabei erneut die Tillmanns- und Preußerstraße, die sich zuletzt eher als unattraktive Greifarm- und Nippes-Meile entpuppten, eine Rolle spielen werden, steht bislang noch nicht fest. Hier hat Schausteller-Boss Dirk Wagner sich gegenüber dem HHBV-Präsidium noch nicht abschließend erklärt.
Identitätsstiftend soll sich zudem die Renaissance einer Hasper Kirmeszeitung auswirken: „Dadurch lässt sich natürlich auch die Einnahmesituation verbessern“, steht für Claudia Kempa noch nicht fest, ob es sich um eine klassische Zeitung oder ein Festheft handeln wird. „Natürlich möchten wir damit für die Vereine und uns auch unsere Online-Präsenz verbessern.“ Außerdem will der HHBV weiterhin versuchen, das Angebot für die Familien attraktiv zu halten. So wird der Biergarten auf dem Festplatz, trotz eines dreisten Waffelteig-Diebstahls im Vorjahr, sich am Kirmessonntag wieder in ein Familien-Café verwandeln.
Neue Veranstaltungsformate
„Obendrein gibt es bei vielen Vereinsmitgliedern abseits der Kirmes- und Maifeierlichkeiten noch den Wunsch nach einem Hasper Heimatabend“, erzählt Claudia Kempa. Mit dieser Anregung wird das Präsidium sich mittelfristig ebenfalls befassen. Darüber hinaus soll eine Premiere aus dem vergangenen Jahr, das sogenannte „Würdenträger-Treffen“, fest im Brauchtumskalender etabliert werden. Dabei werden nicht bloß die klassischen Symbolfiguren des Hasper Brauchtums zusammenkommen, sondern auch Heimatketten- und Verdienstmedaillen-Träger, sowie ULK-Orden-Dekorierte und Wachholderlöffel-Ritter, um das Hasper Miteinander auf eine breitere Basis zu stellen. Der endgültige Termin für 2024 steht allerdings noch nicht fest.
Zu einem besonderen Spektakel dürfte sich derweil in diesem Jahr das Maifest auf dem Hüttenplatz entwickeln. Zum letzten Mal wird dabei Neu-Präsident Michael Kröner in das Kostüm des Kirmesbauern schlüpfen, um seinen roten Schirm mit Herzchen-Dekors an seinen Nachfolger Muhammed Sarac weiterzureichen. Der hünenhafte, 23-jährige Deutsche mit türkischen Familienwurzeln (Jonas Friedhoff: „Natürlich gab es schon Kritik, weil er nicht Max, Moritz oder Markus heißt“) ist gebürtiger Hasper von der Enneper Straße, also genaugenommen ein waschechter Iämpeströter. Während er sein Geld bei Thyssenkrupp in Hohenlimburg verdient, gehört seine Passion von Kindesbeinen an dem Hasper Kirmes-Brauchtum. Mit der Kirmesbauer-Rolle geht für den Zwei-Meter-Mann mit dem Bergmannskreuz ein echter Traum in Erfüllung. Und die sagenumwobenen, sich gen Himmel neigenden Schuhe an seinen Füßen dürften angesichts seiner Gardemaß-Schuhgröße 48 noch deutlich imposanter ausfallen als zuletzt bei Michael Kröner.