Hagen. Die Idee zu einem größeren Supermarkt in Hagen-Emst ploppte vor 16 Jahren auf. Nun kommt Bewegung in die Sache. Und vielleicht auch Protest.
Ein größerer, zeitgemäßer Supermarkt auf Emst – ob er jemals realisiert wird? Nun stehen die Signale tatsächlich auf Grün. „Wir sind einen großen Schritt weiter“, sagt Jörg Meier, Vorsitzender der Vereinsgemeinschaft Emst-Bissingheim, der die Idee seit über 16 Jahren begleitet. Damit spielt Meier – Architekt, SPD-Ratsherr und selbst Emster – auf eine terminierte Bürgeranhörung an. In einem knappen Monat, am 23. Mai, wird nun also den Bürgerinnen und Bürgern die Planung vorgestellt, es werden Erläuterungen zum Projekt abgegeben und Fragen können gestellt und nach Möglichkeit auch beantwortet werden.
Bürgeranhörung steht an
Die Bürgeranhörung könne durchgeführt werden, so heißt es in der öffentlichen Beschlussvorlage der Verwaltung, da jetzt Fachgutachten vorlägen und ein Planungsstand erreicht sei, der „durch besondere Qualitäten überzeuge“.
Dass nun Bewegung in die Sache kommt, erfreut auch Ralf Quardt. „Die Nahversorgung auf Emst ist problematisch, da muss was passieren“, so der Bezirksbürgermeister in Hagen-Mitte; der Stadtteil Emst fällt in seinen Bereich.
Die Themen Erweiterung bzw. Neubau ploppten immer mal wieder auf
Rückblick: Die ersten Gespräche, einen neuen Supermarkt auf Emst zu bauen, fanden vor mehr als 16 Jahren statt. Der vorhandene Kaufpark, einziger Vollsortimenter im Viertel, war mit seinen 350 Quadratmetern Fläche schon damals viel zu klein. Die Themen Erweiterung bzw. Neubau ploppten immer mal wieder auf.
Im März 2015 beschloss die Stadt, dass im Stadtteil Emst eine bessere Grundversorgung durch die Erweiterung des bisherigen Einzelhandels an der Gerhart-Hauptmann-Straße geschaffen werden soll und stellte daher für eine „qualitativ hochwertige Bebauung“ ein städtisches Grundstück zur Verfügung – die große Freifläche gegenüber der neuen Feuerwache an der Haßleyer Straße (dort befand sich vor Jahren ein Bolzplatz).
Konkret wurde es schließlich im September 2018, als der Rat der Stadt die Verwaltung per Beschluss beauftragte, mit dem Gewinner des im Vorfeld ausgeschriebenen Investorenwettbewerbs Verhandlungen über einen städtebaulichen Vertrag zur Errichtung eines Vollsortimenters aufzunehmen.
Lob für Michael-Brücken-Entwurf
Gewinner des Wettbewerbs war die Michael Brücken Immobilien GmbH (mittlerweile ist Brücken/Kaufpark in Rewe/Dortmund integriert). Der Entwurf, so hieß es damals lobend, habe die Lage und Situation des Grundstücks beachtet und würde sicherstellen, dass die direkten Anwohner durch den Neubau so wenig wie möglich beeinträchtigt würden.
Im März 2019 beschloss der Rat auf Antrag der Rewe-Gruppe dann die Einleitung des Verfahrens zur Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes und die Teiländerung (Einzelhandel Emst) des Flächennutzungsplanes wurde eingeleitet. Etliche städtebauliche und technische Themen (u.a. Zufahrt, Leitungsverlegung, Grünkonzept) mussten geklärt werden.
Eröffnung könnte Anfang 2026 sein
„Und dann kam 2020 die Corona-Pandemie und im Sommer 2021 auch noch die Hochwasserkatastrophe, von der viele Rewe-Märkte betroffen waren und deshalb saniert werden mussten“, erklärt Jörg Meier die enorme zeitliche Verzögerung des Projektes „Moderner Supermarkt auf Emst“. Wenn jetzt das gesamte Prozedere zügig und glatt verliefe, gehe er, Meier, von einer Eröffnung des neuen, 1500 Quadratmeter großen Rewe-Marktes plus Drogeriemarkt Anfang 2026 aus.
Der Neubau – es wird von einer neunmonatigen Bauzeit ausgegangen – soll sichelförmig mit begrüntem Dach errichtet werden. Laut Informationen unserer Zeitung will Rewe (die Rewe-Gruppe baut das Objekt selbst) eine zum Gesamtkomplex gehörende Fläche an einen Drogeriemarkt untervermieten. Eine dritte, kleinere Fläche ist für ein Café/ Bistro oder einen Eissalon vorgesehen; dort soll eine Anlaufstelle, ein sozialer Treffpunkt für die Emster Bürger entstehen.
Und wie könnte die Zukunft des Gebäudes, in dem bisher der Kaufpark beherbergt ist, aussehen? „Ich könnte mir dort gut eine Art Mobilitätsstation vorstellen. Mit Fahrradstellplätzen, Car-Sharing- und Taxiständen sowie E-Ladestationen“, sagt Jörg Meier. Und weiter: „In das dann leer gezogene Kaufpark-Ladenlokal plus Lager würde doch bestens ein Fahrradhändler passen. Solch ein Geschäft würde sicherlich gut im grünen Stadtteil Emst laufen.“
<<< Weitere Infos:
Der Neubau soll wie ein Lärmschutzhügel errichtet werden, der die Wohnbebauung in der Nähe abschirmt. Die circa 70 Parkplätze sowie die Anlieferungszone sollen ausschließlich über die Haßleyer Straße und nicht wie bislang über die Gerhart-Hauptmann-Straße angesteuert werden.
Ob Anwohner Klage gegen den geplanten Neubau einreichen, bleibt abzuwarten. Einige befürchten wohl durch den Neubau auf der Freifläche in direkter Nähe eine Wertminderung ihrer Wohnhäuser.
Die Zukunft des bestehenden Kaufparks samt des zweiten Gebäudeflügels mit Café/Bäckerei Borggräfe, Kiosk, Änderungsschneiderei und Wohnungen ist ungewiss. Der Komplex verteilt sich auf mehrere Eigentümer.
Die Bürgeranhörung findet am Dienstag, 23. Mai, um 18 Uhr in der Grundschule Boloh statt. Ergänzend liegen die entsprechenden Unterlagen auch im Hagener Rathaus zur Einsicht aus.