Hagen. Zu unrentabel: Wurst, Fleisch und Käse gibt es im Rewe-Markt auf Emst bald nicht mehr frisch an der Bedientheke. Und was machen die Neubau-Pläne?
Keine guten Nachrichten. . . Das dürfte vielen Emstern aber so gar nicht schmecken: In Kürze wird es in ihrem Stadtteil keinen Metzger mehr geben. Vorbei sind dann die Zeiten, an denen frische Wurst, duftender Schinken, Tartar, Rouladen oder Gulasch an der Bedientheke geordert, Fragen zu Haltungsform und Herkunftsregion beantwortet oder Tipps zur Zubereitung von einem „echten Menschen“ geliefert werden.
Bedientheke gibt es seit vielen Jahren
„In unserem Rewe-Markt gibt‘s bald keinen Metzger mehr“ - diese Nachricht verbreitet sich derzeit auf Emst wie ein Lauffeuer. Seit einer gefühlten Ewigkeit befindet sich im hinteren Teil des Rewe/Kaufpark-Supermarktes an der Gerhart-Hauptmann-Straße/ Karl-Ernst-Osthaus-Straße in Hagen eine Theke, an der Fleisch, Wurst und Käse vom Metzger selbst oder vom Fachpersonal angeboten werden.
Rückläufiger Kundenstrom an Servicetheke
„Es ist richtig, dass die Servicetheke im Rewe-Markt an der Karl-Ernst-Osthaus-Straße demnächst schließen wird. Ein endgültiger Schließungstermin steht derzeit allerdings noch nicht fest“, teilt Annika Amshove auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Die Rewe-Dortmund-Unternehmenssprecherin fährt fort: „Durch den rückläufigen Kundenstrom an der Servicetheke des Marktes auf Emst ist die Rentabilität der Servicetheke leider nicht mehr gegeben.“
„„Es ist richtig, dass die Servicetheke im Rewe-Markt an der Karl-Ernst-Osthaus-Straße demnächst schließen wird. “
Kundinnen und Kunden hätten künftig jedoch weiterhin die Möglichkeit, frische Käse-, Fleisch- und Wurstwaren - allerdings in Selbstbedienung - im Markt einzukaufen.
Und das Personal, das bislang hinter der Frischetheke bediente? „Die Arbeitsplätze der Mitarbeitenden bleiben erhalten. Alle Mitarbeiter sind über die Theken-Situation informiert und konnten in Abstimmung mit ihren Kolleginnen und Kollegen selbst entscheiden, wo und in welchem Bereich sie weiterbeschäftigt werden möchten“, versichert Sprecherin Annika Amshove.
Nach Informationen unserer Zeitung soll die Fleisch-, Wurst- und Käse-Bedientheke Anfang Februar oder Anfang März geschlossen werden. Ein Teil der Mitarbeiter, die dort im Einsatz sind, wird künftig wohl im Rewe-Markt im Eilper Zentrum eingesetzt. Der Markt an der Eilper Straße, der über eine große Bedientheke verfügt, war zweieinhalb Monate geschlossen, da er komplett saniert und modernisiert wurde und feierte am 11. Dezember Wiedereröffnung.
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Und wie soll der gewonnene Platz im Vollsortimenter auf Emst demnächst genutzt werden? Nach Informationen unserer Redaktion ist geplant, im Laden einen im Eigenbetrieb geführten Backshop zu integrieren. Über etliche Jahre gab es im vorderen Bereich des Supermarktes eine Filiale der Bäckerei Emde, die jedoch vor geraumer Zeit geschlossen wurde. Nachher wurde die Kassenzone im Supermarkt erweitert und umplatziert.
Geschäft soll Nahversorgung im Viertel sichern
Der Rewe/ Kaufpark auf Emst ist 350 Quadratmeter groß und wird von den meisten Kunden für einen Vollsortimenter, der die Nahversorgung im Viertel sichern soll, als viel zu klein, eng und längst in die Jahre gekommen, angesehen. Abhilfe soll daher durch einen Neubau auf der Freifläche zwischen Gerhart-Hauptmann-Straße und Haßleyer Straße geschaffen werden. Auf besagtem 9000 Quadratmeter großen Grundstück soll ein moderner Rewe-Supermarkt realisiert werden. Der Vollsortimenter soll knapp 1300 Quadratmeter groß werden, eine Bäckerei mit einem Café-Bereich soll integriert werden. Außerdem möchte sich in dem Gebäude ein Drogeriemarkt auf 660 Quadratmetern ansiedeln.
Frische Fleischwaren in Eppenhausen
Auf Emst gibt es in unmittelbarer Nähe des Rewe-Marktes die Bäckerei/ Café Borggräfe sowie an der nur einen Steinwurf entfernt liegenden Cunostraße eine Filiale der Stadtbäckerei Kamp.
Frisches Fleisch und frische Wurstwaren in relativer Nähe gibt es künftig nur in Eppenhausen im Fleischerei-Fachgeschäft Wittenstein sowie im Edeka-Markt von Michael Clever.
38 Bäume werden gefällt
Um eine Anfahrt für Kunden sowie Lieferfahrzeuge zu ermöglichen, müssen 38 Bäume gefällt werden (eine Ersatzbepflanzung in der näheren Umgebung soll erfolgen).
Rückblick: Die ersten Gespräche, einen größeren Supermarkt auf Emst zu bauen, fanden vor 17 Jahren statt. Die Themen Erweiterung bzw. Neubau ploppten dann immer wieder auf.
Auf früherem Bolzplatz
2015 beschloss die Stadt, dass im Stadtteil Emst eine bessere Grundversorgung durch die Erweiterung des bisherigen Einzelhandels an der Gerhart-Hauptmann-Straße geschaffen werden soll und stellte daher für eine „qualitativ hochwertige Bebauung“ ein städtisches Grundstück zur Verfügung – besagtes Areal gegenüber der neuen Feuerwache an der Haßleyer Straße (dort befand sich vor Jahren ein Bolzplatz).
Es wurde ein Investorenwettbewerb ausgeschrieben, den die Michael Brücken Immobilien GmbH gewann (mittlerweile ist Brücken/Kaufpark in Rewe/Dortmund integriert). Dann kamen die Corona-Pandemie und die Hochwasserkatastrophe - und immer mehr Zeit ging ins Land.
Jörg Meier, Architekt, SPD-Ratherr und selbst Emster, beschäftigt sich seit Jahren mit dem Projekt „Moderner Supermarkt auf Emst“. Meier hat sich vor wenigen Tagen bei der Verwaltung nach dem aktuellen Stand des Bauvorhabens erkundigt.
Bebauungsplan wird im 1. Quartal 2024 ausgelegt
„Im ersten Quartal 2024 möchte die Verwaltung den Bebauungsplan samt Gutachten öffentlich auslegen“, sagt Jörg Meier, „Bürger können sich dann beim Planungsamt informieren und Fragen stellen“. Vor oder nach der Sommerpause würde sich der Rat der Stadt dann der Sache wieder annehmen. Die Eröffnung des neuen Supermarktes werde sich wohl bis 2025/2026 hinziehen.