Hagen. Ein Blick auf die Publikumszahlen in den Hagener Museen macht einen Trend deutlich: Immer mehr Besucher bleiben weg
Die Besucherzahlen in den Hagener Museumsstätten rutschen schleichend, aber stetig in den Keller. Das zeigt ein 15-Jahres-Vergleich, den die Stadtverwaltung zuletzt im Kulturausschuss unkommentiert als Tischvorlage präsentierte. Dabei ist das Interesse des am Ausstellungsgeschäft interessierten Publikums angesichts der höchst unterschiedlichen Attraktivität und Popularität des Angebots naturgemäß schwankend. Allerdings bleibt festzuhalten, dass Osthaus- und Schumacher-Museum gemeinsam mit Hohenhof, Stadtarchiv, Stadtmuseum und Wasserschloss Werdringen bei einer Rückbetrachtung bis ins Jahr 2009 (Wiedereröffnung Kunstquartier) im Jahresschnitt zwar knapp 50.500 Gäste anlockten, in den beiden Nach-Corona-Jahren jedoch lediglich 39.509 (2022) und zuletzt sogar bloß noch 31.942 Besucher (2023) vorbeischauten. Dabei entrichten diese Gäste anlässlich von Sonderveranstaltungen und Ausstellungseröffnungen noch nicht einmal alle einen Obolus an der Kasse.
Auch interessant
Erhöhung der Eintrittspreise
Den Anlass für den Blick in die Besucherstatistiken der vergangenen Jahre lieferte die ursprüngliche Idee der Kulturpolitiker, im Rahmen der Haushaltskonsolidierung die Eintrittspreise an den einzelnen Museumsstandorten gar um zwei Euro anzuheben, um einen Beitrag für die klaffenden Lücken im Jahresbudget 2024/25 beizusteuern. Allerdings warnte die Fachverwaltung beim Blick auf den klaren Abwärtstrend der vergangenen Jahre vor diesem Schritt: Es bestehe die Gefahr, dass die unschönen Zahlen noch weiter in den Keller getrieben und somit der künftigen Museumsleitung eine allzu heftige Bürde aufgeladen werde. Letztlich, so entschied es die Politik, bleibt es dabei, die Preisschraube – so vom Kämmerer vorgeschlagen – lediglich um einen Euro weiter anzuziehen.
Auf eine vertiefende Debatte zu der langfristigen Bilanz verzichtete der Fachausschuss unter der Regie von Thomas Walter (CDU) angesichts der besorgniserregenden Zahlen jedoch völlig: keine Rückfrage, keine Diskussion, keine Anträge, keine Appelle oder Aufträge an die Verwaltung, mögliche Gegenstrategien zu entwickeln. In der öffentlichen Sitzung herrschte lediglich betretenes Schweigen bei allen politischen Fraktionen und Gruppen – Zielvorgaben: Fehlanzeige.
Beispielhafte Strategie in Essen
Für die Hagener Kultur-Fachverwaltung ist die auf Anregung des Finanzdezernats jetzt beschlossene Erhöhung der Eintrittspreise grundsätzlich das falsche Signal: „In Bezug auf eine Steigerung der Besucherzahlen im Kunstquartier Hagen sowie in allen Museen könnte das Beispiel aus dem Museum Folkwang dienlich sein“, verweist Stadtsprecher Michael Kaub auf die erfolgreiche Besucherstrategie der Essener: „Seit dem Sommer 2015 ist der Eintritt in die ständige Sammlung für Besucher kostenlos.“ Mit dem Effekt, dass die jährliche Gästezahl sich dort mehr als verdreifacht hat sowie vor allem das jüngere Publikum viel zahlreicher die Exponate bestaunt und zugleich erste Lust auf Kunst entwickelt.
In Hagen führte die Eröffnung des Kunstquartiers im Sommer 2009 nach der vieldiskutierten 26,2-Millionen-Euro-Investition in das Objekt zunächst für einen erfreulichen Besucherschub. Besondere Ausstellungen wie die des Landschaftsmalers Otto Modersohn (2013) oder auch des Universalkünstlers Friedensreich Hundertwasser (2015) hinterließen in der Statistik exorbitante Besucherspitzen, die seitdem – trotz der jüngsten, durchaus spektakulären Sylvester-Stallone-, Bryan-Adams- und Dieter-Nuhr-Auftritte – nie wieder annähernd erreicht wurden.
Dämpfer durch Corona und Krieg
Bei der Ursachenforschung verweist Michael Kaub auf Folgendes: „In den vergangenen Jahren gab es einige Verwerfungen, die sich auf das Kunstgeschehen im Allgemeinen ebenso beziehen wie auch auf Besucherzahlen in den deutschen Museen. Aufgrund von Corona musste das Kunstquartier zudem knapp ein Jahr schließen.“ Die Folgen seien auch nach Beendigung der Pandemie zu spüren, vor allem durch die Unsicherheit, sich in geschlossenen Räumen anzustecken, so der Stadt-Sprecher: „Und auch Ereignisse, die auf den ersten Blick wenig mit den Museen zu tun haben, wie der Krieg in der Ukraine, wirken sich auf die Besucherzahlen aus. Die omnipräsenten Nachrichten über Krieg und andere negative Ereignisse dienen nicht dazu, Kunst unbeschwert zu genießen.“
Dennoch bleibe es das Ziel des Karl-Ernst-Osthaus-Museums, durch namhafte Künstlerinnen und Künstler die Attraktivität des Kunstquartiers (Budget inkl. Hohenhof: 4,35 Millionen Euro) wieder zu steigern, kündigt Kaub an: „Allerdings gilt es festzuhalten, dass wir in einer Phase der Haushaltskonsolidierung sind, die noch andauern wird. So sind Ausstellungen mit namhaften Künstlern nur durch Sponsoring möglich, wie in all den Jahren seit der Eröffnung üblich.“
Darüber hinaus seien alle Museen (Jahresbudget fürs Stadtmuseum und Werdringen: 910.000 Euro) im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf den sozialen Kanälen präsent, um Besucher zu akquirieren sowie die Attraktivität zu steigern. Weitere Konzeptideen, um die Publikumsresonanz wieder zu erhöhen, vermochte die Fachverwaltung auf Anfrage der Stadtredaktion nicht zu nennen.